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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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glauben zu können. Und es gab Menschen, die überhaupt nichts Gutes mehr in sich trugen. Auf der anderen Seite würde er ihr vermutlich nicht glauben, dass sie allein hier oben in den Bergen lebte. Daher nickte sie schließlich.
    „Könnte ich ihn wohl sprechen? Wenn Sie mir nur sagen, wo ich ihn finde, werde ich Sie nicht weiter belästigen und Sie von Ihrer Arbeit abhalten.“
    Wieder war sie unschlüssig. Konnte sie es wagen, ihn zu Rafe zu schicken, ohne ihn vorzuwarnen? Rafe würde vermutlich zuerst schießen und dann erst Fragen stellen, was bedeuten könnte, dass ein unschuldiger Mann sterben musste. Sollte dieser Mann jedoch nicht so unschuldig sein, könnte sie damit Rafes Leben in Gefahr bringen. Ihre Gedanken rasten. „Er wird bald zurück sein“, sagte sie endlich, die ersten Worte, die sie zu dem Mann sprach. „Hätten Sie gerne einen Kaffee, während Sie warten?“
    Der Fremde lächelte. „Ja, Ma’am, das wäre sehr nett.“ Er stieg vom Pferd ab und wartete darauf, dass sie näher kam. Annie nahm den leeren Eimer und hielt ihn so, dass er ihre Rocktasche mit der Pistole darin verdeckte. Falls sie es schaffte, den Mann ins Haus zu locken, würde Rafe dessen Pferd sehen, wenn er zurückkam, und wissen, dass er vorsichtig sein musste. Und mit der Pistole in ihrer Rocktasche könnte sie sicherstellen, dass Rafe nicht in Gefahr geraten würde.
    Der Mann ließ sein Gewehr am Sattel stecken, aber Annie hatte seine große Pistole bemerkt. Das Holster war um den Oberschenkel festgebunden, so wie Rafe es auch zu tun pflegte - eine eher unübliche Art, seine Waffe zu tragen. Und genau das machte sie noch misstrauischer. Obwohl er leicht hinkte, schien er keine Schmerzen zu haben oder anderweitig beeinträchtigt zu sein.
    Sie ging voraus in die Hütte und stellte den Eimer neben dem Herd ab, ehe sie dem Mann eine Tasse von ihrem Frühstückskaffee einschüttete. Er nahm seinen breitkrempigen Hut ab und bedankte sich höflich.
    Die Fensterläden waren geöffnet. Kühle Luft drang herein, aber auch Sonnenlicht. Interessiert sah der Fremde sich um, während er an seinem Kaffee nippte. Sein Blick blieb an dem grob gezimmerten Bett aus Kiefernnadeln hängen, das fast die ganze linke Seite der Hütte einnahm. Annie spürte, dass sie rot anlief, doch er sagte kein Wort. Stattdessen sah er sich weiter in der sauberen kleinen Hütte um, in der es keine Möbel gab, nur zwei Sättel, die am Boden lagen, aus denen er seine eigenen Schlüsse ziehen konnte.
    „Sie waren vermutlich froh, dass Sie die Hütte gefunden haben“, plauderte er. „Bevor der Schnee kam.“ Er glaubte offenbar, dass sie Reisende waren, die hier vor dem Schnee Zuflucht gesucht hatten. Doch ehe Annie ihm erleichtert zustimmen konnte, fiel sein Blick auf ihre große schwarze Arzttasche. Seine Augenbrauen schnellten nach oben.
    Ihre Tasche! Annie warf einen gequälten Blick darauf. Diese Tasche ließ keinerlei Zweifel zu; im ganzen Land besaßen Ärzte solche Taschen. Nicht gerade das übliche Gepäck für Reisende oder Farmer.
    Der Mann musterte sie durchdringend. „Sie müssen dieser Doc sein“, sagte er dann langsam. „Der Doc aus Silver Mesa, der seit etwa zwei Wochen vermisst wird. Ich hatte vorher noch nie von einem weiblichen Arzt gehört, aber die Leute dort haben anscheinend nicht gelogen.“
    Annie wollte ihm sagen, dass ihr Mann Arzt war. Das erschien ihr am vernünftigsten und durchaus glaubwürdig. Doch sie war schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen, und jetzt erst recht. Ihr Mund war trocken, und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
    Er sah sie an. Spätestens jetzt hätte ihr aschfahles Gesicht und die schreckgeweiteten Augen ihn misstrauisch gemacht, hätte er nicht schon vorher Verdacht geschöpft. Sein Blick schweifte wieder zu den Sätteln, die er eingehend musterte. Und dann hielt er plötzlich seinen großen Revolver in der Hand.
    „Das ist McCays Sattel“, sagte er scharf. Der freundliche Ton war verschwunden. Seine Stimme klang jetzt hart und bedrohlich. „Es muss ihn ja schlimmer erwischt haben, als ich dachte, dass er einen Arzt braucht. Wo steckt er?“
    Annie konnte ihn unmöglich zu der Wiese schicken. „Ja... jagen“, stammelte sie.
    „Mit dem Pferd oder zu Fuß?“
    „Zu ... zu Fuß. Die Pferde g...grasen.“ Sie hatte ihre Stimme nicht mehr unter Kontrolle, während der Lauf der Pistole groß, schwarz und fest auf sie gerichtet war.
    „Wann wird er denn zurückerwartet? Raus mit der Sprache, Lady! Sie

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