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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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aber ich muss ihm gehorchen.«
    »Versuch dagegen anzukämpfen. Seine Macht ist nur wenig größer als deine, mein Kind. Du kannst dich von ihm befreien, wenn du es nur willst.«
    Aeriel stöhnte voller Verzweiflung. »Aber das will ich doch gar nicht«, stammelte sie. »Ich will bei ihm sein. Ich will ihm mein ganzes Leben lang dienen. Ich will für ihn sterben.«
    »Es gab einmal eine Zeit, da wolltest du ihn töten«, sagte der Zwerg.
    Aeriel schloss die Augen und flüsterte: »Ja.«
    Auch das stimmte.
    »Und willst du die Gespensterfrauen ihrem Schicksal überlassen? «, fragte Talb.
    Aeriel schüttelte den Kopf. »Nein, nein!«
    »Dann darfst du nicht zulassen, dass er dich mitnimmt.«
    »Hör mich an«, rief der Vampir, und Enttäuschung schwang im honigsüßen Ton seiner Stimme mit. »Du brauchst dir um die Fledermäuse und Eidechsen keine Sorgen mehr zu machen. Ich werde sie nicht mehr fangen, wenn du das nicht willst …« Doch plötzlich war seine Stimme voller Zorn, und er schrie: »Wo bist du, du elende kleine Sklavin? Komm jetzt raus, damit ich dich töten kann! Wie kannst du es wagen, dich mir zu widersetzen? Gehorche!«
    Aeriel zitterte und war unfähig, sich zu bewegen.
    »Warum?«, brüllte der Engel der Nacht. Seine Stimme klang
schrill. »Warum hast du mir das angetan? Erzählst mir Geschichten, schickst mir Träume … Lügen! Nichts als Lügen! Erzähl mir nie wieder etwas …«
    Plötzlich schwieg er. Das Timbre seiner Stimme änderte sich wieder, wurde rasend. Er sprach nicht mehr zu ihr.
    »Nein, geh weg. Geh weg«, flüsterte er entsetzt. »Ich will nicht mehr an dich denken. Ich habe dich schon vor langer Zeit vergessen. Warum bist du zurückgekehrt? Geh weg!«
    Schweigen. Eine Weile hörte Aeriel nur das Knistern des Feuers und ihren eigenen unregelmäßigen Atem.
    »Was hat er?«, fragte sie kaum hörbar.
    »Er träumt«, sagte der Zwerg leise.
    »Komm mir nicht näher!«, schrie der Vampir. »Sieh mich nicht an! Berühr mich nicht! Hier bin ich der Herr. Du musst mir gehorchen. Gehorche mir …«
    Seine Stimme verlor sich in einen Klagelaut. Aeriel zitterte so stark, dass sie kaum sprechen konnte.
    »Ich habe ihm das angetan«, sagte sie. Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Das hat er sich selbst angetan. Was du getan hast …«
    »Ich will zu ihm«, sagte Aeriel.
    »Bleib hier«, erwiderte Talb scharf. »Selbst jetzt noch ist er tückisch und gefährlich.«
    »Er weint«, sagte Aeriel.
    Der Zwerg schüttelte den Kopf.
    »Ich kann ihn hören«, beharrte sie.
    »Er hat kein Blut«, sagte Talb, »keine Tränen. Er will dich nur gefügig machen.«
    »Du irrst dich«, entgegnete Aeriel. »Er leidet wirklich.«

    »Das mag sein«, sagte der Zwerg. »Aber er wird seine Fassung wiedergewinnen.«
    Aeriel lauschte dem trockenen Schluchzen des Vampirs. Er stöhnte.
    »Geh weg! Lass mich in Ruhe. Warum verfolgst du mich so? Ich will nicht mehr träumen. Bitte …«
    Aeriel presste die Hände an ihre Ohren und sank zu Boden. »Ich ertrag das nicht länger. Verstopf mir die Ohren!«
    Der Zwerg kam mit dem Bienenwachs in der Hand zu ihr. Das Wachs fühlte sich weich und warm im Ohr an. Er drückte es hinein und drehte dann ihren Kopf, um auch das zweite Ohr zu verschließen. Er zupfte ein Stückchen aus dem Klumpen, doch ehe er es hineinstopfen konnte, rief der Ikarus wieder, diesmal weiter entfernt als vorher. Sie hörte ihn stromaufwärts das Ufer entlanghumpeln. Seine Stimme zitterte etwas. Er bemühte sich zu einem freundlichen Ton.
    »Wo bist du?«, rief er. »Komm heraus! Du brauchst dich nicht zu fürchten …«
    Aeriel ließ sich von Talb auch das andere Ohr verschließen, und dann war alles still.
    Wie lange sie geschlummert hatte, konnte sie nicht sagen. Als sie erwachte, zog der Zwerg das Wachs aus ihren Ohren. Das große Buch lag aufgeschlagen neben ihr im Sand. Die Seiten waren mit Runen bedeckt und der Zeichnung eines großen schneeweißen Reihers. Das kleine helle Feuer flackerte wie immer, es schien nie niederzubrennen, denn sie hatte den Zwerg nie Holzscheite nachlegen sehen. Als seine kurzen Stummelfinger den größten Teil des warmen Wachses aus ihren Ohren
entfernt hatten, konnte sie es dann und wann leise knistern hören.
    »Sind wir in Sicherheit?«, fragte sie, während sie die letzten Reste des Bienenwachses aus ihren Ohren entfernte. Ihr Verstand war klar, und sie stand nicht mehr unter dem Bann des Engels der Nacht. Sie fühlte sich stark und selbstsicher.
    »Im Augenblick droht

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