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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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zu sein. Seine Augen glichen zwei brennenden Flammen.
    »Aber Oriencor ist nun tot«, flüsterte er mit ungezügelter Leidenschaft. »Nie wieder werde ich von ihr träumen oder ihre Berührung spüren oder ihre Stimme hören. Meine Retterin! Du hast den Bann gebrochen.«
    Sie wollte ihm widersprechen: Aus eigener Willenskraft hatte er sich von Oriencor losgesagt, ihren siebten Sohn in der Luft besiegt, lange bevor Aeriel ihr die Perle überreichte. Doch stattdessen drückte sie die Lippen auf seine und brachte ihn zum Schweigen. Die Nacht war auf einmal vom gleißenden Licht des Oceanus’ und der Sterne erfüllt. Der Nebel umwirbelte sie leise flüsternd, wie Geister. Vereinzelt schwebten Funken in der Luft, segelten auf Irrylaths Haar. Aeriels Gemahl legte die Arme um Aeriel, zog sie verzweifelt an sich, einem Verdurstenden gleich, der sich nun beinahe scheute, zu trinken.

    Dann glitt etwas in menschlicher Gestalt, jedoch aus purem, goldenem Licht geformt, an ihnen vorbei und löste sich im Nebel auf. Mit einem Schrei schreckte Aeriel vom Prinzen zurück. Die erste Erscheinung war verschwunden, doch schon im nächsten Moment, aus einer anderen Richtung, schälte sich eine weitere Figur aus den Dunstschleiern – wieder aus goldenem Licht –, ein junger Mann, gewandet in eine Tracht, die ihr fremd war. Er schien ihnen einen flüchtigen Blick zuzuwerfen, bevor er im Nebel zerfloss. Aeriel spürte, wie Irrylath die Arme fester um sie schlang.
    »Was ist das?«, keuchte sie.
    »Seelen«, flüsterte er. »All die Seelen, die Oriencor und ihre Engel der Nacht geraubt oder getrunken haben. All jene, die sie in den Mauern von Winterasche gefangen hielt. Endlich erlöst. Sieh nur! Die Luft ist erfüllt von ihnen.«
    Aeriel blickte auf und folgte seinem Finger. Der Horizont glühte vor Wiedergängern aus goldenem Licht, die gen Himmel emporstiegen und sich in die Fülle an Sternen einreihten. Der Nebel und die Nacht wurden hell von ihnen erleuchtet. Die Luft fühlte sich schwer und geladen an. Die Härchen auf Aeriels Armen und in ihrem Nacken stellten sich auf. Erschrocken klammerte sie sich an Irrylath.
    »Sie wollen uns nichts zuleide tun«, murmelte er, hielt dann jäh inne, schauderte. »Zumindest dir nicht. Du hast sie befreit.«
    Eine phosphoreszierende Gestalt, vermutlich eine Zambulanerin, blieb zehn Schritte vor ihnen stehen. Der funkelnde Nebel wurde dicker. Als die Geistererscheinung zu ihnen hinsah, verzog sie die Mundwinkel kaum merklich zu einem schwachen
Lächeln. Dann hob sie die Arme und entschwand direkt vor ihren Augen.
    Der Nebel verdichtete sich unablässig, bevor er sich plötzlich lichtete, ohne sich vollends aufzulösen. Als Aeriel den Blick hob, waren die Sterne verdeckt. Sie konnte den flirrenden Strom an emporsteigenden Seelen nicht länger sehen, erhaschte nur ein flüchtiges Schimmern von ihnen in weiter Ferne, schwachen Lichtblitzen gleich. Die elektrisch geladene Atmosphäre in der Luft verstärkte sich. Aeriel vernahm ein langes, tiefes Grollen, das sie nicht einordnen konnte. Weitere Blitze. Noch ein Grollen. Etwas Nasses und Kaltes berührte ihre Haut.
    Überrascht zuckte sie zusammen, spürte, wie es Irrylath ähnlich erging. Der Schrecken wiederholte sich: Tröpfchen spritzten. Der Geruch von Wasser durchdrang die Luft. Die prasselnden Tropfen wurden größer und zahlreicher, fielen nun stärker und regelmäßiger. Eine feuchte Brise kam auf, zerrte an ihnen. Es fühlte sich kalt, köstlich, sonderbar an. Aeriel schmiegte sich an Irrylaths schützenden Körper. Das Geräusch von strömendem Wasser hallte wie eine Trommel in der Nacht, begleitet von einem tiefen Dröhnen und gleißenden Funkenschauern.
    »Was ist das?«, rief sie.
    »Wasser vom Himmel«, erwiderte er verwundert und streckte die Hand aus, um die fallenden Tropfen aufzufangen. »Wie damals, in Alten Zeiten – vor einem Dutzend Tausend Tagmonaten. «
    Das Wasser donnerte nun in windgepeitschten Böen herab, ein unablässiger, unbezähmbarer Schauer. Aeriel formte die Hände zu Schalen und hielt sie an die Lippen. Es schmeckte
kühl und süß, voll gesunder Luft und Mineralien. Sie hob ihre Handflächen an Irrylaths Mund und ließ ihn ebenfalls trinken. Der Prinz, der sie weiterhin fest an sich drückte, küsste ihre Finger.
    »Die Dürre der Weißen Hexe ist besiegt«, sagte er. »Es regnet.«

15
Der letzte Vers
    A eriel. Aeriel, erwache, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Innern. Aeriel rührte sich schlaftrunken. Ihr

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