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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihr war. Es dauerte nicht lange, ehe sie kraftlos auf ihn niedersank und ihr Gesicht in seine warme Halsbeuge schmiegte.
    „Und ich dachte, das Wasser ist zu kalt“, murmelte sie.
    Seine Stimme klang tief, heiser. „Welches Wasser?“
    Hinterher ging sie auf wackligen Beinen zurück zu ihrem Lager. Erneut zitterte sie, weil die kalte Luft über ihre nasse Haut strich. Jetzt wünschte sie, eine Decke mit zum Bach genommen zu haben, damit sie das kurze Stück nicht nackt zurücklegen musste. Sie trocknete sich ab und zog sich hastig an.
    Diesmal bestand Rafe früher als sonst darauf weiterzuziehen. Und Annie schlug nicht vor, doch zu bleiben. Er hatte ihr beigebracht, wie wichtig Vorsicht war. Ohne zu protestieren, sammelte sie die nasse Kleidung und all ihre anderen Habseligkeiten ein, während Rafe wieder die Pferde sattelte. Die Dämmerung war bald der Dunkelheit gewichen, als Rafe sie schließlich zu einem geschützten Platz führte, wo sie die Nacht über bleiben würden.
    Ehe sie unter die Decke kroch, griff sie unter ihren Rock, band ihr Höschen auf und zog es anmutig aus. Rafe schlüpfte zu ihr unter die Decken und zeigte ihr in dieser Nacht zwei Mal, wie sehr er ihre Wärme schätzte.
    Für eine größere Gruppe war es sehr viel schwieriger, das Gebiet der Apachen zu durchqueren und dabei unentdeckt zu bleiben. Wenn man aber allein oder zu zweit war, konnte man durchaus Glück haben. Und Rafe hoffte, sie würden es schaffen, ohne jemandem zu begegnen.
    Die Apachen waren Halbnomaden, die dorthin wanderten, wo sie etwas zu essen fanden. Die Stämme waren nicht besonders groß, selten mehr als zweihundert Menschen; mehr hätten ein rasches Vorwärtskommen unmöglich gemacht. Doch die Apachen brauchten auch keinen großen Stamm, um dem Weißen Mann Angst einzujagen. Cochise, der Häuptling der Chiricahua, kämpfte schon für sein Land gegen den Weißen Mann, seit Rafe zum ersten Mal von ihm gehört hatte. Vor Cochise war es Mangas Coloradas gewesen, sein Schwiegervater. Geronimo führte seinen eigenen Stamm an. Jeder, der nur ein bisschen was im Kopf hatte, würde den Apachen aus dem Weg gehen.
    Mit diesem Wissen hatte Rafe sich angewöhnt vorauszureiten, um die Wasserlöcher zu überprüfen, ehe er Annie erlaubte nachzukommen. Die umherstreifenden Stämme der Apachen brauchten ebenfalls Wasser. Daher würden sie am ehesten ihr Lager in der Nähe eines Baches aufschlagen, wo sie dann eine Zeit lang blieben, bis sie weiterzogen.
    Am nächsten Tag war Rafe froh um seine Achtsamkeit. Er lag flach auf dem Bauch auf einer Hügelanhöhe. Als er den Kopf hob, um um einen Felsen herumspähen zu können, entdeckte er unter sich ein Lager der Apachen. Für einen Moment war er gelähmt vor Entsetzen. Denn es war fast unmöglich für einen Menschen, den Apachen so nahe zu sein und unentdeckt entkommen zu können. Die Hunde würden bellen, die Pferde scheuen, und die stets wachsamen Krieger würden ihn entdecken. Er fluchte im Stillen, während er sich wieder hinter den Felsen zurückzog.
    Als keine Warnrufe erklangen, zwang er sich, völlig reglos dazuliegen, bis das Zittern in seinen Beinen verschwunden war. Wenn er es schaffte, zu Annie zurückzukehren, würde er mit ihr in die entgegengesetzte Richtung verschwinden, so schnell wie die Pferde es zuließen. Falls er es zurück zu Annie schaffte ... Oh Gott, was würde aus ihr werden, wenn man ihn einfing? Sie war allein hier, draußen, für den Moment zwar gut versteckt und geschützt, aber sie würde niemals allein den Weg zurück in die Zivilisation finden.
    Das Lager unten gehörte zu einem der kleineren. Er versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie viele Wickiups, die
    Grashütten der Apachen, er dort unten gesehen hatte, doch seine Panik hatte alles ausgeblendet außer einem bedrohlichen Gesamteindruck. Als er jetzt darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er nicht viele Menschen dort unten gesehen hatte. Ob das hieß, dass die Krieger unterwegs waren - zu einer Versammlung oder vielleicht zum Jagen?
    Diesmal war er noch vorsichtiger, als er einen zweiten Blick wagte. Er zählte neunzehn Grashütten, also ein kleiner Stamm, selbst wenn er für jede Hütte fünf Leute rechnete. Es war seltsam ruhig, was sehr unüblich war, da die Frauen immer etwas zu tun hatten, auch wenn die Krieger nicht da waren. Außerdem müsste er Kinder spielen sehen, doch er entdeckte nur zwei kleine Jungen, die nichts anderes taten, als ruhig dazusitzen. Hinter dem Lager standen die Pferde.

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