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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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war voller silbriger Waben, aus denen Honig wie flüssiger Bernstein
tropfte. Die riesigen, stachellosen Bienen hatten ein samtartiges graugoldenes Fell mit rosa Streifen. Aeriel sah sie ihre sechseckigen Wachszellen bauen und mit süßem Honig füllen, um damit ihre farb- und formlosen Larven zu füttern. An der entlegensten Seite der Höhle, auf der größten Wabe, entdeckte Aeriel die Königin. Sie war größer als alle anderen Bienen und von Dienerinnen und plumpen Drohnen umgeben.
    Viel später, als Aeriel aus einem erholsamen Schlummer erwachte, fand sie sich in der größten Höhle wieder, die sie je gesehen hatte. Sie war riesig und dunkel. Nirgends konnte sie eine Begrenzung erkennen, nur über ihr die mit Glühwürmchen übersäte Decke, von denen jedes einzelne in hellgelbem Licht wie Phosphor brannte. Leuchtkäfer tanzten wie Kerzenflammen durch die Dunkelheit darunter. Der Fluss war sehr flach und seicht geworden, und Aeriel begriff, dass sie nicht mehr unter dem Gebirge, sondern schon unter der Ebene dahinfuhr. Die Höhle der Glühwürmchen schien kein Ende nehmen zu wollen. Sie schlief wieder ein und träumte, durch den Sternenhimmel zu reiten.
    Als sie das nächste Mal erwachte, glaubte sie sich zuerst noch immer in den Höhlen, doch dann bemerkte sie, dass die Lichter über ihr kleiner und silbriger waren und Oceanus silbrigblau in der Mitte des Himmels stand. Beidseitig des Flusses zogen sich schmale flache Strände hin, die von steilen, aber niedrigen Böschungen begrenzt wurden. Dann bemerkte sie, dass ihr Boot sich nicht mehr bewegte. Das Segel war zwar gebläht, und das Boot bäumte sich im hellen Wasser des Stromes auf, aber es saß auf einer kleinen Sandbank fest.

    Sie stieg aus, um es ins tiefere Wasser zu ziehen, doch ehe sie es berühren konnte, schoss es davon, so schnell wie ein Windhund. Zum Glück fiel Aeriel ein, dass sie das Boot ja sowieso aufgeben musste, wenn sie die Ebene erreicht hatte. Sie prüfte, ob der kleine Samtbeutel noch fest an ihrem Gürtel hing, überquerte den schmalen Strand und erklomm die steile Böschung.
    Oben blickte sie zurück auf den Fluss, um ihr Boot Wind-aufdem-Wasser ein letztes Mal zu sehen, aber sie entdeckte keine Spur von ihm. Nur ein großer Reiher schwebte tief über dem schnell dahineilenden Wasser. Das Federkleid des Vogels glänzte weiß, weißer noch als Schnee im Erdenlicht. Er schlug zweimal mit den Schwingen, zog nach rechts und stieg dann aus dem Flusstal hinauf in den nachtschwarzen Himmel. Aeriel sah noch, wie er über die Ebene auf Oceanus zuflog.
    Der Wind fegte über Avaric, bog das Gras wieder und wirbelte Aeriels Haar durcheinander. Sie lachte. Erst jetzt, in der Freiheit, spürte sie, wie sehr sie das Schloss des Vampirs bedrückt hatte. Zurückblickend sah sie den Reiher als winzigen Punkt am fernen Horizont. Leise murmelte sie noch einmal den Zauberreim vor sich hin.
    Dann wandte sie sich Oceanus zu und lief mit kräftigen Schritten hinaus in die Steppe.
    Der Weg erwies sich weitaus mühsamer, als sie angenommen hatte. Sie wanderte stundenlang durch graugrünes Gras und sank dann, um auszuruhen, mit zitternden Knien nieder. Sie aß von den Speisen aus dem Beutel und schlief auf der Erde, die weich
und angenehm war. Der Steppenwind wehte warm, und sie brauchte kein Lagerfeuer.
    Manchmal sah sie in der Ferne rechts und links kleine Vögel oder Wildesel mit einem goldgrünen Streifenmuster an den Flanken. Sie begegnete auch Antilopen, Steppenhühnern und einmal sogar einem Paar graubraun gesprenkelter Wildhunde. Die beiden beobachteten sie aus sicherer Entfernung und jaulten nur leise. Nach und nach, während die Tage vergingen, als Wandern, Ruhen und Schlafen zur selbstverständlichen Routine geworden waren, veränderten die Sterne sichtbar ihre Position, und die zu- und abnehmende Sichel des Oceanus stand etwas höher am Himmel.
    Während sie weiter und immer weiter durch die Steppe zog, veränderten sich Boden und Bewuchs: Das Erdreich wurde lockerer und trocken, das Gras kürzer und spärlicher und war mit niedrigem Buschwerk durchsetzt. Und als schließlich die Sonne über den Bergen im Westen aufging, stand Aeriel am Rande der Steppe und am Anfang der Wüste.
    Der Sand, über den sie von nun an wanderte, war weiß, mit einem fahlen orangefarbenen Schimmer. Obwohl er völlig trocken war, klebte er zusammen, so dass sich eine feine Kruste auf der Oberfläche gebildet hatte. Diese Kruste schien weder dick noch hart genug zu sein,

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