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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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herbeigeschlendert, als wäre die Schenke die mit Binsen und Duftkräutern ausgestreute Große Halle einer Burg. Ihr Haar war lang und so blond, dass es fast weiß schimmerte, das schmale, bestickte Band um ihre Stirn war durchwirkt von Silberfäden. Ihren dunklen Umhang hatte sie über eine Schulter zurückgeworfen, und sie sah sehr beeindruckend aus.
    Was sie ganz gewiss auch für Jamie gewesen war, als er vor fünfzehn Jahren als Knappe in FitzWalters Haushalt aufgenommen worden war. Damals war er vierzehn gewesen und Chance verführerische achtzehn. Verführerisch war sie auch jetzt für die Männer in der Schenke, die sich umdrehten, um sie vorbeigehen zu sehen. Als sie jedoch ihre wehrhafte Eskorte sahen, wandten sie rasch den Blick ab.
    Jamie schaute hinüber, dann trank er noch einen Schluck von seinem Ale. Es war nicht gut. Er setzte den Becher ab.
    »Jamie«, murmelte sie, während sie näher kam.
    Er warf einen Blick über sie, ohne sich ihr ganz zuzuwenden. »Chance.«
    Sie legte die Hand auf den schmierig-schmutzigen Tresen und lächelte Jamie an. »Ich bin überrascht.«
    »So siehst du nicht aus.«
    »Ich habe dich gesucht.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Wir haben gehört, du wärest noch auf dieser kleinen Jagd.«
    »Was für einer Jagd?«
    Sie lächelte träge und schaute über seine Schulter. »Wo ist dein Ry?«
    »Schläft.«
    Sie lächelte ihr Katzenlächeln. »Du bist nie ohne ihn.«
    »Jetzt bin ich es.«
    »Er wird vermisst. Lucia verzehrt sich nach ihm.«
    »Wir sind seit Jahren nicht mehr in Baynards Dienst.«
    »So wie sie.«
    »Ich sehe, du hast ein Heer mitgebracht. Was hast du mit ihm vor?«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Du hast es noch nicht gehört?« Sie beugte sich leicht vor, und die Silberstickerei am Halsbündchen ihres Kleides funkelte im Fackelschein. »Wir haben London eingenommen.«
    Er fühlte tiefe Winterkühle durch seine Brust strömen. »Aha.«
    »Aus jedem Winkel des Königreiches marschieren Truppen nach London, um sich den Rebellen anzuschließen. FitzWalter sucht Verbündete. Er ist bereit, jenen Gnade zu erweisen, die jetzt um sein Wohlwollen bitten.«
    »Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Meinst du damit mich?«
    »Das hängt von deiner Antwort ab.« Sie lächelte wieder ihr Katzenlächeln. »Ich habe dir einen Vorschlag zu machen.«
    Eva drückte sich an der Wand der Schenke entlang und machte dieses Mal keinen Versuch, wie eine Magd auszusehen. Dieses Mal würde sie unsichtbar sein.
    Es war ziemlich voll, was es einfacher machte, nicht aufzufallen. Sie bewegte sich nach hinten, wo eine kleine Trennwand den Raum unterteilte. Auf der einen Seite waren Eva und all die übel riechenden, normalen Männer, und auf der anderen waren Jamie und diese Frau, die aus seiner Vergangenheit, die, die er ach-so-dringend hatte treffen müssen.
    Er stand mit der Hüfte gegen einen Stuhl gelehnt und hatte einen Fuß auf dessen niedrigen Querstab gestellt. Sein Umhang hing ihm trügerisch lässig um die Schultern, fiel bis über den Stuhl und verbarg das, was, wie Eva wusste, eine Anzahl von scharfen Klingen war.
    Also warum war sie hier, in dieser finsteren kleinen Schenke? Um die Wahrheit zu sagen – sie wusste es nicht. Sie wusste nur, warum sie nicht hierhergekommen war.
    Sie hätte herkommen können, um Father Peters Leben zu retten, denn sie hatte keine Chance, ihn ohne Jamies Hilfe wiederzubekommen. Aber das war es nicht.
    Sie hätte herkommen können wegen dieses kleinen Fitzelchens von Neugier – eigentlich so winzig, dass es kaum wahrnehmbar war – auf die gertenschlanke Frau aus Jamies Vergangenheit. Aber auch das war nicht der Grund.
    Sie hätte herkommen können, weil sie in Rys Stimme etwas gehört hatte, was sie wiedererkannt hatte: die tiefe Sorge um einen Menschen, den man nicht beschützen konnte.
    Vielleicht war sie aber auch deswegen hergekommen: wegen des verwirrenden Ansturms der tiefen Gefühle, die sie für Jamie empfand.
    Eines war gewiss: Sie tat dies hier nicht , weil Jamie ihre Hilfe brauchen könnte. Der Feind, der sie entführt, gefesselt und gefangen gehalten hatte, war jetzt dabei, die eine Sache zu vollenden, die sie und jeden, den sie liebte, zerstören würde.
    Es wäre ein lächerlicher Grund, sein Leben aufs Spiel zu setzen.
    So nah an den beiden, wie es möglich war, setzte Eva sich auf eine der Bänke an der Wand und konzentrierte sich auf das, was die beiden sprachen.

31
    I ch habe dir einen Vorschlag zu machen.«
    Jamie beendete

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