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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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engen Steinwänden wider. Herannahende Schritte donnerten auf sie zu. Collum und Brandl zogen die Zwergin hastig auf die Beine.
    Lautlos glitt das Mädchen an ihnen vorbei und kletterte durch die Luke. Als sie aus der Öffnung tauchte, spürte sie Brandl hinter sich. Schnell hob Collum Maruha durch das Loch und folgte als Letzter. Im nächsten Moment ließ er die Luke zufallen, und der beängstigende Lärm ihrer Verfolger war mit einem Schlag verstummt. Collum drehte die Metallluke und schob den Riegel vor, damit sie von unten nicht geöffnet werden konnte. Das blasse Mädchen stand mit strahlendem Gesicht etwas abseits von der nun versiegelten Öffnung. Hier oben lockte der Ruf viel stärker.
    Während sie ihren Blick schweifen ließ, erkannte sie, dass sie sich im Freien befanden und nicht länger unter der Erde. Eine riesige Stadt, mit nichts zu vergleichen, das sie je gesehen hatte, umgab sie. Sonderbare, prächtige Bauwerke aus buntem Glas ragten zu allen Seiten in die Höhe, schmiegten sich entlang der verlassenen Straßen aneinander. Weder Karren noch Fußvolk drängten sich auf den breiten Wegen. Kein einziges Licht war entzündet. Kein Geräusch drang zu ihnen, nicht einmal der Schrei eines Tieres. Die Stadt lag still da, totenstill.
    Der Himmel über ihr dehnte sich schwarz, wie immer, ob bei Tag oder bei Nacht. Es war jedoch Nacht, denn das blendend weiße Juwel, der Sonnenstern, hing nicht am Horizont. Nur das Licht der Sterne und das gespenstisch blaue Antlitz von Oceanus spähten durch die riesige kristallene Kuppel, die die Stadt
umschloss. Kein Windhauch rührte sich, die Luft war berauschend, schwer, ungewohnt zu atmen. Nie zuvor hatte das blasse Mädchen solch eine Luft geschmeckt: der Äther der Gottgleichen.
    »Bei allen guten Geistern!«, murmelte Brandl, während er auf die dunklen, stillen, schimmernden Gebäude aus Buntglas starrte. »Kein Lied und keine Geschichte haben das je erahnen lassen. «
    »Ich bin noch nie übererdig gewesen«, flüsterte Maruha. »Ist das der Himmel? Ohne die Kuppel würde ich fürchten, einfach fortzuschweben.«
    Collum schauderte und zog seinen Kopf ein. »Sei froh, dass wir nachts heraufgekommen sind«, murmelte er. »Wenn die Strahlen des Sonnensterns uns träfen, würden wir zu Stein erstarren. Zwerge sind nicht für so ein Licht geschaffen.«
    Das blasse Mädchen hörte sie nicht. Der Ruf war nun unwiderstehlich. Sie eilte die imposante Prachtstraße entlang, die sich vor ihr erstreckte. Unwillkürlich folgten ihr die anderen. Nachdem die Gefahr von Trollen und Wieselhunden gebannt war, erlagen auch die Zwerge wieder dem Einfluss des Lockrufs. Maruha ging langsam, lehnte sich schwer gegen Collum, keuchte bei jeder Maschine überrascht auf, an der sie vorbeischritten.
    »Welche Funktion hat dieser Apparat? Woher kommt er? Wer hat ihn gepflegt?«
    Durch den Stoff seines Beutels berührte Brandl seine Harfe. »Seht euch ihre Torbogen an!«, wisperte er. »Wie hochgewachsen sie gewesen sein müssen.«
    Das blasse Mädchen zollte ihrer Verwunderung keinerlei Aufmerksamkeit.
Sie bog in eine sehr breite, gerade Straße ein, an deren Ende sich ein majestätisches Bauwerk aus grünem, violettem und indigofarbenem Glas erhob. In seiner Turmspitze brannte ein Leuchtfeuer, weiß und hell strahlend wie der Sonnenstern. Und genau von diesem Ort kam der Ruf. Sie spürte es. Erleichterung und köstliche Freude erfüllten sie. Begierig stürzte sie vor, sie rannte regelrecht.
    »Seht!«, schrie Brandl.
    »Ravennas Palast«, sagte Maruha. »Das muss er sein!«
    »Ja, aber ist die Ravenna überhaupt da?«, murmelte Collum. »Oder nur ihr Leichnam? Die Gottgleichen verlassen nach dem Tod ihre Körper. Sie zerfallen nicht innerhalb weniger Stunden zu Asche, wie wir Sterblichen. Beim Pendarlon, was hat es mit diesem Licht auf sich?«, rief er. »Kein mir bekanntes Öl brennt so klar und rein.«
    Das blasse Mädchen eilte weiter. Das Leuchtfeuer gemahnte sie an eine brennende Krone, an einen Turm, in dem sie einst gestanden und in eine mächtige lodernde Flamme geblickt hatte … Doch die Erinnerung entschlüpfte ihr wieder. Sie konzentrierte sich auf den Glaspalast vor sich. Je näher er kam, desto mehr beschlich sie ein Gefühl der Geborgenheit. Sie hastete auf den Palast zu: Riesig und weitläufig schien er sich bis zum Himmelsgewölbe emporzustrecken.
    Eine gewaltige Tür, glatt wie ein Spiegel, erhob sich am Ende von breiten Stufen und verwehrte der Oberländerin Einlass. Sie

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