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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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herangetragen. Gleichgültig drehte sich das blasse Mädchen um.
    Komm! Der Ruf schwoll an und zog sie den breiten Pfad hinab: Komm!

4
Kristallglas
    C ollum und Brandl schwangen ihre Pickel und hackten wild auf die runde Metallluke in der niederen Decke über ihren Köpfen ein. Sie hatten den breiten Pilgerweg verlassen und befanden sich nun in einem kleineren, schmaleren Tunnel. Obschon der ursprüngliche Plan der Zwerge darauf abzielte, sich nur kurz zu verstecken und abzuwarten, hatten die wunderlich anmutenden, in Stein gemeißelten Figuren entlang der Wände des Pilgerpfades sie immer mehr in ihren Bann gezogen. Der Lockruf verhallte nicht spurlos an ihnen, auch wenn er nicht dieselbe Wirkung auf sie ausübte wie auf das Mädchen. Die blasse Oberländerin weigerte sich innezuhalten, selbst als Maruha taumelnd stürzte, schwach vor Wundfieber, und Collum und Brandl sie stützen mussten.
    »Bleibt bei dem Mädchen«, beharrte Maruha mit krächzender Stimme.
    Sie waren auf weitere Wieselhunde gestoßen, sogar dort, auf Ravennas Pfad. Glücklicherweise waren es nur zwei Tiere, die Collum und Brandl mit wenigen Hieben zur Strecke brachten. Fortan waren die Zwerge auf der Hut und ließen ihre Blicke
wachsam schweifen. Als die Oberländerin, taub gegen jeden Protest und jedes Flehen, in einen kleinen Seitengang schlüpfte, blieb ihnen keine andere Wahl, als ihr zu folgen, denn der erbarmungslose Ruf zerrte an ihnen allen und erlaubte keine Rast.
    Dennoch lächelte das Mädchen und trottete unverwandt weiter. Maruha wurde von den Zwergen nun regelrecht getragen. Als sie im Tunnel hinter sich ein gurgelndes Bellen vernahmen, begleitet von einem tieferen, nicht menschlichen Grunzen und Schnauben, riss Brandl erschrocken die Augen auf.
    »Sind das etwa …?« Er blickte zu Collum, der grimmig nickte.
    »Ja, mein Junge. Trolle. Ohne Augen und doppelt so groß wie wir – verlassen sie sich allein auf ihren Geruchssinn.«
    Maruha hob mühsam den schlaff herabhängenden Kopf von der Brust. »Wir müssen bald einen Ausgang finden, oder wir sind verloren«, flüsterte sie. »Blinden Trollen kann das Licht des blassen Mädchens nichts anhaben.«
    Doch im Moment blieb ihnen keine andere Wahl, als tiefer in das unbekannte Tunnelgeflecht vorzudringen. Der enge Seitengang schlängelte sich ohne Abzweigung durch das Gestein. Leise fluchend hatten die Zwerge das Mädchen, deren Schritt immer gleichmäßig blieb, schon bald überholt. Jetzt arbeiteten sie in verzweifelter Hast an der metallenen Luke in der Decke, die von hartem Kalk und Steinkraut überwuchert war. Es war der erste Ausgang, den sie gefunden hatten – und ihr einziger verbliebener Fluchtweg, da der Tunnel wenige Meter vor ihnen in eine Sackgasse mündete.
    »Verfluchter Kalk!«, krächzte Collum. »Wohin auch immer die Luke führen mag, sie ist seit Jahren unbenutzt.«

    Ein Berg an Steinkraut blätterte unter dem Ansturm seines Pickels vom Rand der Öffnung und zerbarst am Boden in abertausend Stücke. Hinter ihm stöhnte Maruha und wischte sich mit dem Ärmel über die Augenbrauen. Flach atmend lehnte sie an der Wand und drückte sich den verwundeten Arm an die Brust. Die Haut an ihrem Handgelenk war aufgedunsen und rot, ihr Gesicht glühte.
    »Unser Glück«, erwiderte sie heiser, »denn andernfalls hätten sie sie ordentlich versiegelt.«
    Erschöpft warf sie einen gequälten Blick in den Tunnel. Das schrille, winselnde Bellen und das tiefe, kehlige Schnauben wurden lauter. Brandl zückte einen weiteren Dolch, und Maruha zog matt die Oberländerin fort, als auch sie auf den Boden taumelte, wobei sie eine Wolke aus Kalk und Steinkraut aufwirbelte.
    »Also schön«, sagte Collum schließlich. »Mal sehen, ob sie sich öffnen lässt.«
    Mit zusammengepressten Zähnen reichte er Brandl sein Werkzeug und packte den Griff. Das restliche Steinkraut auf dem Metall bröckelte ab, doch die Luke selbst bewegte sich keinen Millimeter.
    »Verdammt!«, murmelte er.
    Brandl gab Maruha beide Pickel, umfasste den anderen Haltegriff und stemmte sich zusammen mit dem älteren Zwerg gegen die Luke. Und noch einmal. Diesmal ächzte das Metall und gab widerwillig nach. Langsam löste sich die Abdeckung, quietschte in den Angeln und fiel mit einem lauten Poltern nach hinten. Ein schwaches Grinsen erschien auf Collums Gesicht. Brandl lachte. Keuchend wischte sich der bärtige Zwerg die staubigen
Hände an seiner Hose ab. Das schrille Bellen im Tunnel hinter ihnen hallte verzerrt von den

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