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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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einem Mann niemals erlauben, ihr bei der Toilette zuzusehen, dachte er plötzlich. Es sei denn, sie war willens, ihn in ihr Bett zu lassen, damit er dort seine Begierde stillen konnte, die der Anblick dieses zutiefst persönlichen Rituals in ihm geweckt hatte.
    Dann schien die Lust förmlich aus ihm herauszufließen, als seine alles überwältigende Erschöpfung zurückkehrte. „Gehen wir“, brummte er. Würde er noch länger hier stehen bleiben, würde er die Energie nicht mehr aufbringen, die Hütte des alten Trappers zu suchen.
    „Könnten wir nicht zuerst etwas essen?“ Gegen Annies Willen klang ihre Stimme flehend. Sie fühlte sich schwach vor Hunger und Durst, wusste aber, dass er in noch viel schlechterer Verfassung war, auch wenn seine harte, ausdruckslose Miene nichts preisgab.
    „Wenn wir da sind. Es dauert nicht lange.“
    Er brauchte eine Stunde, bis er die Hütte gefunden hatte, und Annie brauchte noch einen Moment länger, um sie überhaupt als solche zu erkennen. Denn die einfache kleine Konstruktion war so zugewachsen, dass man sie kaum noch als künstliches Gebilde erkennen konnte. Sie hätte vor Enttäuschung aufschreien mögen. Sie hatte eine Blockhütte erwartet, zumindest eine grob gezimmerte Bretterhütte. Aber nicht das! Von dem, was sie durch das dichte Buschwerk erkennen konnte, bestand die „Hütte“ aus nicht viel mehr als ein paar achtlos aufgestapelten Felsbrocken und ein paar halb verrotteten Holzplanken.
    „Absteigen!“
    Annie warf ihm einen wütenden Blick zu. Allmählich hatte sie genug von diesen knappen Kommandos. Sie hatte Hunger, Angst, und jeder Muskel tat ihr weh. Aber sie gehorchte ihm und wollte ihm beinahe instinktiv helfen, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht absaß. Stattdessen beobachtete sie seine ungelenken Bewegungen, während sie die Hände zu Fäusten ballte.
    „Es gibt einen Schuppen für die Pferde.“
    Ungläubig sah sie sich um, konnte aber nichts entdecken, das nur annähernd nach einem Unterstand ausgesehen hätte.
    „Da hinten“, sagte er, weil er den Zweifel in ihrem Gesicht bemerkt hatte. Er führte den Braunen links herum, und als Annie ihm mit ihrem Pferd folgte, sah sie, dass er recht hatte. Es gab einen Schuppen, der gerade mal genug Platz für die beiden Pferde bot. Nach vorne und hinten war er offen, wobei das hintere Ende teilweise verdeckt war durch einen grob gezimmerten Wassertrog und noch mehr Büsche. Ein Holzkübel hing an einem abgebrochenen Ast, der in die Wand aus Erde gesteckt worden war. Rafe nahm ihn herunter und untersuchte ihn. Und für einen kurzen Augenblick zeigte seine strenge Miene Zufriedenheit.
    „Auf der anderen Seite der Hütte gibt es einen Bach. Nehmen Sie den Pferden die Sättel ab! Danach holen Sie mit diesem Eimer Wasser für die Tiere.“
    Ungläubig starrte Annie ihn an. Sie war geschwächt vor Hunger und so müde, dass sie kaum laufen konnte. „Und was ist mit uns?“
    „Zuerst müssen die Pferde versorgt werden. Unser Leben hängt von ihnen ab.“ Er klang unerbittlich. „Ich würde es ja selbst tun, aber ich bin im Moment zu nichts anderem mehr in der Lage, als zu schießen, wenn Sie versuchen abzuhauen.“ Ohne ein weiteres Wort machte Annie sich an die Arbeit, obwohl ihre Muskeln vor Anstrengung zitterten. Sie ließ ihre Arzttasche und den Beutel mit Lebensmitteln fallen. Dann folgten beide Sättel und seine Satteltaschen. Schließlich nahm sie den Eimer, und Rafe zeigte ihr den Weg zu dem Bach, keine zwanzig Yards von der Hütte entfernt. Der Bach war nur etwa einen Fuß tief, an manchen Stellen sogar weniger, an anderen wieder mehr. Stumm folgte er ihr zu dem Gewässer und zurück. Auch wenn er unsicher auf den Beinen war, beobachtete er sie mit grimmiger Miene. Noch zweimal ging sie zum Bach, mit ihm auf den Fersen, bis er befand, dass der Trog nun voll genug sei. Gierig tranken die beiden Pferde.
    „In meiner linken Satteltasche ist ein Beutel mit Körnern. Geben Sie beiden zwei Handvoll. Ihre Rationen müssen für eine Weile kurz gehalten werden.“
    Nachdem sie auch diese Aufgabe erledigt hatte, wies er sie an, ihre Habseligkeiten in die Hütte zu tragen. Die Tür war aus jungen Baumstämmen, Schnüren und Ranken zusammengezimmert. Vorsichtig schob Annie sie auf und unterdrückte einen Aufschrei des Abscheus. Es schien kein einziges Fenster zu geben, doch das Licht, das durch die geöffnete Tür fiel, enthüllte eine Unzahl von Spinnweben und große Mengen an Staub. Insekten und kleine Tiere

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