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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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hinunter, sobald der letzte Soldat vorbeigegzogen war. Der hochgewachsene, langgesichtige Fährmann schaute überrascht drein, als Eva mit ihrer verhüllten Schar näher kam. Der Sergeant, ein Subalterner, der die Farben Robert FitzWalters trug, stand dickbäuchig und mit grimmigem Gesicht auf der Uferböschung.
    Eva trat vor.
    »Keine Überfahrt für euch«, sagte der Sergeant, bevor Eva überhaupt den Mund aufgemacht hatte. »Kehrt wieder um.« Er drehte sich dem Fährmann zu. »Stoßt ab.«
    Der Fährmann, groß und blass, hatte seine Stake ins Wasser eingetaucht, als Eva ihn ansah und leicht die Hand hob. Es war kein Befehl, noch nicht einmal eine befehlende Geste, trotzdem hielt er inne. Sie wandte sich dem Sergeant zu.
    »Sir, es tut mir leid, Euch zu belästigen, aber wir müssen noch heute Abend den Fluss überqueren.«
    Es kostete ihn einen Moment, ihr seinen in glänzendes Leder gehüllten Leib ganz zuzuwenden. Er war gut einen Kopf größer als sie, der mit nichts als Luft gefüllt sein musste, denn er sah sie aus zusammengekniffenen Augen misstrauisch an und fragte: »Ach ja?«
    Sie nickte, als hätte er etwas sehr Gescheites gesagt. »Genau, Ihr habt recht, wir müssen heute Abend hinüber, Sir.«
    Ihn zu veranlassen, diesem Vorhaben zuzustimmen, schien keinen Erfolg zu haben, aber die Wiederholung half, dass Evas Worte in die Tiefen seines Schädels vordrangen. Und sie ließen ihn die Stirn furchen.
    »Nicht heute Abend. Euer Haufen kann die Nacht hier verbringen und die Freuden der Gastfreundschaft der Truppe genießen. Oder du lässt sie deine Freuden genießen.« Er lachte bellend. »Morgen früh könnt ihr vielleicht hinüber. Wenn du mir die Mühe wert bist«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
    Eva zeigte hinter sich, auf die Männer, deren Leben in diesem Moment in ihren Händen lag. »Ihr werdet nicht wünschen, dass diese Männer Eurem Lager zu nahe kommen, Sir. Lord Robert würde nicht erfreut sein. Ich würde dieses Risiko für all seine ehrbaren Männer lieber nicht eingehen.«
    Er musterte sie finster. »Welches Risiko?«
    Sie zuckte bekümmert mit den Schultern. »Es war ein höchst ansteckender Fall.«
    Seine Augen verengten sich merklich, er schwankte zwischen Argwohn und großer Verwirrung. Er schaute wieder zu Ry und Jamie und Roger, die alle ihre Kapuzen bis zu ihrer Nasenspitze heruntergezogen hatten und leicht nach vorn gebeugt dastanden. Alle trugen Handschuhe, und alle hielten ihr Pferd am Zügel.
    »Fall? Ein Fall von was?«
    Sie seufzte schwer. »Ein Fall traurigen Dahinscheidens. Und nun sind sie alle von Geschwüren bedeckt.« Sie machte eine weit ausholende Armbewegung, die alle drei Männer einschloss, dann streckte sie einen Finger aus und zeigte auf Jamie. »Aber bei ihm hat es sich überall ausgebreitet. Und ich übertreibe kein bisschen: überall .«
    Sie wies in Richtung seiner Lenden und beschrieb mit dem Finger einige Male einen Kreis in der Luft, rundherum um seine privateste aller Stellen.
    Der Sergeant wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Es war ganz schrecklich anzusehen, Sir. Oder eben auch nicht zu sehen, wie der Fall lag. Er ist einfach zusammengeschrumpelt und … abgefallen.«
    Dieses Mal machte der Mann einen so großen und entschlossenen Schritt zurück, dass er fast die Uferböschung hinuntergestürzt wäre. Ihren Vorteil nutzend, stellte sich Eva dicht vor ihn hin und senkte die Stimme.
    »Sogar die Mönche waren beunruhigt, was der Grund ist, warum ich die Männer hier eilig ins Lepradorf beim Priorat bringen muss, wo sie nur die bösartigsten Fälle behandeln.«
    Sie verzichtete darauf zu sagen, welches Priorat, aber den Sergeant schien diese Unterlassung nicht zu interessieren.
    »Um Himmels willen, geht.« Er fauchte den Fährmann an, der blass geworden war. »Du da, bring sie rüber. Los, weitergehen«, befahl er noch einmal, wobei er auf ausreichend Abstand achtete, eher im Ufermatsch landen wollte, als den Aussätzigen zu nahe zu kommen. Er ließ Eva, Roger und Ry nicht aus den Augen, als sie an ihm vorbeigingen, aber Jamie wagte er nicht einmal anzusehen.
    Eva nickte ihm ruhig und würdevoll ihren Dank zu und ließ ihre Patienten als Erste an Bord gehen. Auch der Fährmann hielt Abstand zu den verhüllten Aussätzigen, soweit die kleine Fähre es zuließ. Und so überquerten die vier den Fluss. Die Pferde schwammen im sanft gluckernden Wasser hinterher.
    Sie standen so weit hinten auf der flachbodigen Fähre wie möglich, als Jamie sich

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