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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Sie einfach da stehen, wo er sie sehen kann, wenn er hereinkommt.“
    Sie war der Köder, der den Tiger in die Falle locken würde. Trahern hatte sich in den Schatten auf der linken Seite zurückgezogen. Sie konnte ihn sehen, weil ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, aber Rafe würde ihn nicht ausmachen können.
    Als sie erneut den Mund öffnete, um etwas zu sagen, brachte Trahern sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Erstarrt vor Angst stand sie da, mit schreckgeweiteten Augen, den Blick auf die Tür gerichtet, als sie hörte, dass Rafe sich näherte. Ein paar Minuten verstrichen, während ihre Knie anfingen zu zittern, und wenig später zitterte sie am ganzen Körper, als hätte sie Schüttelfrost. Am liebsten hätte sie die entsetzliche Stille mit einem Schrei durchbrochen.
    Zuerst war nichts, doch eine Sekunde später sah sie ihn. Versteinert stand sie nur da und vermochte ihn nicht einmal durch einen Schrei zu warnen. Aber das musste sie auch nicht. Rafe legte einen Finger an seine Lippen. Sie sah nur einen Teil von ihm durch die geöffnete Tür. Er stand etwa dreißig Fuß von der Hütte entfernt. Annie fühlte sich wie festgenagelt an der Wand, dem grellen Licht ausgesetzt, das von draußen hereinfiel. Sie spürte, wie Trahern sie beobachtete, sodass sie Rafe nicht einmal durch die Richtung ihres Blickes andeuten konnte, wo er sich befand. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, und ihre Hände waren gleichzeitig eiskalt und von Schweiß bedeckt. Sie hatte Mühe zu atmen; ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Dann war Rafe wieder aus ihrem Sichtfeld verschwunden, als wäre er nur eine Geistererscheinung gewesen.
    Eine Hand hatte sie in den Falten ihres Rockes versteckt. Langsam bewegte sie sie bis zur Tasche, und endlich umschlossen ihre feuchten Finger den großen Pistolenknauf. Sie legte den Daumen an den Abzugshahn, um zu prüfen, ob er sich schwer ziehen lassen würde. Um dann entsetzt festzustellen, dass sie ihn nicht bewegen konnte. Sie würde beide Hände brauchen, nur um das verdammte Ding zu spannen! Eine seltsame Wut kochte in ihr hoch. Verdammter Rafe! Warum hatte er ihr nicht eine Waffe gegeben, mit der sie umgehen könnte?
    Sie drehte den Kopf und sah zu Trahern. Er musste etwas gespürt haben, denn seine Aufmerksamkeit war auf die Tür gerichtet.
    Als Trahern den Hahn seiner Waffe zurückzog, hörte sich das Klicken für sie an wie eine Explosion.
    Jetzt konnte sie Rafe wieder sehen, wie er sich lautlos an die Hütte heranschlich. Er hielt seine eigene Pistole in der Hand, bereit zu schießen, doch der Überraschungsvorteil würde nicht reichen. Trahern könnte ihn ganz genau sehen, während Rafe nur raten konnte, wo sein Gegner sich befand.
    Trahern bewegte sich lautlos, all seine Sinne geschärft. Wie ein Wolf, der spürt, dass seine Beute in der Nähe ist. Er würde schießen, sobald Rafe in der Tür stand. Rafe würde vor ihren Augen sterben, und das Licht in seinen wilden Augen würde für immer verloschen sein.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Rafe sich bewegte. Wie ein Panther griff er in einer einzigen lautlosen Explosion von Kraft und Schnelligkeit an. Sie wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton heraus. Ihre Hand steckte immer noch in der Tasche, und irgendwie schaffte sie es, durch den Stoff einen Schuss abzugeben.

11. KAPITEL
    Ohrenbetäubend laute Schüsse explodierten in dem kleinen Raum. Rauch erfüllte die Luft, und der Gestank von Kordit stieg Annie in die Nase. Erstarrt stand sie da, die Pistole immer noch fest umklammert, während der Lauf aus ihrer zerfetzten Rocktasche ragte. Rafe war da, aber sie wusste nicht wo. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn hereinkommen gesehen zu haben. Irgendjemand schrie.
    Rafe rief etwas, aber sie verstand ihn nicht. Über das Geräusch in ihren Ohren konnte sie ihn kaum verstehen. Er schlug gegen ihr Bein und die Hüfte, und sie begann zu schluchzen und versuchte, ihn wegzustoßen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass ihr Rock brannte.
    Mit einem Schlag kehrte sie endlich wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Rafe durchquerte den Raum und trat Trahern die Pistole aus der ausgestreckten Hand, und das Schreien verwandelte sich in Stöhnen. Auf zitternden Beinen schaffte Annie es, ein paar Schritte zu machen. Dann stand sie wieder wie gelähmt da und starrte auf den Mann hinunter, der zusammengekrümmt am Boden lag. Blut war aus seinem Unterbauch getreten und färbte sein Hemd und die Hose dunkel.
    Neben ihm, unter

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