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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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doch nicht vor Schmerz, sondern Überraschung.
    »Du«, keuchte Oriencor, drehte sich nun wieder zu Aeriel um. Ihre Stimme kam keuchend, als habe das verschleierte Licht ihre Lungen versengt. »Du! Kleine Zauberin. Ich verfluche den Tag, an dem dich Irrylath verschleppte, und ich verfluche die Stunde, in der du mit deiner Botschaft und deinem vergifteten Geschenk meine Feste betratest. Zunichtegemacht! All mein Hexenwerk zerstört! Durch dich , die Gehilfin meiner Mutter. Du mit deiner vorgetäuschten Unschuld.«
    Die Weiße Hexe lag im Sterben, erkannte Aeriel erschrocken. Für all jene, die sich gegen das Wissen sträubten, war es todbringend. Oriencors Kreaturen bäumten sich ein letztes Mal auf, verendeten in dem entzauberten Gewässer. Aeriel hätte nie vermutet, nicht einen einzigen Augenblick, dass die Perle nicht nur heilende Kräfte barg, sondern auch Leid bringen konnte.
    »Es war nie meine Absicht, dir mit der Perle Schaden zuzufügen«, rief sie. Ebenso wenig konnte sie glauben, dass Ravenna ihrer Tochter Böses wollte. »Ich versuchte dir nur zeigen, dir die Augen …«
    »Mir die Augen öffnen?«, krächzte Oriencor, deren wunderschöne, glockenreine Stimme nun dem Zermahlen von Tonscherben und Knirschen von Metall glich. »Mich in die zurückverwandeln, die ich früher einmal war, eine Sterbliche, ein Halbling, die Tochter einer Gottgleichen? Verstehst du denn nicht?«

    Die Feste erschauderte erneut, und der Boden sank eine Viertel Elle, bevor er sich wieder fing. Die toten Geschöpfe im See lösten sich in übelriechendem Rauch auf. Der Palast zitterte wie eine Kreatur, die zum Leben erwacht war. Beide, Oriencor und Aeriel, taumelten, doch keiner gelang es, sich von der zerbrochenen Perle zu befreien.
    »Verstehst du nicht?«, kreischte Oriencor. »Erlösung ist für mich ebenso wenig möglich wie für einen meiner Engel der Nacht – einen meiner wahren Engel der Nacht. Denn ich bin nicht unvollständig, so wie Irrylath, als du ihn befreitest. Ich habe Herzen verschlungen und Blut getrunken und mich von Seelen ernährt. Mein Herz ist aus Staub. Ich könnte nicht zu dem werden, was ich einst war, selbst wenn ich wollte … Und ich will nicht! Ich will unter meinesgleichen wandeln. Ich will die Gottgleichen auf Oceanus lebend sehen, und ich verfluche dich, da du mir die Hoffnung raubtest, meinen einzigen Lebenssinn.«
    Ihre letzten Worte waren ein einziger langer Schrei, der den Palast von der Turmspitze bis zu den Grundfesten erschütterte. Das Beben ließ Aeriel in die Knie sinken. Durch die Perle sah sie, dass das nun reine Wasser des Sees in die verzweigten Höhlengänge unterhalb der Feste schoss. Bekümmert entsann sie sich der Zwerge, die in den Tiefen von Winterasche gefangen waren, und hoffte inständig auf ihre Rettung.
    »Aeriel! Aeriel!«
    Über dem ohrenbetäubenden Getöse rief jemand ihren Namen. Als sie sich umwandte, sah sie, wie Avarclon den Prinzen von dem einstürzenden Palast forttrug. Riesige Brocken Winterasche lösten sich und stürzten in die Tiefe. Irrylath saß hilflos da,
unfähig, sein ungezäumtes Ross zu lenken. Ohne Zaumzeug und Gebiss konnte der Prinz den Avarclon nicht befehligen.
    Ein Fauchen ließ Aeriel jäh herumschnellen. Oriencor stand immer noch, wenn auch wankend. Ihr Gewand war zerfetzt, ihre einst weiße Haut aschgrau, schälte sich und platzte auf wie verbranntes Papier. Ihr Haar, ein Nest aus winzigen, hauchdünnen Schlangen, wehte flatternd in einem Wind, den Aeriel nicht spürte. Sie wich schreiend zurück, als die grünen Augen der Hexe sie durchbohrten.
    »Ich kriege dich«, flüsterte Oriencor, und ihre entstellte Stimme wurde weich wie aneinanderreibende Kieselsteine. »Du hast mich vernichtet, aber ich werde dich ebenfalls zerstören. Ich werde mir dein Herz einverleiben, deine Augen. Kleine Zauberin, ich hole mir deine Seele!«
    Mit ihren dolchartigen Fingernägeln griff sie nach Aeriel, die sich wild kreischend loszureißen versuchte. Über ihr, hoch am Himmel, in weiter Ferne, hörte sie Irrylath ebenfalls schreien. Die Hand der Weißen Hexe schoss auf sie zu. Aeriel schreckte zurück und drückte verzweifelt den Rücken durch. Sie spürte, wie Oriencors Klauen ihre geschlossenen Lider streiften. Ganz schwach, sie ritzten kaum die Haut, jedoch fest genug, dass ihre Kälte Aeriel wie ein Messer durchzuckte.
    Jegliches Licht der Welt erlosch. Der aufgehende Sonnenstern verschwand. Da spürte Aeriel, wie die Hand der Hexe, die immer noch mit ihrer

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