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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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um sie zu tragen; Aeriel fand jedoch heraus, dass sie bei hohem Tempo nicht einbrach, wenn sie langsam ging, jedoch knöcheltief in den weichen, groben Sand sank.
    Sie war noch nicht lange nach Sonnenaufgang unterwegs und deshalb noch nicht weit in die Wüste eingedrungen, als sie hinter
sich jemanden rufen hörte. Verwundert blieb sie stehen. Es war fast zwei Wochen her, dass sie eine menschliche Stimme gehört hatte. Sie drehte sich halb um, voller Vorfreude bei dem Gedanken, jemandem zu begegnen, als die Sandkruste unter ihren Füßen einbrach. Und sie erkannte ihn: Der Engel der Nacht kam von Norden her wie ein Riesenfalke mit nachtschwarzen Schwingen auf sie zugeflogen.
    Sie dachte nicht daran, sich zu verstecken, wie hätte sie das auch bewerkstelligen sollen, aber sie wollte ihm auch nicht begegnen. Wenn sie die Geisterfrauen retten wollte, durfte sie sich nicht von ihm gefangen nehmen lassen. Sie trug die Verantwortung für den Plan des Zwerges. Sie rannte los.
    Leichtfüßig lief sie über den Sand, der gerade noch trug, ehe er nachgab, und sie hinterließ eine sichelförmige Spur in den Sanddünen. Von einem Hügel zum nächsten floh sie und fühlte, wie ihr Haar hinter ihr herflatterte. Sie sah sich nicht um.
    Die Dünen erschienen ihr endlos. Ihr Atem kam stoßweise, ihr Puls raste, ihre Beine wurden schwer. Keuchend rang sie nach Luft, als sie im Rücken den Flügelschlag des Engels der Nacht spürte und erkannte, dass er über ihr war. »Dreh dich um!«, schrie er, und seine Worte klangen in ihren Ohren wie dumpfes Knurren. »Dreh dich um und sieh mich an!« Sie hörte nicht, sie antwortete nicht, sie lief weiter.
    Dann stieß er hinab. Aeriel fiel und rollte die Düne hinunter; seine Flügelspitzen berührten ihre Wangen. Dann stieg er wieder empor, um ein zweites Mal anzugreifen. Aeriel sprang auf und stürzte davon. Die Sandkruste war eingebrochen, als sie sich zu Boden geworfen hatte, und nun spürte sie den Sand in Augen,
Ohren und Haaren. Sie wischte ihn aus ihrem Gesicht und rannte weiter.
    Wieder stieß der Vampir hinab, doch diesmal nicht tief genug. Sie duckte sich und eilte weiter. Der Ikarus stieß einen Wutschrei aus und schraubte sich für einen neuen Angriff in die Höhe. Aber sein Schrei wurde beantwortet: Über die Dünen erklang ein Brüllen, wie rollender Donner. Aeriel drehte sich um. Hinter ihr, auf einem Dünenkamm, stand eine große Bestie, ein Löwe mit goldener Mähne. Sein Körper glänzte weißgolden; er strahlte wie die Sonne.
    Der Ikarus stieß wieder einen Wutschrei aus, und der Löwe antwortete ihm mit einem Brüllen, das die Luft zum Zittern brachte. Einen Augenblick dachte Aeriel, es käme zum Kampf: Der Engel der Nacht schwebte im dunklen Himmel direkt über ihm; der Löwe lag geduckt zum Sprung da. Plötzlich drehte der Ikarus ab und schoss wie ein Pfeil auf Aeriel zu. Der große Löwe verfolgte ihn. Aeriel floh wie ein Reh in weiten Sprüngen.
    Nun waren beide hinter ihr her und kamen immer näher. Sie vernahm die Pranken des Löwen im Sand und in der Luft den Flügelschlag des Vampirs. Und schneller, immer schneller verkürzte sich der Abstand. Schon konnte sie den Atem der beiden hören, den des Vampirs hart und heiser, den des Löwen weich und tief. Als ihr klarwurde, dass beide sie zugleich erreichen und zerreißen würden, packte der Vampir sie.
    Erst zog er sie am Haar, dann am Arm und hob sie in die Höhe. Seine Hand war so kalt, dass es sie verbrannte. Sie blickte in seine Augen, und sie waren farblos wie Eiweiß, wild, voller Wahnsinn. Er biss sie in die Kehle, und Aeriel schrie. Der Löwe
sprang. Als er mit dem Engel der Nacht zusammenprallte, wurde sie durchgerüttelt, und der Vampir torkelte in der Luft. Der Ikarus schrie auf und ließ sie los, als die große Katze ihm mit den Krallen das Gesicht zerschnitt.
    Doch sie war zwischen den beiden eingeklemmt und konnte nicht fallen. Ihre rechte Seite war wie erstarrt gegen den blutleeren Körper des Ikarus gepresst, während die linke wie Feuer vom Körper des Löwen brannte. Mit der anderen Pranke schlug die große Katze vier tiefe Wunden in die Schulter des Vampirs. Der Ikarus wand sich vor Schmerz. Der Löwe fiel auf die Erde. Auch Aeriel stürzte und lag benommen im Sand. Sie starrte auf die klaffenden Wunden des Engels der Nacht.
    Doch ehe der Vampir sich erholen konnte, war der Löwe zwischen ihn und Aeriel gesprungen. Der große goldene Kopf der Katze beugte sich über sie. Sie machte die Augen zu und

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