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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihm, überall war Blut und sickerte durch die Ritzen im Boden. Seine Augen waren geöffnet, aus seinem Gesicht war jede Farbe gewichen.
    „Warum hast du mich nicht erschossen?“, fragte Rafe barsch und ließ sich neben dem Kopfgeldjäger auf ein Knie fallen. Er wusste, dass er Trahern die perfekte Gelegenheit dazu gegeben hatte. Denn als er gesehen hatte, dass Annies Rock in Flammen stand, schien nichts anderes mehr für ihn wichtig gewesen zu sein, außer sie zu retten, ehe die Flammen an ihr hochzüngeln konnten. Er hatte dem Feind buchstäblich den Rücken zugekehrt - und Trahern hatte nicht abgedrückt.
    „Hat keinen Sinn mehr“, keuchte Trahern. „Kann das Geld sowieso nicht mehr kassieren. Zur Hölle damit!“ Er stöhnte, ehe er fortfuhr: „Verdammt! Ich hatte vergessen nachzusehen, ob sie eine Waffe hat.“
    Blankes Entsetzen erfasste Annie. Sie hatte den Mann angeschossen. Sie hatte weitere Schüsse gehört, aber irgendwie hatte sie gewusst, dass Trahern am Boden lag, noch bevor Rafe durch die Tür gekommen war. Sie hatte nicht auf ihn gezielt, wusste nicht einmal, wie sie es geschafft hatte, den Hahn zu spannen. Doch die Kugel hatte sich ihren Weg gesucht, und nun lag Trahern am Boden und verblutete.
    Plötzlich kam Bewegung in sie. Sie griff nach ihrer Tasche und zog sie über den Boden zu dem Kopfgeldjäger. „Ich muss die Blutung stoppen“, rief sie verzweifelt und ging neben Rafe in die Knie. Als sie die schreckliche Wunde sah, zuckte sie zusammen. Trahern hatte einen Bauchschuss, und ihr ärztliches Wissen sagte ihr, dass er dem Tod geweiht war, auch wenn alles in ihr danach schrie, etwas zu tun, irgendetwas, um ihm zu helfen.
    Als sie die Hand ausstreckte, hielt Rafe sie zurück. Mit eindringlichem Blick sah er sie an. „Nein“, sagte er. „Du kannst nichts mehr für ihn tun, Liebes. Mach dich nicht unglücklich, indem du es versuchst.“ Selbst Annie mit ihren Heilkünsten konnte nichts gegen eine so schwere Verwundung ausrichten, und er wollte nicht, dass sie sich trotzdem bis zur völligen Erschöpfung verausgabte.
    Erfolglos versuchte sie, ihre Hände von ihm zu befreien, während Tränen in ihren Augen schwammen. „Ich kann die Blutung stoppen! Ich weiß, dass ich es kann!“
    „Falls Sie nichts dagegen haben, Ma’am, würde ich lieber verbluten, als dieses Giftzeug zu schlucken und noch ein paar Tage länger leiden zu müssen, ehe ich sterbe“, murmelte Trahern benommen. „Wenigstens tut es jetzt nicht so weh.“
    Annie sog die Luft ein. Schmerz durchzuckte ihre Brust bei der Anstrengung. Sie versuchte, nüchtern zu denken. Die Wunde blutete sehr viel stärker, als sie es sonst von Bauchverletzungen kannte. Gemessen an dem vielen Blut musste sie eine Hauptarterie zerfetzt oder zumindest verletzt haben. Rafe hatte recht. Sie konnte ihn nicht mehr retten. Trahern würde in ein oder zwei Minuten tot sein.
    „War reiner Zufall“, murmelte Trahern. „Hab deine Spur in Silver Mesa verloren. Also habe ich eine Rast gemacht, damit mein Bein verheilen kann. Gestern bin ich dann hierher aufgebrochen und habe heute Morgen den Rauch gesehen. War ein verdammter Zufall. Hat mir aber kein Glück gebracht.“ Er schloss die Augen und schien einen Moment auszuruhen. Es kostete ihn große Mühe, sie wieder zu öffnen.
    „Man weiß, dass du dich in diesem Gebiet aufhältst“, fuhr er fort. „Die anderen Kopfgeldjäger ... ein U.S. Marshall ist dir auch auf den Fersen. Heißt Atwater. Verdammt zäher Bursche. Du bist der Beste, dem ich je auf der Spur war, McCay. Aber Atwater gibt auch nicht auf.“
    Rafe hatte schon von dem Gesetzeshüter gehört. Für Noah Atwater gehörte das Wort „aufgeben“ noch viel weniger zum Wortschatz als selbst für Trahern. Deshalb musste Rafe weg hier, und zwar so schnell wie möglich. Er sah zu Annie und ihm war, als hätte ihm jemand dort, wo sein Herz war, einen Schlag gegen die Brust versetzt.
    Trahern hustete. Er sah verwirrt aus. „Gibt es hier Whiskey? Könnte einen Drink brauchen.“
    „Nein, Whiskey haben wir nicht“, erwiderte Rafe.
    „Ich habe Laudanum“, sagte Annie und versuchte wieder, sich aus Rafes Griff zu befreien. Doch er ließ sie immer noch nicht los, sondern zog sie noch näher zu sich. „Lass mich los, Rafe! Ich weiß, dass ich nicht viel tun kann, aber Laudanum wird seine Schmerzen lindern ...“
    „Er braucht es nicht mehr, Liebes“, sagte Rafe leise und zog ihren Kopf an seine Schulter.
    Annie wollte sich wegstoßen von ihm,

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