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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Wade zu massieren. Jamie schaute weg und konzentrierte sich wieder auf Dickon. »Meine Schienbeine sind gewiss nicht neidisch auf Euren Kopf. Uns zu dieser Fähre zu führen war ein ausgesprochen schlechter Plan.«
    Ry und Roger machten eine Pause bei ihrer Waffenübung, und Ry schaltete sich helfend ein. »Ich stimme Eva zu.«
    Jamie stützte den Arm auf Dickons Rücken und schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich vor zwanzig Jahren in die Themse werfen sollen. Welchen anderen Weg hätten wir sonst nehmen können?«
    Zumindest Roger blieb ein zuverlässiger Unterstützer. Er schwitzte leicht von der Anstrengung, als er sagte: »Es gab keinen anderen Weg, Sir. Gar keinen. Und kümmert Euch nicht um Eva. Sie mag es … zu initiieren.«
    Sie sah Roger mit all der ernsten Weisheit einer älteren Schwester an. »Das ist eine schändliche Lüge, Roger. So etwas tue ich nicht. Ich weise lediglich auf die Dinge hin. Wie auf die Tatsache, dass deine Beinlinge nicht geschnürt sind, dort vorn.«
    Er schaute dorthin, wohin sie zeigte, und begann sofort, die schmalen Lederbänder zuzubinden, die seine Beinlinge am Gürtel hielten. Eva lächelte Jamie über Rogers gebeugten Kopf hinweg an. Langsam erwiderte er das Lächeln.
    Sie hatte nicht nur einen messerscharfen, einfühlsamen Verstand, sondern auch einen Körper, der, wie er wusste, aus wohlgeformten Kurven bestand. Jetzt, da er sie berührt hatte, begehrte er sie stärker denn je.
    Aber es war mehr als nur Begehren. Wie der Sonnenfleck, in dem sie gerade jetzt saß, ließ sie Gedanken aufblitzen, denen er so nie zuvor begegnet war. So sehr, dass sie in ihm, trotz ihres dunklen Geheimnisses, den Wunsch weckte, zu lächeln und sogar zu lachen, und dieses Wollen war sogar ein noch selteneres Gefühl als das Lachen an sich.
    Aber schließlich weckte Eva in ihm den Wunsch, viele Dinge zu tun, die er nie zuvor getan hatte, und nicht alle schlossen ein, sie hochzuheben gegen eine Hauswand und sich zwischen ihre Beine zu drängen. Die Erinnerung an dieses Abenteuer pochte noch zwischen seinen Beinen. Ihren Körper oder ihr Gesicht im Licht der untergehenden Sonne anzusehen, half nur wenig, das zu mindern. Es bewirkte eher das Gegenteil.
    »Ihr habt von Eurem Wein gesprochen«, sagte er, was bewies, sie war eine Elfe.
    »Ah, seht Ihr?« Sie lächelte glücklich. »Ich bringe Euch bereits dazu, Euer Ale aufzugeben. Lasst mich nachdenken … wo war ich stehen geblieben?«
    »Dass du am Fluss sitzt und langsam einen Rausch bekommst«, meldete sich Roger zu Wort, den Kopf noch immer gebeugt und noch immer damit beschäftigt, die Beinlinge anzubinden. Er musste sehr daran gewöhnt sein, dass Eva solch fantasiereiche Geschichten erzählte. Vielleicht hatte sie sie ihm als Gutenachtgeschichten erzählt, als Roger ein Junge gewesen war und sie ihn zum Schlafen gelegt hatte.
    Jamie spürte ein diffuses, wenngleich scharfes Ziehen in seiner Brust.
    »Ah, ja, Roger, danke, dass du mich daran erinnerst«, sagte sie mit dieser Stimme, die Jamie nur als reizend beschreiben konnte, wobei es ihm nichts Gutes verhieß, sie liebreizend zu finden, nicht bei dem, was noch kommen würde. »Wir würden betrunken sein«, begann sie, und Roger grinste, »und während ich meinen Wein trinke, würde ich über meine Schulter schauen und mein kleines Haus sehen, mit dem roten Dach und dem Garten. Ich würde das Abendessen zubereiten, und bevor ich das Feuer anzünde, gerade um diese Zeit des Abends, würde ich hinausgehen und am Fluss sitzen und …« Sie verstummte.
    Jamie war wie gefangen von der Macht der einfachen Bilder, dem roten Dach, Eva, die Abendessen kochte, Eva, die ihren Wein trank, Eva, die bei Sonnenuntergang am Fluss saß. Eva.
    »Und vielleicht gibt es auch kleine Kinder«, schloss sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
    Alles hielt dieses Letzte in weiter Ferne. Ihre leise Stimme, ihre Worte: Alles war so leise gesprochen wie ein Atemhauch. Sie besaß nichts von all dem. Es gab kein Mein oder Ich oder Eines Tages werde ich . Es war alles unbestimmt und ungewiss, und es waren Dinge, die auch auf ihn zutreffen könnten.
    Eva wusste genauso viel wie er darüber, wie es sich anfühlte, nicht dazuzugehören.

37
    I hr Lager war rasch errichtet, und Ry übernahm die erste Wache. Auf Jamies leise Bitte hin nahm er Roger mit.
    Eva stand neben dem Feuer, stieß mit der Fußspitze kleine Steine aus ihrem Erdbett und zerbrach in ungewohnter Unruhe kleine Zweige. Jamie saß mit ausgestreckten

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