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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Ry zuwandte. »Wir können nicht in dieses Nest von Soldaten hineinmarschieren. Allein schon die Pferde werden Aufmerksamkeit erregen. Es scheint, dass FitzWalter nicht den Befehl zum Plündern gegeben hat, aber einem Heer in Bewegung kann man nicht trauen.«
    »Zumindest wir werden das nicht tun.«
    »Deshalb werden wir ihn bestechen.«
    Eva, die knapp einen halben Meter entfernt stand, versuchte, das Schwanken der Fähre mit ihrer Körperhaltung auszugleichen. Roger, der neben ihr stand, sah ein wenig blass um die Nase aus.
    »Lasst mich verhandeln«, schlug Eva leise vor. Ihr Blick und Jamies trafen sich, und sie streckte die Hand aus. »Ich verstehe Euer Zögern, Euer Geld mit mir zu teilen, aber er verhandelt vielleicht lieber mit mir als mit einem großen, wütenden Aussätzigen, dessen …« – sie zog die Augenbrauen anzüglich hoch und legte den Kopf schief – »… abgefallen ist.«
    »Geschrumpelt und abgefallen«, korrigierte Jamie sie.
    Sie lächelte kaum merklich. »Wie traurig. Solch ein Potenzial verschwendet.«
    Ry schnaubte leise. Der Wind blies mit munterer Kraft durch den Kanal des Flusstales und ließ die Fähre auf dem Wasser hüpfen, während Eva sich mit leichten Schritten zum Fährmann begab.
    »Guter Herr, dürfen wir Euch um einen kleinen Umweg bitten?«
    Sie hätte ebenso gut darum bitten können, ihm die Augen auskratzen zu dürften. Seine Kinnlade fiel herunter, dann schloss er den Mund mit einem schnappenden Laut. »Einen Umweg? Seid Ihr verdammt noch mal wahnsinnig? Diese Fähre fährt jetzt für Lord Robert, und wenn ich seine Männer nicht über den Fluss bringe …« Er verstummte beim Anblick der Silbermünzen in Evas flacher Hand.
    »Nur einige wenige Yards flussabwärts, das ist alles, um das wir bitten. Ich denke nicht gern daran, was diese Soldaten einer Frau und drei Aussätzigen antun könnten.«
    »Ich weiß, was sie mir antun werden. Sie werden mir den Kopf abschlagen«, sagte der Fährmann mit Nachdruck, schielte dabei aber auf die Münzen.
    Eva schaute auch darauf. »Aber die Strömung hier kann rasch und wechselnd sein, nicht wahr? Sie müssen sich in dieser Beziehung auf Euch verlassen, oder? Und schließlich bewahrt Ihr sie vor einer schrecklichen Gefahr, wenn Ihr die Aussätzigen von ihnen fernhaltet. Selbst der tapfere Sergeant am Hafen war einverstanden. Wie könnte Lord Robert dagegen etwas einzuwenden haben?«
    Noch bevor die Dämmerung einsetzte, befanden sie sich flussabwärts am Beginn eines schmalen Pfades, ausgerüstet mit Hinweisen, wie sie am besten die dunklen Wälder durchquerten, um auf die Straße nach Norden zu gelangen, zu ihrem neuen Ziel: die Stadt Gracious Hill.

36
    S ie ritten schweigend den Pfad hinauf, hielten dann an, damit die Pferde trocken werden konnten, ehe sie sie wieder sattelten. Jamie stand neben Dickon und rieb ihn mit einem rauen Tuch trocken. Roger und Ry übten derweil mit dem Schwert, während das Licht des Sonnenuntergangs in breiten Streifen aus gelbem Glanz durch die Baumkronen fiel. Dort, wo die Bänder aus Licht auf den Boden trafen, leuchtete die Erde in einem üppigen Braun.
    Eva saß mit geschlossenen Augen inmitten eines solchen Lichtstrahls auf einem moosbewachsenen Baumstumpf. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und massierte sich mit den Daumen in langsam kreisenden Bewegungen die Wade. Jamie beobachtete sie dabei einen Augenblick lang, dann wandte er den Blick ab und fuhr damit fort, Dickon abzureiben.
    »Findet Ihr dies alles manchmal nicht ziemlich lästig?«, richtete sie unvermutet ihre Frage an seinen Rücken. »All dieses Jagen und Gefangennehmen und Davonlaufen vor Soldaten?«
    »Meistens sogar«, entgegnete er lapidar. Er zog einen langen Schwung mit dem Tuch über Dickons glänzenden Rücken. Das Pferd schlug seinen kastanienbraunen Schweif hin und her. »Ich würde viel lieber mit einem Krug Ale an einem Feuer sitzen.«
    Sie stieß einen ungeduldig klingenden Laut aus. »Ihr Engländer und euer Ale. Ich würde an einem Fluss sitzen, mit einem kleinen Becher Wein und der Sonne, die auf meine Schienbeine scheint.«
    Er war verblüfft und hielt inne. »Auf Eure … Schienbeine?«
    »Sie sehen die Sonne nur selten. Sie sind eifersüchtig auf meinen Scheitel.«
    Er grinste leicht und schaute herüber. »Nicht auf das darunter?«
    Sie lächelte ihn spitzbübisch an. »Ihr meint meinen Verstand? Meine äußerst klugen Gedanken?« Sie hatte inzwischen die Haltung gewechselt und begann jetzt, die andere

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