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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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brauchen, um mich je wieder durch die Tore Londons zu bringen.«
    »Komm schon, Jamie. Ich kann dir versichern, dass FitzWalter dir deine Mühen entlohnen wird. Er weiß, dass du uns wieder von Nutzen sein kannst – wenn du dich deiner Treuepflichten entsinnst.«
    »Meiner Treuepflichten?«
    Eva sah das, was sie nur als das Lächeln einer Katze beschreiben konnte. »Und als Gegenleistung für einen solchen Treueid verspricht er, die Situation zu bereinigen, die dich so lange gequält hat, und dafür zu sorgen, dass du Land erhältst. Viel Land.«
    »Mein Gelöbnis? Der Lehnstreue?«
    Die Frau nickte.
    »Mein Gelöbnis gegenüber einem Mann, der seinen Eid gebrochen, seine Treue aufgesagt hat? Meine Lehnstreue gegenüber einem Mann, der versucht hat, einen Königsmord zu begehen?«
    Die Finger der Frau schlossen sich wie Katzenkrallen um Jamies Unterarm. »Deine Erinnerung trügt dich, Jamie Lost«, zischte sie, aber Eva hörte jedes Wort so scharf wie einen Stich. » Er hat nicht versucht, den König zu töten. Du warst es.«
    Eva zuckte zurück, als habe man sie geschlagen.
    Jamie? Ein Königsmörder?

32
    M it jedem Schlag seines Herzens schien die Luft um Jamie kälter zu werden.
    Es lag nicht daran, dass er überrascht war, die Wahrheit zu hören; schließlich kannte er seine Vergangenheit gut genug, ebenso wie Chance. Nein, es war dieser kleine Splitter von etwas, was größer war als ein Schock oder gar Angst, ein kleiner Pfeil, kaum sichtbar, aber schmerzhaft scharf, ein kleiner dunkler Schatten, der nicht zu verscheuchen war, ohne dass es ihm das Herz zerreißen würde.
    Nachdem er als Kind die Jahre auf den Straßen Londons überlebt hatte, in denen es gelegentliche Besuche in Rys Zuhause gegeben hatte, um sich von dessen Mutter Kopf und Herz wieder zusammenflicken zu lassen, hatte Jamie einen Mentor in dem aggressiven, ehrgeizigen Robert FitzWalter gefunden, dem mächtigen Lord of Dunmow und, noch bedeutender, Baynard Castle in London.
    FitzWalter hatte die Skrupellosigkeit des Gassenjungen ebenso erkannt wie sein Geschick im Umgang mit den Waffen, die auf der Straße üblich waren. Er hatte Jamie bei sich aufgenommen und seine Fähigkeiten zu einem Furcht einflößenden Können geformt, und das für einen einzigen Zweck: sein Königsmörder zu sein.
    FitzWalter hatte dafür gesorgt, dass Jamie eine Anstellung als Mitglied in König Johns Leibgarde bekam, aber Jamie selbst sorgte dann für seinen raschen Aufstieg in des Königs Mannschaft. Ein Knabe unter so gestandenen Männern wie Engelard Cigogné und Faulkes de Bréauté, Brian de Lisle und John Russell. Letztendlich gelang es ihm sogar, eine bevorzugte Stellung selbst unter den Günstlingen einzunehmen, indem der König Jamie in allem vertraute. Er wurde auf Missionen von höchster Geheimhaltung und Bedeutung geschickt und erstattete nur dem König selbst Bericht. Zahlmeister, Diplomat, Berater, Captain seiner Männer – mit der Zeit wusste Jamie über alles Bescheid in Johns Königreich. Über jeden Fall, der vor dem Königsgericht verhandelt wurde, jede Edelfrau, nach der John gierte, jede geplante Invasion, jede aufgezeichnete Ausgabe: Jamie wusste alles.
    Dann, vor drei Jahren, war die Frucht reif gewesen. König John plante, in Wales einzufallen, und der Mord, den Jamie begehen sollte, war bis in das kleinste Detail vorbereitet. Und Jamie war dazu bereit, war darauf vorbereitet gewesen, sein Schicksal zu erfüllen – selbst jetzt erinnerte er sich an das dumpfe Dröhnen, das seine Ohren gefüllt hatte –, bis er im letzten Moment erfahren hatte, wen Robert FitzWalter und seinesgleichen statt John auf den Thron setzen wollten: Simon de Montfort, den grausamen, scheinheiligen Schlächter des Heiligen Krieges gegen die Albigenser in Südfrankreich. Das überschritt bei Jamie eine Grenze, die er selbst nicht verstanden hatte und die er selbst jetzt noch immer nicht in Worte fassen konnte. Aber er musste es auch nicht aussprechen, um es zu wissen.
    Also hatte er die Seiten gewechselt. Er hatte dem König den Mordplan enthüllt – ohne zu sagen, welche Rolle er darin hatte spielen sollen –, hatte seinen Mentor verraten und sich mit dem König verbündet, den zu töten er einst geschworen hatte.
    John hatte vor Wut und Angst fast wie tollwütig reagiert. Köpfe rollten, Lehnsgüter wurden eingezogen, die Rebellenführer flohen ins Exil, und eine Eskorte von Armbrustschützen, die Finger am Stecher, umgab den König Tag und Nacht.
    Jamies Rolle war

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