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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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vor dem Essen?“
    „Nein danke“, erwiderte Rafe höflich. „Marshai Atwater hat Ihnen deshalb nicht gesagt, wer ich bin, weil vielleicht jemand hätte mithören können. Ich werde wegen Mordes gesucht, Sir, aber der eigentliche Grund, warum ich gejagt werde, sind diese Papiere.“
    Annie betrachtete das schmale, asketisch wirkende Gesicht des Expräsidenten, als Rafe ihm erzählte, was in den letzten vier Jahren geschehen war. Es war das intelligenteste Gesicht, das sie je gesehen hatte, mit einer hohen, breiten Stirn und einer Miene, die aufrichtige Gesinnung spiegelte. Die Zeitungen aus den Nordstaaten hatten ihn als Verräter bezeichnet, und vermutlich sollte sie ihn genauso sehen. Aber sie spürte auch, warum man ihn dazu auserwählt hatte, die gespaltenen Staaten als Präsident anzuführen. Er wirkte auf eine gewisse Weise zerbrechlich, zweifellos ein Resultat seiner zweijährigen Gefängnisstrafe. Tiefe Traurigkeit schimmerte in seinen Augen.
    Als Rafe geendet hatte, sagte Davis kein Wort. Vielmehr streckte er die Hand aus. Rafe gab ihm die Dokumente. Schweigend blätterte er sie einige Minuten lang durch, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Mit einem Mal wirkte er unsäglich erschöpft.
    „Ich dachte, die Papiere wären längst vernichtet worden“, bemerkte er schließlich. „Wenn dem so gewesen wäre, würde Mr Tilghman noch leben und Ihr eigenes Leben wäre nicht zerstört worden.“
    „Eine Enthüllung würde Vanderbilts Leben auch nicht sonderlich angenehm gestalten.“
    „Nein, das sicher nicht.“
    „Vanderbilt ist nicht dumm“, sagte Rafe. „Er hat doch sicher vorausgesehen, dass diese Dokumente gegen ihn verwandt werden und in klingende Münze umgesetzt werden können.“ „Ich wäre damit nicht so verfahren.“ Davis runzelte die
    Stirn. „Trotzdem - sie müssen dazu dienen, dass Ihnen Gerechtigkeit widerfährt.“
    „Warum haben Sie das getan?“, platzte Rafe plötzlich in verbittertem Ton heraus. „Weshalb haben Sie Geld genommen, obwohl Sie wussten, dass es sinnlos war? Warum den Krieg unnötig in die Länge ziehen?“
    „Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie meine persönlichen Bemerkungen gelesen haben.“ Davis seufzte. „Meine Aufgabe war es, Sir, die Konföderierten am Leben zu halten. Die Gedanken, die ich in meinen persönlichen Bemerkungen niedergelegt habe, waren Ausdruck meiner tiefsten Ängste, denn es bestand immer noch die Chance, dass der Norden kriegsmüde werden und ein Ende der Auseinandersetzungen fordern würde. Solange die Konföderation existierte, habe ich ihr treue Dienste erwiesen. Die Entscheidung fiel mir nicht schwer, obwohl ich sie bitter bereut habe. Wenn man die Dinge in der Vorausschau genauso klar sehen könnte wie im Rückblick, könnten viele Tragödien vermieden werden. Allerdings ist es sinnlos, im Nachhinein über das Geschehene zu grübeln, weil man sein Handeln nur bedauert.“
    „Mein Vater und mein Bruder sind im letzten Jahr des Krieges gestorben“, erwiderte Rafe bitter.
    „Oh.“ Davis’ Augen waren umwölkt von Trauer. „Dann haben Sie allen Grund, zornig zu sein. Ich entschuldige mich bei Ihnen, Sir, und möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen, obwohl ich sicher bin, dass Sie keinen Wert darauf legen. Wenn ich irgendetwas tun kann, um Ihre Situation zu ändern, so werde ich es tun.“
    Jetzt erhob Atwater das Wort. „Sie können uns dabei helfen, einen Weg zu finden, wie diese Mordanklagen fallen gelassen werden könnten. Denn Vanderbilt als Verräter zu entlarven, das allein wird nicht ausreichen.“
    „Das sehe ich auch so“, nickte Davis. „Lassen Sie mich darüber nachdenken.“ „Sie müssen zurück nach New York“, erklärte er am nächsten Tag. „Setzen Sie sich mit J. P. Morgan in Verbindung. Er ist Bankier. Ich habe ihm einen Brief geschrieben.“ Er gab Rafe das gefaltete Blatt. „Nehmen Sie die entsprechenden Dokumente, die auf Mr Vanderbilts Zuwendungen an die Konföderierten hinweisen, mit zu diesem Treffen. Die anderen Papiere würde ich gerne behalten, wenn Sie nichts dagegen haben.“ Rafe warf einen Blick auf den Brief. „Was steht da drin?“, fragte er rundheraus.
    „Mr Vanderbilt verfügt über ein großes Vermögen, Captain McCay. Also kann man ihn nur mit noch mehr Geld zu Fall bringen. Mr Morgan kann so etwas bewerkstelligen. Er ist ein junger Mann mit ziemlich strengen Moralvorstellungen, aber obendrein auch ein äußerst cleverer Geschäftsmann. Er

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