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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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aufmerksam machte und ihn fragte, was für Tiere das seien, sah er sie bloß über die Schulter an, knurrte einmal bedrohlich tief und beschleunigte dann seinen Schritt. Die gefleckten Hundewesen jagten nach Nordwesten und verschwanden. Aeriel vergaß sie schnell, als sie im Westen eine Karawane erblickte: Eine lange Reihe von Reitern und Packtieren, die über die Dünen zogen.
    Einmal kamen sie an einem Wüstenlager von Nomaden vorbei. Sie glichen den Ma’a-mbai bis auf den lockeren, ärmellosen Umhang, der hellblau statt weiß war. Ein großes Geschrei erhob sich, als sie den Pendarlon von weitem sahen. Sie sangen und winkten mit ihren glatten, knaufigen Wanderstäben, während die jungen Männer und Mädchen einen Ehrentanz vollführten, sich tief verneigten und einen langen, hohen Gesang anstimmten. Der Sonnenlöwe ließ ein machtvolles Brüllen als Antwort ertönen, jedoch ohne seinen schnellen Lauf zu unterbrechen. Aeriel sah sie in der Ferne immer kleiner werden und dann gänzlich verschwinden, aber noch lange klang ihr der Gesang in den Ohren.
    Oceanus stieg höher, und die Stunden vergingen. Die Erde schrumpfte schließlich zu einem fingernagelbreiten Halbmond, als die Sonne sich gegen Mittag verfinsterte. Aeriel schlief wieder und aß von den Vorräten aus ihrem Beutel. Sie aß und schlief und konnte nicht mehr zählen, wie oft. Der Löwe jedoch ermüdete nie.

    Aber als schließlich der Planet im Zenit des Himmels stand, verlangsamte der Löwe seinen Schritt. Sein Atem ging so gleichmäßig wie immer, aber er lief jetzt leichter, und Aeriel wusste, dass sie sich dem Avarclon näherten. Sie hielt aufmerksam nach ihm Ausschau. Die Sonne verfinsterte sich.
    Und dann sah sie ihn über die Dünen kommen. Er war dunkelsilbern, ungestüm und wild, mit einem spitzen Horn auf der Stirn und zwei großen Schwingen an den Schultern. Er hatte kleinere Schwingen an allen vier Läufen, unterhalb der Ohren und an beiden Backen. Er kam im Galopp über die Sandhügel auf sie zu, blieb abrupt, die Beine in den Sand gestemmt, stehen und schnaubte und stampfte auf den Boden. Er stieß ein wildes Wiehern aus, das wie ein Jagdhorn schallte. Der Löwe blieb stehen und brüllte zur Antwort. Es klang wie ein Erdbeben.
    Oceanus hing groß und dunkel am Himmel. Von der verdeckten Sonne war nur noch der Strahlenkranz zu sehen. Avarclon und Pendarlon standen sich im Sand gegenüber und begrüßten sich laut. Die verfinsterte Sonne war direkt über ihnen, so dass es keinen Schatten gab. Aeriel glitt vom Rücken des Löwen, legte ihren Wanderstab in den Sand und stand nun neben der großen Katze im unheimlichen Zwielicht des Mittags.
    »Wie geht es dir, mein alter Freund?«, rief der Sonnenlöwe.
    »Den Umständen entsprechend, gut«, antwortete das Sternenpferd. »Und wer ist das, den du mitgebracht hast? Es ist viele Tagmonate her, seit ich außer dir ein lebendes Wesen gesehen habe.«
    Aeriel faltete die Hände und verneigte sich, so, wie sie es vor dem Statthalter getan hatte, wenn der seine Halbschwester im
Hause des Dorfältesten besuchte. Und als sie die Luft tief einatmete, nahm sie den reinen scharfen Geruch von Silberminzöl wahr. »Mein Name ist Aeriel, Herr«, sagte sie, »ich komme vom Schloss des Vampirs …«
    Weiter kam sie nicht, denn bei der Erwähnung des Ikarus scheute und wieherte das Sternenpferd, als hätte man es zum Kampf herausgefordert. Aeriel war zu erschrocken, um weiterzureden.
    »Sprich weiter«, sagte der Löwe ruhig zu ihr. Das Sternenpferd schien ebenso nervös und ungestüm zu sein, wie der Sonnenlöwe stark und besonnen war.
    »Talb, der Zwerg, schickt mich«, fuhr Aeriel fort. »Seinen wirklichen Namen kenne ich nicht.«
    »Ach ja, der kleine Magier aus den Tiefverzweigten Höhlen«, sagte der Pegasus und schüttelte schnaubend den Kopf. »So ging er also nicht mit der Königin nach Westernesse. Hätte ich gewusst, dass ich einen solchen Verbündeten in der Steppe habe, wie manches Mal hätte er mir helfen können. Sag mir, Kleine, weshalb bist du gekommen?«
    »Er hat mich geschickt«, sagte Aeriel, »damit ich dir einen Vers aufsage, den er im Buch der Toten gefunden hat. Er sagt, du würdest die Bedeutung des Verses schon kennen.«
    Das Sternenpferd nickte, während es ruhelos tänzelte. »Sing mir den Vers vor«, sagte es.
    Und Aeriel sang.
    Als sie geendet hatte, wieherte der Pegasus sanft und wurde plötzlich viel freundlicher. Und neben sich glaubte Aeriel das leise Schnurren des Löwen zu

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