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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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wie er mit den Flügeln schlug, und merkte, dass sie flogen.
    »Wohin bringst du mich?«, versuchte sie zu fragen, aber er hielt sie so eng an sich gepresst, dass sie kaum atmen geschweige denn sprechen konnte. Sie spürte die windlose Stille über der Atmosphäre und fühlte, wie die Schwingen die tödliche Leere peitschten. Wir fliegen wohl unter den Sternen, dachte sie noch, ehe Kälte und luftlose Finsternis ihre Gedanken lähmten, und sie das Bewusstsein verlor.
    Zuerst merkte sie, dass sie wieder atmen konnte. Er hatte seinen Griff gelockert. Noch immer war die Atmosphäre dünn, aber sie konnte wenigstens atmen. Die großen Schwingen des Engels der Nacht schlugen unaufhörlich; sie spürte den Auftrieb des Fluges. Und die schreckliche Kälte.
    Sie schwebten nieder. Aeriel merkte es am Wechsel seines Flügelschlags, und unten, in der Tiefe hörte sie einen dünnen Klagelaut, ein Jammern, fast ein Schreien. Das Klagen wurde lauter und schrecklicher, je näher sie ihm kamen. Jetzt klang es schrill und heiser, ein Jaulen, Heulen, Kreischen wie hysterisches Gelächter, in dessen Mitte sie sich herabsenkten. Sein Flügelschlag wurde so schnell, dass Aeriel fast die Sinne schwanden. Das Schreien schwoll an. Der Ikarus berührte den Boden, und seine Schwingen ruhten. Er ließ Aeriel los, und sie fiel vor seine Füße wie ein Häufchen Elend.

    »Steh auf!«, befahl er.
    Aeriel hob den Kopf und blickte sich um. Sie befanden sich auf der Terrasse eines Turms, eines sehr hohen Turms aus kaltem grauen Stein, der tot und stumpf im Licht wirkte. Den Mittelpfeiler umzog eine Wendeltreppe, hoch bis zur Fahnenplattform oberhalb der Turmterrasse. Der Stoff der Fahne musste aus Hexenatem gewoben sein, dachte Aeriel, wie hätte sie in dieser Höhe sonst so leicht in der dünnen Luft wehen können?
    Ungeheuer hockten oben auf den Zinnen, magere Geschöpfe im gleichen stumpfen Grau der Steine. Sie starrten Aeriel aus hohlen Augen an und klirrten mit ihren Silberketten. Die meisten hatten Flügel aus Haut oder Federn, und sie leckten ihre Schnäbel oder Zähne mit gespaltenen Zungen. Zwei schritten ruhelos auf ihrem Platz hin und her; andere wimmerten und hackten nach ihren Klauen, putzten ihre Felle, Federn oder ihr Schuppenkleid.
    Eines der Untiere schnappte nach Aeriel. Sie wandte sich erschreckt ab und drückte sich enger an den Vampir. Der ging jedoch zu der Öffnung im Boden, von der aus die Stufen der Wendeltreppe nach unten führten.
    »Komm!«, sagte er. »Sie werden dir nichts tun, solange ich bei dir bin. Aber alleine solltest du nicht hier hingehen.«
    Aeriel sah ihn zum ersten Mal mit vollem Bewusstsein an: sein schönes blutleeres Gesicht, seine farblosen Augen, sein langes silbernes Haar. Noch nie hatte sie ein derart schönes, hellhäutiges und vollkommenes Wesen erblickt. Sie blickte zurück zu den ausgemergelten elenden Ungeheuern. Sie verströmten einen beißenden Geruch, wie Schimmelkäse oder
saure Milch. Aeriel konnte sich keine elenderen Geschöpfe vorstellen.
    Der Ikarus wartete an der Treppe; jede seiner Bewegungen drückte vollkommene Anmut aus. »Kommst du?«
    Aeriel wandte sich ihm zu. »Ich soll deine Braut werden«, sagte sie, ohne zu fragen. Diese Gewissheit überwältigte sie.
    Der Engel der Nacht sah sie an und lachte; es war ein langes, spöttisches Gelächter, das die Ungeheuer mit wildem Kreischen quittierten. »Du?«, rief er, und Aeriels Herz zog sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen. »Du … Meine Braut? Bei der Großen Hexe, nein! Du bist viel zu hässlich!«
    Aeriel schwieg lange. »Warum hast du mich dann hierhergebracht? «, fragte sie schließlich.
    »Du wirst meinen Frauen als Kammerzofe dienen«, sagte er kurz, drehte sich um und begann, die Treppe hinabzusteigen. Aeriel stand auf, folgte ihm jedoch nicht. Die Ungeheuer schrien und zerrten an ihren Fesseln. Der Vampir blieb nach ein paar Schritten stehen und drehte sich zu Aeriel um. »Kommst du jetzt, Mädchen? Was ist mit dir los?«
    »Ich werde nie deine Braut sein«, sagte Aeriel.
    Der Vampir schnaufte verächtlich. »Und warum, um alles in der Welt, sollte ich dich begehren? Du siehst sicher ein, dass dein Äußeres meiner kaum würdig ist. Schau dich doch einmal an: Deine Haut ist dunkel, und man kann das Blut in deinen Adern sehen. Du bist klein und mager; dein Haar ist gelb, und diese feigengrünen Augen … Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Aeriel betrachtete seine makellose weiße Haut, ganz ohne die Spuren

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