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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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hielt inne und sah sich erstaunt um. Sie hatte kein Hindernis erwartet. Ihr eigenes Spiegelbild starrte ihr entgegen: blond und groß und immer noch schlank, wenn auch nicht länger abgemagert
oder ziellos umherirrend. Ihr Anblick jagte ihr keine Angst mehr ein.
    Doch ihr blieb keine Zeit, sich länger zu betrachten. Sie musste den Palast betreten, und die Tür versperrte ihr den Weg. Als sie vorsichtig mit der Hand darüberstrich, erzeugte sie ein seltsames Geräusch unter ihren Fingern. Die Tür fühlte sich glitschig an, schien zu vibrieren. Verwirrt von den sonderbaren Sinneseindrücken trat sie zurück, hämmerte dann wütend gegen die polierte, schimmernde Tür. Das Spiegelbild der drei Zwerge stierte ihr von der spiegelglatten Oberfläche entgegen. Ihre Faust entlockte dem Portal ein dumpfes Donnern. Sie kratzte mit den Fingernägeln, und das Summen wurde musikalisch, es veränderte bei jeder Berührung den Ton.
    »Kind, hör auf. Hör auf!«, rief Maruha. »Wir haben nicht den blassesten Schimmer, was das hier …«
    Ungeduldig schüttelte das Mädchen sie ab. Nichts war mehr von Bedeutung außer dem unstillbaren Drang, die Quelle des leisen Lockrufs zu finden. Sie schlug mit der offenen Hand gegen die dunkle Tür. Sie hallte wie ein Gong. Brandl versuchte, ihren anderen Arm zu fassen, aber sie entwand sich seinem Griff. Mit dem Absatz hämmerte sie gegen die summende Oberfläche. Dieses Mal dröhnte die Tür wie eine Trommel.
    »Sie wird den Zorn der Ravenna heraufbeschwören …«, setzte Collum an.
    »Also glaubst du doch, dass die Gottgleiche noch am Leben sein könnte«, keuchte Maruha zufrieden.
    »Helft mir!«, rief Brandl, der sich wieder auf das Mädchen stürzte. »Sie ist …«

    Er hielt jäh inne. Alle vier erstarrten, dann wichen die drei Zwerge zurück. Nur das blasse Mädchen blieb wie angewurzelt stehen, riss verwundert die Augen auf, als sich plötzlich auf der Oberfläche der Tür zitternd ein Kopf und die Schultern eines Mannes – überlebensgroß – abzeichneten. Sein Gesicht war breit, mit starken, hohen Wangenknochen, einer flachen Nase und aufgeblähten Nasenflügeln. Seine Haut war sehr dunkel, sein gepflegt gelocktes Haar von grauen Strähnen durchzogen. Er trug ein Gewand, womöglich eine Tunika, schwarz und silbern. Er schien überrascht zu sein, auch beunruhigt und verdrossen.
    »Wer wagt es, derart an unser Tor zu klopfen?«, verlangte er zu wissen. »Diese Stadt ist verschlossen.«
    Seine Miene ängstigte das Mädchen, aber es funkelte das Bild finster an, außerstande zu antworten. Zögerlich traten die drei Zwerge vor.
    »Wir … wir suchen Rat bei der Ravenna«, begann Maruha. »Wir haben eine Oberländerin, die ihrer Hilfe bedarf.«
    Das Abbild des Mannes runzelte die Stirn und beäugte sie forsch. »Viele bedürfen unserer Hilfe«, erwiderte er sogleich, »doch wir können nichts tun. Wichtigere Angelegenheiten beschäftigen uns. Wisst ihr denn nichts von der Anordnung, dass niemand diese Stadt stören darf, bis wir sie eigenhändig wieder öffnen? Wie seid ihr hereingekommen? Die Luftschleusen sind versperrt.«
    »Wenn du mit Luftschleusen die Tore meinst, die hinaus in die Wüste führen …«, stammelte Collum. Er wirkte zu Tode erschrocken. »Auf diesem Wege sind wir nicht gekommen. Wir kamen durch die Höhlengänge. Wir sind Zwerge.«

    »Das sehe ich«, fauchte das Abbild des Mannes. »Wir glaubten all jene Pfade ebenfalls versiegelt. Ich bin überrascht, dass kein Alarm ausgelöst wurde. Wie dem auch sei. Welchen Weg auch immer ihr benutzt habt, so kehrt auf eben diesem wieder um …«
    »Aber das können wir nicht!«, rief Brandl. »Dort unten wimmelt es von Wieselhunden und Trollen.«
    Sein Gegenüber seufzte aufgebracht. »Ja, natürlich. Oriencors Höllenbrut. Ich hatte vergessen. Also schön. Ich werde eine der Luftschleusen öffnen und euch in die Wüste lassen.«
    »Wir erstarren zu Stein, sobald der Sonnenstern aufgeht!«, entrüstete sich Collum.
    »Wir würden verhungern«, fügte Brandl hinzu.
    »Bitte, Sir«, flehte Maruha. Sie keuchte wieder und hielt ihren verwundeten Arm, sie war am Ende ihrer Kräfte. »Wir müssen die Ravenna sprechen. Hinter dem Ohr des Mädchens steckt die Nadel der Hexe …«
    »Das kümmert uns nicht!«, schleuderte ihr das Abbild des dunkelhäutigen Mannes scharf entgegen. »Wir können nichts für euch tun.«
    Das blasse Mädchen knurrte. Verzweifelte Wut stieg in ihr auf. Mit dem Handballen schlug sie auf das Abbild des

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