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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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dem Stand der Sterne zu urteilen nicht viele Stunden nach Untergang des Sonnensternes.
    »Aber es war Nachtschatten, als wir kamen«, murmelte sie und schüttelte überrascht den Kopf. Beinahe ein Tagmonat war in NuRavenna verstrichen … Und wie viele mehr, in denen sie ziellos in der Wüste und den Höhlen umhergewandert war? Irrylaths Armee musste die Hälfte des Weges zur Einöde längst zurückgelegt haben! So viel Zeit war verloren … Maruha nickte neben ihr.
    »Wir haben Stunden um Stunden dort verbracht, Herrin, mehrere Dutzend, während du und die heilige Gottgleiche euch bespracht.«
    Aeriel beäugte die Zwerge. Sie glauben, ich kenne den Reim, dachte sie. Sie glauben, die Gottgleiche lehrte mich alles, sie denken, dass ich gewappnet bin, der Hexe entgegenzutreten.
    »Wir haben die Zeit damit vertrieben, uns unter der Glaskuppel nützlich zu machen, Zauberin«, fügte Brandl hinzu, während er und Collum sich mit dem letzten Schloss abmühten. »Wir haben die Maschinen der Stadt inspiziert, denn Lord Melkior drängte, wir müssten schleunigst abreisen, sobald seine Herrin dir alles Nötige gegeben hatte, falls du dich diesem Krieg noch rechtzeitig anschließen wolltest.«

    Sein junges Gesicht leuchtete erwartungsvoll, seine Rede war begierig und kühn. Schon jetzt schien er Ravennas Untergang, ihren Tod, verdrängt zu haben. Aber ich besitze nicht alles Nötige, wollte Aeriel schreien. Sie gab mir nur die Hälfte des restlichen Reimes – nicht genug! Auch nicht annähernd genug. Ich kann nicht einmal mit Gewissheit sagen, was es mit der Perle oder dem Schwert auf sich hat. Zur Beruhigung atmete sie tief ein. Die Luft außerhalb der Glaskuppel war köstlich dünn und kühl.
    »Ihr sollt mich nicht ›Herrin‹ oder ›Zauberin‹ nennen«, erwiderte sie stattdessen verhalten. »Ich bin keines von beidem.«
    Collum schnaubte verächtlich. »Wahrhaftig, Zauberin? Und ich vermute, du hast weder eine Perle auf der Stirn noch ein Schwert, das leise singt und dir von der Ravenna höchstpersönlich überreicht wurde.«
    »Die nun nicht mehr unter uns weilt«, flüsterte Aeriel und berührte erst den Schwertknauf, dann die Perle. Sie fühlte sich verloren. »Ravenna ist tot.«
    »Du bist ihre Nachfolgerin«, beharrte Maruha.
    Aeriel schüttelte den Kopf. Nicht ich, dachte sie . Die Gaben der Gottgleichen sind nicht für mich bestimmt. Doch eine verzweifelte Entschlossenheit erfüllte sie. Es war bedeutungslos, dass sie das Ende des Reimes nicht kannte. Bedeutungslos, dass sie nun die Trägerin zweier eigentümlicher magischer Geschenke war, deren Sinn sich ihr verschloss. Irgendwie musste sie Ravennas Tochter überzeugen, ihrem Verrat abzuschwören und sich zur Weltenerbin aufzuschwingen.
    »O bitte, Zauberin«, rief Brandl und trat zu ihr. Seine Hand fingerte an seiner kleinen Harfe. »Wirst du mir den Rest des Reimes
verraten? Ich werde ihn singen, wohin auch immer ich ziehe. « Er warf einen Blick, nervös und zugleich trotzig, in Maruhas Richtung. »Ich werde ein Barde, egal, was meine Tante sagt.«
    »Beim Pendarlon – meine ganze Familie, ein wertloses Pack!«, murmelte die Zwergin. »Mein Junge, du bist ebenso schlimm wie dein törichter Onkel.« Doch sie machte keinerlei Anstalten, einzugreifen.
    Wie betäubt kniete Aeriel vor ihm im kühlen Sand nieder. »Ich kann deiner Bitte nicht nachkommen«, sagte sie. »Denn Ravenna hat mir nicht alles anvertraut. Aber ich werde dir sagen, was ich weiß:
    Hieran wird ein grausamer, blut’ger
Krieg ausbrechen,
um ein Land, öd und verbrannt,
zu rächen.
    Mit einem leuchtend Flammenschwert,
wird ein Schatten … «
    Aeriel biss sich auf die Lippe und verstummte. Der Rest war ihr unbekannt. Sie ertrug es nicht, in Brandls Gesicht zu blicken und dort die bittere Enttäuschung aufblitzen zu sehen, sobald er erkannte, wie erbärmlich wenig sie während all der Zeit in Ravennas Obhut erfahren hatte. Blankes Entsetzen durchfuhr Aeriel, als sie sich eingestehen musste: So viele unzählige Möglichkeiten gab es in der Zukunft. Wie konnte sie hoffen, diesen Krieg zu gewinnen, ohne das Ende des Reimes als Führer …?

    Ihr blieb keine Zeit für längere Grübeleien – plötzlich merkte sie, dass obschon ihre Worte geendet hatten, der Reim selbst auch weiterhin deklamiert wurde. Eine andere Stimme flüsterte ihn, eine weiche, sonderbare Stimme, die wie geöltes Holz knarzte. Aeriels überraschter Blick glitt zu dem Schwert an ihrer Seite, doch es war nicht die Waffe,

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