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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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geworden?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Aprikosen mehr.«
    »Komm«, sagte der Zwerg und verstaute seine Habseligkeiten. Mit dem Fuß scharrte er Sand über ihr blau brennendes Feuer, zog die Kapuze des Tarnmantels über den Kopf, ehe er in den Sonnenschein hinaustrat. »Die Sibylle wird es wissen, und es ist noch ein weiter Weg bis Orm.«
    Sie wanderten nach Norden, auf die Hauptstadt zu. Der Zwerg trug nun den Tagmantel. Aeriel sah ihn nur, wenn ihr Weg sie durch Schatten führte. Aus Talbs altem Reisemantel knüpfte sie ihr Bündel, trug Hadins Robe und wandelte wie eine gelbe Flamme im schattenlosen grellen Licht der Mittagssonne dahin.
    Sie folgten den Höhenwegen und mieden andere Reisende. Zweimal erspähte Aeriel unter ihnen Sklavenkarawanen: zerlumpte Gestalten, die aneinandergekettet, mit gefesselten Händen hinter ihren Häschern herstolperten.
    Furcht und Zorn erfüllten Aeriel. Sie konnte förmlich die schmerzenden Stricke um ihre Gelenke spüren. Nie wieder kann ich so leben, dachte sie. Wenn mich Sklavenhändler fangen,
werde ich sterben. Aeriel konnte den Anblick der erbärmlichen Karawane nicht länger ertragen. Sie und der Zwerg schlugen andere Pfade ein.
    Der Sonnenstern hing tief im Osten, ging gerade unter, als sie nach Orm kamen, eine Stadt aus weißen Schlammziegelhäusern, in einer Talsenke zwischen drei steilen Abhängen gelegen. Talb bestand darauf, dass die Gargoyles sich wieder in seinem schwarzen Samtbeutel versteckten. Das taten alle fünf dann auch, aber erst, nachdem Aeriel sie dazu überredet hatte. »Wir müssen uns so unauffällig wie möglich bewegen«, sagte der kleine Magier. »Die Weiße Hexe mag ja ihre Engel der Nacht zurückgerufen haben, aber sie hat andere Spione, die nach dir Ausschau halten. Jetzt erzähl mir von der Sibylle, nach der du suchst.«
    Aeriel schüttelte den Kopf und ordnete ihre Gedanken. »Ich weiß wenig von ihr, nur was man mir erzählt hat. Sie ist eine Einsiedlerin im höchsten Tempel auf den Altarklippen von Orm. Sie ist sehr alt, eine Priesterin der Unbekannten-Namenlosen. Ein Schleier verhüllt ihr Gesicht. Alle, die zu ihr kommen, müssen eine Gabe in ihr Becken legen; und sie empfängt Bittsteller nur bei Tag. Die langen vierzehn Tage verbringt sie mit Fasten und Beten.«
    Dann betraten sie die Stadt, und der Zwerg verstummte. Scheinbar allein ging Aeriel durch die breiten Steinstraßen von Orm. Wohngebäude ragten zu beiden Seiten vier, fünf Stockwerke hoch auf. Sie sprach kein Wort mehr mit Talb, der neben ihr ging, denn er wollte seine Anwesenheit verheimlichen.
    Manche Passanten in den Straßen, die Aeriels nackte Füße erblickten, hielten sie für eine Sklavin. Andere wiederum, die
das feine Gewebe von Hadins Robe bemerkten, hielten sie für eine Fremde, die zum Einkauf von Sklaven in die Stadt gekommen war. Die Händler riefen sie von ihren Ständen aus an und boten ihre Waren feil.
    Wieder andere, die ihren geflügelten Stab sahen, murmelten etwas von einer Priesterin und gingen ihr aus dem Weg. Keinem von ihnen schenkte Aeriel Beachtung. Ihre Glieder waren steif vor Angst. Selbst mit dem Zwerg an ihrer Seite wagte sie nicht, stehen zu bleiben oder ihren Kopf zu wenden; sie blickte nur jene an, die dicht an ihr vorbeikamen.
    Und vor diesem Blick wichen die meisten zurück, murmelten beschwörend: »Grüne Augen, grüne Augen«, und eine Stimme flüsterte: »Hexe.«
    Sie musste ganz nahe am Sklavenmarkt in der Innenstadt vorbeigehen, denn alle Durchgangsstraßen führten sternenförmig zum Palast des Statthalters, vor dem der Marktplatz lag. Aeriel wich auf Seitenstraßen aus und versuchte, ihn zu umgehen. Aber überall konnte sie das Dach des Palastes hoch über den Dächern der anderen Häuser sehen. Sie presste die Hände an ihre Ohren, um das Geschrei vom Sklavenmarkt nicht zu hören.
    Sie ließen das Stadtzentrum hinter sich, und endlich erreichten sie das nördliche Ende von Orm. Aeriel fühlte, wie eine große Last von ihr wich. Endlich konnte sie wieder befreit aufatmen. Weiße, bröckelige Klippen ragten steil auf, übersät mit heiligen Tempeln und Schreinen. Fußpfade führten den beinahe senkrecht ansteigenden Abhang hinauf. Sie und der Zwerg kletterten empor.
    Auf halber Höhe des engen, gewundenen Pfades hörte Aeriel,
wie der kleine Mann stehen blieb. Auch sie blieb atemlos stehen. Sie waren ziemlich schnell hochgegangen. Ihr Schatten fiel über den Magier, und sie sah ihn gegen die Klippe lehnen. Mit einer

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