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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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allmählich. Aeriel spürte eine Veränderung, einen Luftzug, als sich jäh die Wand hinter der Gottgleichen teilte und Ravennas treuer Gefolgsmann in das Gemach polterte.
    »Nicht!«, schrie er. »Nicht, Herrin …!«
    Sanft löste die Gottgleiche ihre Handflächen von der Braue des blassen Mädchens. »Ruhig Blut, Melkior«, wandte sie sich flüsternd um. »Es ist vollbracht.«
    Ihre Stimme war blechern, ihr Gesicht unter der düsteren Farbe ihrer Haut aschfahl. Mit einem Schrei stürzte der dunkelhäutige Mann vor, und die Gottgleiche sank schlaff in seine Arme. Aeriel unterdrückte einen Schrei, als Melkior seine Herrin behutsam auf den schwarzen Glasboden gleiten ließ. Die Gottgleiche lag im Sterben. Die Perle leuchtete wieder hell und durch sie spürte Aeriel in ihrer Brust einen leisen Widerhall des Herzens der anderen, das nun schwach wie eine niederbrennende Kerze flackerte.
    »Herrin, Herrin, was hast du getan?«, schrie sie und fiel neben ihr und Melkior auf die Knie.

    Ravenna lag kraftlos in den Armen des dunkelhäutigen Mannes und ließ den Blick zu Aeriel schweifen. Flüsternd, mit letzter Mühe, begann sie zu reden.
    »Mein Kind, hast du nicht verstanden … was ich dir sagte? Mein Dasein, alles, was mich ausmacht, habe ich in dieses Juwel gelegt. Du musst es zur Weltenerbin bringen … meiner Tochter. Vernichte Oriencors Armee«, hauchte Ravenna, »und überreich ihr die Perle.«
    Das Antlitz der Alten verzog sich vor Schmerz. Melkior umklammerte sie fester. »Nein, Herrin«, flehte er. »Verlass mich nicht!«
    Erschöpft wandte sie sich zu ihm und berührte seine Wange. »Hätte ich eine Wahl … Aber wir wissen beide, dass dies mein vorbestimmter Weg ist.«
    Ihre Augen schlossen sich flatternd. Ihre Hand an der Wange des anderen glitt zu Boden. Kein Atemzug hob nun die Brust der Gottgleichen, kein Puls jagte durch ihre Adern. Ravenna ist tot, dachte Aeriel benommen. Wie ist das möglich? Sie schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Schon bald wird sie zu Asche zerfallen. Dann: Nein, die Körper der Gottgleichen lösen sich bei ihrem Tod nicht auf. Sie bleiben vollkommen, außer sie werden verbrannt. Eine geraume Weile starrte Melkior die leblose Hülle seiner Herrin an, dann barg er das Gesicht in ihrem Haar.
    Hinter ihm, im Türrahmen, erhaschte Aeriel einen Blick auf die drei Zwerge: Maruha, Collum und Brandl. Die Zwergin wirkte jetzt ebenso frisch und munter wie die beiden anderen. Die drei wichen zurück, als sei ihre tiefe Ehrfurcht in Entsetzen umgeschlagen. Maruhas Augen waren weit aufgerissen, Collums
Gesicht leuchtete aschgrau und grimmig. Brandl war den Tränen nahe.
    Zitternd erhob sich Aeriel. Die Perle auf ihrer Stirn brannte, weiß flackernd und kalt. In ihrem Innern vibrierte die Zauberkraft der Gottgleichen, unerreichbar und unverständlich für Aeriel, selbst wenn sie sie aufgespürt und entschlüsselt hätte. Wie soll ich meine Aufgabe nur bewältigen? , dachte sie benommen. Wie soll ich gegen die Hexe bestehen und sie auf die Seite des Guten ziehen? Das Schwert an ihrer Hüfte murmelte leise. Das einzige andere Geräusch im Zimmer war das Schluchzen des dunkelhäutigen Mannes. Eine Hand legte sich um Aeriels. Jemand zog sie fort. Mit einem Blick nach unten gewahrte sie Maruha.
    »Komm«, flüsterte die Zwergin. »Komm, Zauberin, Große Aeriel. Wir müssen weiter. Wir sollten hier nicht länger verweilen. «
    Aeriel stand auf dem roten Wüstensand. Das dunkel getönte Glas der Kristallkuppel erhob sich in ihrem Rücken, umschloss schützend die Stadt, die nun verlassen dalag. Die Luftschleusen hatten sich als Luken herausgestellt, die die Zwerge dank komplizierter und unergründlicher Fingerfertigkeiten schon bald geöffnet hatten. Dennoch, während Aeriel sie im Perlenlicht beobachtete, fing sie auf einmal an zu verstehen: womöglich ein Nachhall von Ravennas Zauber. Beinahe glaubte sie, die Türen der Gottgleichen eigenhändig öffnen zu können, wenn sie es gewollt hätte.
    Stattdessen drehte sie sich schwerfällig weg. Die Gedanken an die sterbende Ravenna lösten in ihr immer noch einen Schauer
aus. Erinnerungen an die Gottgleiche, von ihrem Gefolgsmann brüsk unterbrochen, erfüllten Aeriel mit einem Gefühl der Bitterkeit, wären ihr nur wenige Momente länger vergönnt gewesen, hätte sie den ganzen Reim erfahren! Mit dem Rücken zur Glaskuppel ließ Aeriel den Blick über die sanft hügelige Wüstenlandschaft schweifen. Es war Nachtschatten, und nach

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