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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seiner Hand über ihren Bauch. „Hätte es Vanderbilts Verrat nicht gegeben, hätte ich dich nie kennengelernt. Vielleicht sorgt das Schicksal auf diese Weise für ausgleichende Gerechtigkeit.“ Wegen der Habgier eines Mannes hatten Tausende von Männern sterben müssen. Andererseits hätte er Annie sonst nie getroffen. Vielleicht geschahen die Dinge einfach, und es gab nicht nur Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Er selbst sollte jetzt in der Gegenwart leben und keine Zeit mehr mit Bedauern oder Verbitterung verschwenden. Denn nun gab es nicht nur Annie für ihn, sondern er würde auch bald Vater werden, ein Ereignis, das immer mehr Raum in seinem Denken einnahm. Dank Atwater, Jefferson Davis und J. R Morgan, und vor allem dank Annie, war er jetzt nicht nur ein freier Mann, sondern auch finanziell gut abgesichert, und konnte Annie das Leben bieten, das er sich für sie wünschte.
    „Was wird mit Parker Winslow geschehen?“, wollte sie wissen.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Rafe, obwohl er etwas ahnte. Atwater hatte nämlich das Hotel verlassen, ohne ein Wort zu sagen, wohin er wollte. Manchmal sorgte man eben am besten im Dunkeln für Gerechtigkeit.
    Atwater verschaffte sich Eintritt in Winslows Stadthaus mit der Gerissenheit eines Mannes, der große Erfahrung darin hatte, sich ungesehen einzuschleichen. Obwohl es dunkel war, sah er sofort, wie teuer dieser Mann eingerichtet war, als er von Zimmer zu Zimmer ging. Der verdammte Schurke hatte sich ein schönes Leben gemacht, während Rafe McCay zu einem Dasein als wildes Tier gezwungen worden war!
    Der Marshal konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal jemanden als Freund bezeichnet hatte. Wahrscheinlich nicht mehr, seit seine süße Maggie gestorben war. Er hatte ein einsames Leben geführt und nur für Recht und Gesetz gelebt und seiner eigenen Vorstellung von Gerechtigkeit. Aber verdammt, Rafe und Annie waren Freunde geworden. Sie hatten lange Stunden miteinander am Lagerfeuer geredet, aufeinander aufgepasst, zusammen Pläne geschmiedet und sich gesorgt. So etwas schuf eine starke Verbindung. Und als Freund und Gesetzeshüter, und gemäß seinem persönlichen Gesetzbuch, musste er dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.
    Als er Winslows Schlafzimmer gefunden hatte, betrat er es so leise wie ein Schatten. Es war nicht einfach für ihn, seinen Plan in die Tat umzusetzen, deshalb zögerte er einen Moment und starrte zu dem schlafenden Mann im Bett. Atwater war froh, dass Winslow nicht verheiratet war und er keine Mistress aufschrecken würde. Zunächst überlegte er, ob er Winslow aufwecken sollte, doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Gerechtigkeit verlangte nicht, dass der Mann von seinem eigenen Tod wusste, nur, dass die Tat vollendet werden musste. Leise zog Noah Atwater seine Pistole, um wieder einmal für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen.
    Er war schon wieder verschwunden, bevor die Bediensteten, die in der Dachkammer schliefen, sich erheben und in ihre Sachen schlüpfen konnten, verunsichert darüber, was dieses Geräusch eben für eine Bedeutung haben könnte. Atwaters Gesicht zeigte keine Regung, als er durch die dunklen Straßen ging, ganz in seine Gedanken vertieft. Dass er Winslow erschossen hatte, war nicht weniger als gerecht gewesen, aber vielleicht hatte er noch einen anderen Grund für sein Handeln gehabt, gemessen an dem, was er für Rafe und
    Annie empfand. Ein wenig Rache. Und vielleicht war es ja an der Zeit, sich endgültig von seiner Dienstmarke zu verabschieden. Denn wenn andere Dinge eine Wichtigkeit bekamen, konnte er sich nicht länger als reiner Diener des Gesetzes sehen. Er hatte gesehen, was Rafe widerfahren war und erlebt, dass Geld und Macht so erfolgreich das System manipuliert hatten, dass das Leben eines Unschuldigen zerstört wurde. Und nach alldem konnte Atwater nicht mehr wie früher an das Gesetz glauben - auch wenn er in seinem Herzen immer ein Mann der Gerechtigkeit bleiben würde.
    Aber er war zufrieden. Er hatte dafür gesorgt, dass Gerechtigkeit mehr war als nur eine leere Worthülse.

20. KAPITEL
    Atwater stürmte durch die Eingangstür ins Farmhaus, das Gesicht aschfahl vor Sorge. Rafe trat in die Eingangshalle, um ihn zu empfangen. Seine
    Miene war angespannt, die Hemdsärmel aufgerollt.
    „Kann ihn nirgendwo finden“, stöhnte Atwater. „Was ist denn das für ein Arzt, der nie da ist, wenn man ihn braucht? Wahrscheinlich hat er es sich mit einer verdammten Flasche

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