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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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unzähligen Sternen bedeckte Himmel. Unter ihr, hinter den Mauern des Palastes, lagen die Dachfirste der Stadt. Pflaumenhäutige Männer mit Turbanen und Frauen in hauchdünnen Hosen, die um die Knöchel zusammengebunden waren, bevölkerten die Straßen. Aeriel lauschte der langgezogenen Wehklage des Priesters, der die Leute zum Gebet rief.
    Der Abendwind erhob sich und brachte den Geruch von Myrrhe. Für sie hatte die Stadt immer nach dieser Pflanze gerochen, vom ersten Tag an, selbst wenn der Wind vom Sandmeer her wehte. Die Bewohner nannten ihre Stadt Isternes, obwohl Aeriel in ihrer weit entfernten Heimat als Esternesse davon gesprochen hatte. War sie erst vor drei Tagmonaten hier angekommen? Nach dreimaligem Aufgehen des Sonnensterns und zweimaliger vierzehntägiger langer Dunkelheit? Das hellhäutige Mädchen schloss die Augen und versuchte sich wieder in Erinnerung
zu rufen, wie es mit Irrylath das große Segel aus den Federn eines Engels der Nacht gewoben hatte.
    Dieses Segel hatte sie, gebläht vom Wind, über die weiße Ebene Avarics getragen. Und der Schrei. Sie erinnerte sich an den Schrei der Weißen Hexe, schrill und weit entfernt. Er hatte die nachtschwarzen Federn ihres Segels in reines Weiß verwandelt, während Aeriel und der junge Prinz aus dem Machtbereich der Hexe flohen. Die Erinnerung daran jagte ihr noch immer einen Schauder über den Rücken.
    Sie und Irrylath waren über das Sandmeer nach Osten gesegelt; hatten hoch über diesem ausgetrockneten Meer herausschießende Sandwale beobachtet und Seevögel, die in dem feinen, puderartigen Sand badeten, bis sie die Stadt am fernen Gestade des Sandmeers erblickten: Isternes. Alle Gebäude dort waren aus weißem Stein.
    Als der Wind sie näher trug, erklangen Hörner von den Wachtürmen. Langsam erstarb er, so dass sie sanft auf den Hauptplatz zuglitten und dort landeten. Sofort kamen die Palastwache und die Stadtwache angerannt. Seltsam gekleidete Frauen und Männer mit mandelförmigen Augen umringten sie.
    Die Königin kam aus dem Palast auf sie zu. Sie war groß und trug eine Robe aus grauem Satin. Der Turban auf ihrem Kopf war aus Seide. Aeriel konnte ihr Haar nicht sehen, aber ihre Wimpern waren flachsfarben und ihre Augen violett.
    »Bist du Syllva?«, fragte Aeriel, die noch immer ihr Hochzeitsgewand trug. Sie legte die Hände zusammen und verneigte sich, wie man es sie vor langer Zeit im Haus des Dorfältesten gelehrt hatte. »Die Königin von Avaric?«

    Die Dame mit dem Turban nickte. »Die bin ich, das heißt die Frau des Königs von Avaric, vor vielen, vielen Jahren. Doch jetzt bin ich Königin von Isternes. Wer bist du, dass du diese weite Reise über das Meer gemacht hast?«
    »Ich bin Aeriel«, antwortete das Mädchen, »und komme aus Avaric, um dir deinen Sohn zurückzubringen.«
    Irrylath stand dicht neben ihr, jedoch ohne sie zu berühren, aber sie spürte, wie er sich an dem Segel festklammerte. Er schwieg. Die Augen der Königin ruhten noch immer auf Aeriel.
    »Mein Sohn stürzte in einen See in der Wüste und ertrank.«
    Aeriel schüttelte den Kopf. »Er ist nicht ertrunken. Das war eine Lüge, die seine Amme dir erzählte.« Sie fror bei dem Gedanken an Dirna: Sie war die Amme des kleinen Prinzen in Avaric gewesen, später wurde sie dann nach Terrain verkauft und Dienerin im Hause des Dorfältesten, wo Aeriel sie kennengelernt hatte. Die Terrainierin blickte Syllva wieder an. »Er ist nicht ertrunken. Die Amme deines Sohnes, Dirna, überantwortete ihn der Lorelei, einer Wasserhexe, die ihn zehn Jahre unter den Wassern des Sees gefangen hielt, dann …«
    An dieser Stelle zögerte sie. Was sollte sie sagen? Königin, dein Sohn ist ein Engel der Nacht gewesen. Die Weiße Hexe des Sees stiehlt Kinder und macht sie zu ihren Vampiren: bleiche, blutlose Geschöpfe mit nachtschwarzen Schwingen, die sie dann ausschickt, damit sie die Welt ausbeuten. Ich nahm den Zauberbann von deinem Sohn, machte ihn wieder sterblich, aber während der Jahre, als er der »Sohn« der Hexe war, stahl er die Seelen von vierzehn jungen Mädchen und trank ihr Blut und ermordete sie.

    Wie konnte sie das sagen? Die Königin beobachtete sie. Aeriel senkte die Lider.
    »Zehn Jahre lang war er Gefangener der Hexe im See«, sagte sie, »dann lebte er weitere vierzehn Jahre verzaubert in Avaric. «
    Das war keine Lüge, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Feigling, warf sie sich vor. Sie blickte der Königin wieder in die Augen. »Aber ich habe den Zauberbann

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