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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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verdiente ich Verachtung, aber jetzt bin ich eine Dienerin des Tempels. Ich musste auch davonlaufen, wie du.« Ihre spinnenartigen Finger ließen von Aeriels Gesicht ab. »Der Dorfälteste war wütend, als er entdeckte, dass du fort warst. Er behauptete, jemand hätte dir geholfen. «
    »Niemand half mir«, entgegnete Aeriel. »Hast du vorhin gerufen, als ich draußen stand?«
    Dirnas Finger flatterten. »Habe ich das?« Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern.« Ihre verbundenen Augen schienen Aeriel zu suchen. »Du weißt, ich vergesse manchmal …«
    »Ist die Sibylle hier?«, fragte Aeriel.
    Wieder schüttelte die Alte den Kopf. »Nicht hier, aber warte«, sagte sie und ergriff Aeriels Handgelenk, als diese aufstehen wollte. »Sie kommt wieder. Bleib ein wenig bei mir.«
    Aeriel lehnte ihren Wanderstab in eine Ecke in die Nähe des dunklen Steins. Er war fast schwarz und sah doch irgendwie durchscheinend aus, als blickte man in die Tiefen eines Brunnens. Noch immer summte er fast unhörbar, und der Geruch, den er ausströmte, roch schwach nach Teer, wie verbrannt. Aeriel setzte sich wieder. Dirna spann.
    »Was ist das für eine Binde?«, fragte Aeriel.
    Dirna berührte die Gaze. »Das Licht des Sonnensterns tut meinen Augen weh«, murmelte sie, »auch wenn ich blind bin.« Aeriel blickte sich in dem Raum um. Es gab nicht einmal ein Bett. Die Höhle war kahl. Dirnas Hand zupfte einen Faden. Sie drehte die Spindel.

    »Hör zu, jetzt erinnere ich mich. Ich wollte dir etwas erzählen. Arme Bomba!«
    »Was ist mit Bomba?«, fragte Aeriel und sah auf.
    Dirna legte ihre Spindel beiseite. »Bist du nicht hungrig, meine Liebe?«, fragte sie geistesabwesend. »Es ist ein steiler Aufstieg bis hierher.«
    Ihre Finger tasteten suchend über die Feuerstelle. Sie fand einen Schöpflöffel und eine Schale. Irgendetwas brodelte dort in einem Kessel vor sich hin. Sie schöpfte ein wenig davon in die Schale und reichte sie Aeriel. Das Zeug schmeckte nach Essig, Beeren und Mehl. Aeriel stellte die Speise, die sie kaum angerührt hatte, zur Seite.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie. »Erzähl mir von Bomba. Ist sie krank?«
    »Nicht hungrig?«, säuselte Dirna. »Nach diesem Aufstieg? Komm, trink etwas. Du wirst noch ohnmächtig, wenn du nichts zu dir nimmst. Aber wovon sprach ich gerade?«
    Aeriel seufzte, schlürfte aus der Schale. Die Hände der Alten suchten irgendetwas. Dirna war verrückt, immer schon. Sie seufzte. Es hatte keinen Sinn, sie zu drängen. »Oh ja«, rief die Alte da und raffte eine Handvoll Staub zusammen. Sie lachte kichernd. »Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ich sprach von Bomba. Deiner alten Amme, Eoduins Amme. Ja. Sie ist tot.«
    »Was?«, rief Aeriel. Sie hatte fast die Schale leergetrunken. Als sie sie niedersetzte, verschüttete sie den Rest.
    »Der Dorfälteste tötete sie«, sagte die Blinde, »nachdem du weggelaufen warst. Er sagte, Bomba wüsste, wohin du gegangen bist.«

    »Ich habe es niemandem erzählt!«, rief Aeriel. »Niemand wusste es.«
    Schnell spulte Dirna die raue Wolle von ihrer Spindel auf ein Schiffchen. Ein Handwebstuhl stand neben ihr. Sie machte sich ans Weben.
    »Er sperrte sie in einen leeren Lagerraum.« Dirnas Finger ließen geschickt das Schiffchen hin- und hersausen. Das große, grobe Stück Tuch war fast fertiggewebt. »Und sagte, er würde sie nicht rauslassen, bis sie verriet, wo du wärst.«
    Aeriel fühlte eine Schwäche in sich aufsteigen. Ihr Kopf drehte sich. »Ich verstehe nicht«, murmelte sie. »Wenn er ihr zu essen gab, wie …?«
    Dirna gab einen kleinen winselnden Laut von sich. Aeriel konnte sie nicht mehr klar erkennen.
    »Nun, er vergaß einfach, ihr Wasser zu geben«, zischte Dirna. Sie schnalzte mit der Zunge. »Bomba war eine dicke alte Frau, sie wäre einen Tagmonat ohne Nahrung ausgekommen. Aber nicht ohne Wasser. Der Sonnenstern stand kaum halb im Zenit, als sie starb. Wie betrüblich. Er wollte sie nicht töten. Sie war auch seine Amme, bevor sie Eoduins wurde.«
    Aeriel schwindelte plötzlich, und ihr war kalt. Sie zitterte. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Dirna hob den Kopf.
    »Friert dich?«, fragte sie. »Hier, meine Arme, zieh das an. Ich habe es gerade fertig. Schon seit Tagmonaten webe ich daran, seit ich hier bin.«
    Aeriel blickte hoch. Ihr Kopf war schwer. Ihre Sicht trübte sich. Sie sah, wie Dirna den Stoff aus dem Webstuhl nahm. Sie wickelte ihn eng um Aeriels Schultern. Der Stoff fühlte sich

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