Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
Vom Netzwerk:
rau
und schäbig an, schien förmlich an ihr festzukleben. Aeriel machte einen schwachen Versuch, ihn abzustreifen.
    »Was?«, murmelte die Alte. »Magst du den Schal von der alten Dirna nicht? Ich habe ihn für dich gewebt.«
    Aeriel wollte aufstehen, aber ihre Beine trugen sie nicht. Sie fiel schwer gegen Dirna. Die Blinde wickelte den Schal noch fester um sie.
    »Bist du müde?«, fragte sie. »Komm, ich habe einen Platz, wo du dich hinlegen kannst.«
    Aeriel fühlte sich halb getragen, halb gezerrt und dann eine merkwürdige Kälte an ihrem Rücken. Die Oberfläche unter ihr erbebte rhythmisch. Ein dumpfes Brummen tönte in ihren Ohren. Dirna hatte sie auf den Stein gelegt, wurde ihr vage bewusst. Sie versuchte sich zu bewegen. Dirna beugte sich über sie.
    »Was hast du mit mir gemacht?«, flüsterte Aeriel. Sie konnte sich kaum bewegen. Der Schal umklammerte sie fest, als wäre er angewachsen.
    »Meinst du das Getränk?«, sagte die Alte. »Man nennt es das Blut des Steins. Es beruhigt dich. Du wirst nicht schlafen. Die Sibyllen trinken es, damit sie träumen.«
    »Ich muss die Sibylle sprechen«, keuchte Aeriel.
    »Närrin, es gibt keine Sibylle hier. Ich tötete sie und opferte sie dem Stein. Sibyllen sind immer verschleiert. Wer würde mich erkennen? Lieg still.«
    Aeriel kämpfte. Der Stein fühlte sich hart und gleichzeitig glitschig an. Das Summen und Beben schien stärker zu werden. Ihr Haar klebte an seiner Oberfläche.

    »Auch Bomba«, murmelte Dirna. »Tatterige alte Vettel. Wie ich sie gehasst habe. Ich sollte ihr das Wasser bringen.«
    »Dämon!«, keuchte Aeriel. »Warum?« Der Schal um ihre Schultern erwürgte sie fast.
    Dirna wandte sich ab. »Sie hielt alle anderen von mir fern. Stimmt das etwa nicht? Nannte mich eine Verrückte. Und du warst immer ihr Liebling. Bemutterte dich wie eine Glucke, vom ersten Tag an, als du so klein warst, dass du nur ein Wort sagen konntest. Immer nur ›erryl‹, ›erryl‹, irgend so ein ausländisches Wort.
    Sie wollte nicht, dass Eoduin dich Sissa nannte, sie sagte, du hättest einen besseren Namen verdient. Nur Aeriel war gut genug. Was ist das überhaupt für ein Name? Hör auf, dich zu winden! Das hilft dir nichts. Du liegst auf dem Feststein.«
    Aeriel lag still und starrte die Frau mit den verbundenen Augen an. »Ja«, sagte Dirna. Ihr gemeines runzeliges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Der Feststein. Die Gottgleichen schufen ihn. Wer weiß schon, wofür sie ihn brauchten?« Sie kam zurück, beugte sich über Aeriel. »Die Sibylle ist tot, aber der Stein verlangt noch immer seine Opfer. Gaben, die man auf ihn legt, zerfallen zu Staub, der nach einiger Zeit in den Poren des Steins verschwindet. So wie du zu Staub zerfallen und verschwinden wirst, meine Liebe, bald, bald. Und ich werde zusehen.«
    Dann zog die Alte mit ihrer klauenartigen Hand die Binde von ihren Augen.
    Ihre Augen waren rot, sie hatten die Farbe von geschliffenem Granat. Sie waren ebenso glänzend, ohne Iris und Pupille. Dirna stand da und blinzelte in das Licht des Sonnensterns. Aeriel
starrte sie an. In der Wüste von Pendar hatten die Schakale der Weißen Hexe solche Augen gehabt.
    »Du bist eine Kreatur der Lorelei«, flüsterte sie.
    Dirna nickte. »Ja, Liebes. Meine schönen Augen. Der Diener der Weißen Königin kam zu mir, ein Jahr nachdem du weggelaufen warst, und brachte mir Augen. Er sagte, unsere Herrin hätte mich nie vergessen, da ich ihr vor Jahren den kleinen Prinzen brachte.«
    Ihre roten Augen funkelten im Licht. Sie sahen aus, als leuchteten sie von innen. Dirna klatschte in die Hände und kicherte vor Entzücken.
    »Ihren Stolz nannte sie mich. Ihre Freude. Ich müsste ihr wieder dienen, sagte sie. Alles, was ich für diese schönen Augen tun müsste, sei, nach Orm zu gehen und auf dich zu warten. Du würdest kommen, sagte sie. Und die Gargoyles wären bei dir.«
    Sie beugte sich näher.
    »Gargoyles«, sagte sie. »Wo hast du sie versteckt? Du musst jetzt fünf haben. Aber wie du siehst, habe ich mich des sechsten bereits bemächtigt.«
    Sie drehte sich um, und Aeriel entdeckte einen Riss in der Wand, den sie vorher nicht bemerkt hatte. Aeriel konnte kaum den Kopf drehen, ihr Haar klebte fest an dem Stein. Sein Summen dröhnte in ihren Ohren. Dirna zog eine Kette unter ihren Lumpen hervor, und daran war eine silberne Pfeife befestigt.
    Sie setzte die Pfeife an die Lippen und blies einen lauten und schrillen Ton, den Aeriel kaum hörte. Aber er verursachte ihr

Weitere Kostenlose Bücher