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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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musste gegen meinen Willen das Land verlassen. Glaubst du nicht, ich würde zurückkehren und gegen den Vampir kämpfen, wenn ich nur könnte?« Das große Pferd schüttelte den Kopf. »Er ist zu stark für mich, und so bleibt mein Schicksal ungesühnt.« Es starrte über die Dünen hinweg nach Avaric. »Da er mich weder töten noch gefangen nehmen und zu seinem Sklaven machen konnte, hat er mich mit seiner schrecklichen Macht aus meinem Land vertrieben.«
    Die Worte hatten ihn zutiefst betrübt, und er hielt inne, um
Atem zu schöpfen. Über den dreien ging die volle Sonnenfinsternis ihrem Ende entgegen. Gleich würde der Sonnenstern hinter dem Planeten wieder zum Vorschein kommen.
    »Aber jetzt«, sagte Aeriel, »ist die Zeit reif. Bald wird er seine vierzehnte Braut rauben und somit Herrscher über die Ebene werden. Du musst mit mir zurückkehren. Steht nicht geschrieben, dass der Vampir durch den Huf des Sternenpferdes fallen wird? Komm mit mir zurück.«
    Der Avarclon schüttelte langsam den Kopf. Er wirkte sichtbar schwächer als vor ein paar Minuten. Sein Kopf hing nach unten; sein Fell verlor den Glanz; er schien vor ihren Augen abzumagern.
    »Wenn ich nur könnte, mein Kind«, flüsterte er mit immer dünnerer und heiserer Stimme. »Wenn ich nur …«
    Der Rand der Sonne glitt hinter Oceanus hervor, und strahlendes Licht ergoss sich über die Dünen. Der Avarclon stieß ein leises verzweifeltes Wimmern aus. Seine Augen waren matt und wässrig. Seine Muskeln schrumpften unter der glanzlosen Haut. Aeriel sah seine Knochen. »Was ist los?«, rief sie leise. »Was geschieht da?«
    »Still, Kind«, sagte der Löwe. »Er kann dich jetzt nicht mehr hören.«
    Das Sternenpferd stöhnte wieder und zitterte. »Avaric!«, rief es. »Avaric! Avaric!«
    Seine Beine wurden dürr wie Stöcke, krümmten sich und knickten nach vorn ein. Aeriel keuchte und presste sich enger an den Löwen.
    »Sag mir, was hier geschieht«, bat sie ihn. »Ich fürchte mich.«
    Das graue Pferd versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
Es schlug verzweifelt mit den Flügeln. Seine Beine knickten unter ihm weg wie bei einem neugeborenen Fohlen. Sein zweiter Versuch, sich aufzurichten, war schwächer, der dritte hoffnungslos. Seine Flügel schlugen nicht mehr. Es gab einen tiefen Seufzer von sich, sein Kopf senkte sich langsam, sehr langsam, bis die Nüstern den Boden berührten. Sein Brustkorb hob und senkte sich, sein Atem wirbelte den Sand auf.
    »Jeder von uns«, sagte der Löwe, »jeder Wächter ist an das Land gebunden, das er bewacht. Keiner von uns kann viele Tagmonate fern seiner Domäne leben …«
    Aeriel hörte kaum, was er anschließend sagte. Der Sonnenstern war zur Hälfte hinter dem Planeten hervorgetreten. Das Sternenpferd alterte vor ihren Augen. Es versuchte sich nicht mehr aufzurichten oder den Kopf zu heben. Es stand nur noch da, schwankte, riss sich zusammen, schwankte wieder. Schließlich verlor es den Kampf und legte sich langsam auf die Seite. Seine langen dürren Beine zuckten und zitterten; sein Kopf bewegte sich schwach im Sand. Seine pechschwarzen Augen starrten zum Himmel empor. Aeriel sah, wie sich der Sonnenstern darin spiegelte.
    Dann wurden seine Augen dunkler und auch das reflektierte Licht der Sonne darin. Ganz still lag er da. Sein Fleisch zerfiel, die Haut hing ihm in Fetzen von den Knochen. Die leichte Brise bewegte sie wie winzig kleine Wimpel. Dann war auch sie dahin, und nur die harten Teile blieben übrig: Zähne, Knochen, Hufe, Horn, ein paar Strähnen von Schwanz und Mähne und die Federn seiner Schwingen. Der Wüstenwind ächzte leise; ein paar Federn trieben über Sand und Dünen dahin.

    »Er ist tot!«, schrie Aeriel und konnte es nicht fassen. »Warum hast du nichts getan? Was hat ihn getötet?«
    »Das Exil tötete ihn. Er hat oft versucht, in sein Heimatland zurückzukehren. Doch jedes Mal trieb der Ikarus ihn wieder über die Grenzen. Seit zwölf Jahren hat er den Huf nicht auf Avarics Boden gesetzt.«
    »Er lebt schon zwölf Jahre hier?«, fragte Aeriel. »Aber ich dachte …«
    Der Löwe nickte. »Es ist so, wie ich sagte. Er ist jetzt seit zwölf Jahren tot.«
    »Aber«, stammelte Aeriel, »ich sah ihn doch lebend …«
    Der Pendarlon schüttelte den Kopf. »Meine Tochter, hast du noch nie von Phantomen gehört, die am Mittag erwachen?«
    Aeriel sah auf den Haufen gebleichter Knochen im Sand. Der warme Wüstenwind blies sanft über Haut und Haar. Sie starrte auf ihre Füße. Plötzlich

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