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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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bereitete sich auf ihren Tod vor. Da schloss sich sein Maul sanft um ihren Arm. Er zog sie hoch und warf sie über seine Schulter, dann eilte er in großen Sätzen über die Dünen davon. Aeriel lag benommen auf seinem Rücken. Ihre Kehle schmerzte dort, wo der Vampir sie gebissen hatte, wie Feuer und Eis zugleich. Sie fühlte sich so erschöpft, dass sie kaum atmen konnte. Sie spürte, wie der Löwe sie mit seinen großen scharfen Zähnen festhielt, ohne sie zu verletzen. Sie spürte, wie der Wind über ihren Körper strich und die Bewegung der harten, geschmeidigen Muskeln des Löwen. Sein Fell war so weich und warm wie Sonnenlicht, und sie fühlte, dass sein Körper unter dem Fell noch heißer war. Er roch nach Öl und Sandelholz.
    Sie sah den Ikarus am Himmel, hinter ihnen. Er machte keinen
Versuch, ihnen zu folgen, kreiste nur in der Luft, beobachtete sie und schrie vor Wut. Der Rhythmus seiner schnellen Rabenschwingen schien gestört ungleichmäßig, seltsam abgehackt. Mit jedem Satz des Löwen wurde er kleiner. Schließlich drehte er ab und kehrte lahm und langsam zu seinem Schloss zurück.
    Plötzlich merkte Aeriel, dass sie an der Kehle blutete. Blut floss aus der Wunde, die der Vampir ihr zugefügt hatte. Ihr war kalt; ein Schauder durchfuhr sie. Der Wind ließ das Blut auf ihrem Gewand schnell trocknen, und es klebte an ihr fest. Angeekelt starrte sie es an. Ihr Kopf wurde sehr leicht, und wenig später schwanden ihr die Sinne.
    Als sie erwachte, lag sie auf Sand. Die Sonne brannte ihr heiß ins Gesicht. Ihre Kehle schmerzte. Sie hörte ein plätscherndes Geräusch zu ihrer Linken. Sie lauschte, wollte jedoch die Augen noch nicht öffnen. Und gerade als sie in einen leichten Schlummer gleiten wollte, benetzten ein paar Wassertropfen ihre Wangen. Wieder hörte sie es plätschern, und gleich darauf spürte sie noch mehr Tropfen auf ihrer Wange. Sie blinzelte und öffnete die Augen. Neben ihr im Sand saß der Löwe und spritzte Wasser von seiner großen Tatze in ihr Gesicht.
    »Ah, du bist wach geworden, mein Kind«, sagte er. Seine Stimme klang sehr ruhig und tief. »Wie fühlst du dich? Kannst du aufstehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich fühle mich schwach.«
    Der Löwe nickte. »Das war zu erwarten. Der Biss eines Vampirs ist eine ernste Sache. Komm, du musst versuchen, dich aufzusetzen. Deine Wunde muss versorgt werden.«

    Aeriel brachte sich mühsam in eine sitzende Position. Einen Moment drehte sich der Himmel über ihr und drohte auf sie zu fallen. Sie stützte den Kopf auf die angezogenen Knie. Erst jetzt staunte sie darüber, am Leben zu sein, dass der Löwe sie vor dem Vampir gerettet hatte und mit menschlicher Stimme sprach.
    Sie verharrte in der Haltung. In der Nähe gab es Wasser. Sie streckte die Hand aus, fühlte den nassen Sand, dann Flüssiges. Sie tauchte die Hand ins Wasser, schöpfte davon und trank ein wenig; doch das Schlucken war schwierig und schmerzhaft. Sie benetzte ihren Nacken. Die Wunde brannte vom Wasser, aber der Schmerz ließ nach.
    Sie trank wieder. Das Wasser war warm und hatte eine schwache blaugrüne Färbung. Der Geschmack erinnerte sie an frische Kresse, und es roch nach Leben. Sie hob etwas den Kopf und sah, dass sie neben einem winzigen Tümpel saß, nicht größer als eine Pfütze im Sand. Winzige Wasserpflanzen wuchsen auf der Oberfläche, und zwischen ihnen quakten ein Dutzend Miniaturfrösche. Sie entdeckte auch vier Schnecken mit Häusern auf dem Grund des Tümpels und zwei, die am Wasserrand entlangkrochen.
    »Das da«, sagte der Löwe, »hilft es gegen den Schmerz?«
    Aeriel erschrak. Er saß so unauffällig da, dass sie ihn fast vergessen hätte. »Ja«, sagte sie schwach, »sehr.«
    »Nimm ein paar von den Wasserpflanzen, und leg sie auf die Wunde«, riet er. »Sie helfen besser als nur das Wasser.«
    Aeriel tat, wie ihr geheißen. Die kleinen grünen Fasern waren überraschend würzig im Geruch, und als Aeriel sie auf ihren Hals legte, durchströmte sie eine wohlige Wärme. Langsam
klang der kalte, dumpfe Schmerz ab. Noch war sie benommen, drohte, manchmal fast ohnmächtig zu werden, aber sie hatte keine Schmerzen mehr. Nach einer Weile verspürte sie Hunger und griff, ohne nachzudenken, in ihren Beutel. Da fiel ihr der Löwe ein, und sie sah ihn an.
    »Bist du hungrig?«, fragte sie schüchtern. »Möchtest du etwas essen?« Trotz seiner zurückhaltenden und freundlichen Art hatte sie noch immer Angst, er könnte sich auf sie stürzen und

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