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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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gelöst.« Die Wahrheit. »Dein Sohn ist frei.«
    Die Königin sah Aeriel lange prüfend an. Dann atmete sie tief ein, blickte auf Irrylath. Sie zuckte zusammen. Sie hatte ihn vorher nicht richtig wahrgenommen. Er kniete nieder. Die Königin starrte ihn an.
    »Du hast die goldene Haut der Bewohner der Ebene«, flüsterte sie, »und ihr glattes schwarzes Haar. Deine Augen sind die Augen meines Irrylath.« Sie schwieg. »Aber mein Sohn starb, als er sechs war, vor zweimal zwölf Jahren. Würde er leben, wäre er jetzt dreißig, und du bist ein Jüngling nicht älter als sechzehn. «
    Aeriel konnte das Gesicht des jungen Mannes nur von der Seite sehen. Syllva hatte den Blick niedergeschlagen. Als sie sich zum Gehen wenden wollte, griff Irrylath plötzlich nach ihrer Hand. Die Wachen fuhren auf, hoben ihre Bogen, aber die Königin wich nur ein wenig überrascht zurück und blieb dann stehen.
    »Königin«, sagte der Prinz, »als ich mit der Weißen Hexe unter dem See lebte, wurde ich älter. Aber als …« Er atmete scharf ein, und Aeriel begriff, dass er die Wahrheit, die ganze
Wahrheit, ebenso wenig wie sie aussprechen konnte. »Aber als ich in Avaric lebte, stand ich unter einem Zauber und alterte nicht mehr.«
    Die Königin sah ihn an, zögerte. Aeriel hielt den Atem an. Wenn sie vor der Weißen Hexe hier keinen Schutz finden würden, gab es auf der ganzen Welt keinen mehr für sie.
    »Mutter«, sagte der kniende junge Mann, »du hast dich sehr verändert, seit ich dich das letzte Mal sah. Aber ich erkenne dich wieder. Sieh mich an.«
    Aeriel sah, wie die Königin wieder seufzte, stumm, als würde sie eine große Sehnsucht erfüllen. Aeriel schauderte. Immer noch schwieg die andere Frau.
    »Dann sprich es aus! «, rief Irrylath plötzlich und ließ die Hand der Königin los. Er deutete mit dem Kopf auf die Wachen. »Befiehl ihnen zu schießen. Sage mir, dass ich nicht dein Sohn bin, nicht Irrylath.«
    Sie rührte sich nicht. Aeriel fühlte sich benommen; sie fürchtete hinzufallen. Der junge Mann kniete regungslos. Dann atmete die Königin wieder ein und trat näher. Sie berührte sein Hemd, dann seine Wange und fuhr mit den Fingern über die fünf langen Narben.
    »Das kann ich nicht«, entgegnete sie sanft. »Denn du bist es. Mein Sohn. Mein Irrylath.«
    Aeriel lehnte sich auf der Fensterbank zurück. Selbst im Licht des Sonnensterns fröstelte sie. Die Priester im Tempel riefen noch immer ihre klagenden Gebete. Sie legte das Instrument aus Silberholz auf ihren Schoß und versuchte, ihre Erinnerungen zu verscheuchen. Aber sie war allein in dem hohen Raum des Palastes,
und ihre Gedanken schweiften wieder in die Vergangenheit.
    Sie dachte an die äußeren Gemächer, die sie mit Irrylath bewohnte: Die Fenster waren gegen das eindringende Sternenlicht dunkel verhängt. Im Zimmer herrschte gedämpftes Licht, denn der Sohn der Königin konnte in der Dunkelheit nicht schlafen. Zwölf und ein Leuchter umgaben sein Bett.
    Aeriel stand in der Türöffnung und beobachtete ihn. Ein Tagmonat war vergangen, seit die beiden nach Isternes gekommen waren. Sein langes Haar lag offen auf dem Kopfkissen. Die Lampen brannten sehr schwach.
    Aeriel hielt einen irdenen Krug mit Öl in der Hand. Eigentlich wollte sie vor ihm hier sein, die Lampen auffüllen und wieder gehen. Aber sie hatte sich in der Zeit geirrt. Sie vermutete, dass er bereits seit geraumer Zeit schlief.
    Aeriel betrat das Zimmer und kniete neben ihm nieder. Das gefiederte Segel, mit dem sie nach Isternes gekommen waren, fiel in reichem Faltenwurf vom Bett, bis zu den hocharmigen Leuchtern. Aeriel fuhr mit der Hand über die weichen weißen Federn.
    Sie wusste, dass sie gehen sollte. Der Atem des jungen Mannes war unregelmäßig geworden. Seine Augäpfel unter den Lidern bewegten sich: Er träumte. Sie berührte seine Wange. Sie fühlte sich heiß an. Ihre Hand glitt zu seiner Schulter, und er krümmte die Finger auf der Bettdecke. Aeriel beugte sich nahe zu ihm.
    »Mein Mann«, sagte sie sanft, »wach auf.« Dann noch sanfter, ein Flüstern jetzt: »Irrylath. Irrylath, komm zu mir zurück.«
    Der junge Mann erschauderte, bewegte sich. Ein Verlangen
überkam sie. Sie beugte sich und berührte seine Lider mit den Lippen.
    »Irrylath«, sagte sie. »Mein Mann, wach auf.«
    Seine Lider erzitterten, und einen Augenblick glaubte sie, er würde erwachen, aber nein. Sie schloss die Augen und erinnerte sich, was er einst gewesen war: der Engel der Nacht, ein weißgesichtiger

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