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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Kleinkinder und ein Baby zeigten ebenfalls keine der vielsagenden Flecken. Das Baby jammerte, was in einem Apachenlager unüblich war. Sie betrat die Grashütte und hob das Kleine hoch, das sofort aufhörte zu quengeln und sie mit unschuldigen und verschlafenen Augen ansah. Die Mutter des Babys war so geschwächt vom Fieber, dass sie kaum die Lider zu heben vermochte.
    „Ich brauche meine Tasche“, sagte Annie knapp. In Gedanken war sie schon bei der gewaltigen Aufgabe, die vor ihr lag, während sie das Baby in ihren Armen wiegte.

15. KAPITEL
    Es gibt nichts, was du noch tun könntest“, sagte Rafe mit drohendem Unterton. „Es sind Masern. Deshalb ist es das Gleiche wie mit den Pocken: Entweder sterben sie oder nicht.“
    „Ich kann ihnen etwas geben, um das Fieber zu senken. Dann wird der Zustand für sie erträglicher.“ Zehn Minuten stritten sie sich noch weiter. Annie hielt immer noch das Baby im Arm, das sie angelächelt und dabei zwei winzig kleine Zähne enthüllt hatte. Jetzt nuckelte es geräuschvoll an seinem molligen Fäustchen.
    „Und was willst du tun, wenn einige der Krieger wieder gesund werden und sich dazu entschließen, mich zu töten und dich als Sklavin zu halten? Falls der Medizinmann nicht eifersüchtig wird und beschließt, dass du auch sterben musst.“
    „Es tut mir leid, Rafe! Ich kann nicht mehr so tun, als wüsste ich von nichts. Bitte versteh das. Die meisten haben bereits Masern, also kann es nur noch ein paar Tage dauern, bis sie sich wieder besser fühlen. Nur ein paar Tage.“
    Rafe fragte sich, wann sein Gehirn sich gegen ihn gewandt hatte, wenn es um Annie ging. „Du weißt, dass ich dich zwingen kann zu gehen.“
    „Ja, das weiß ich“, räumte sie ein. Er besaß genügend Macht über sie, sodass sie sich ihm fügen würde. Sie konnte seine Haltung sogar verstehen. Und weil sie um die Bedeutung seiner Argumente wusste, schätzte sie seine Zurückhaltung umso mehr. Besonders, da er sonst sehr unnachgiebig war.
    „Es ist gefährlich für uns, so lange an einem Ort zu bleiben.“
    „Auf der anderen Seite ist ein Apachenlager für uns vermutlich der sicherste Platz. Oder glaubst du, dass es viele Kopfgeldjäger gibt, die hier nach uns suchen würden?“
    Im Stillen musste er die Frage eindeutig mit einem Nein beantworten. Er spürte, dass er schon wieder nachgab. „Na gut. Werden vier Tage reichen?“
    Sie überlegte einen Moment. „Ich denke schon.“
    „Vier Tage sind das Äußerste, ganz egal, wie es dann aussieht. Wenn einige von ihnen wieder auf den Beinen sind, verschwinden wir.“
    „Gut.“ Er hatte recht: Auch wenn sie den Apachen halfen, hieß das noch lange nicht, dass die Indianer ihre Anwesenheit auch schätzen würden.
    Annie hatte achtundsechzig Menschen gezählt. Noch nie zuvor hatte sie so viele Patienten auf einmal gehabt. Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Als Erstes ging sie von einer Hütte zur nächsten und sah bei jedem Kranken nach, in welchem Zustand er sich befand. Einige schienen eine mildere Form der Krankheit zu haben, bei anderen wiederum sah es sehr viel ernster aus. Die alte Frau, die offensichtlich versucht hatte, sich um den ganzen Stamm zu kümmern, brachte genügend Mut auf, um sich kreischend auf Annie zu stürzen, als sie sich neben die Kranken hinkniete. Schnell griff Rafe nach dem Arm der Alten und zwang sie, sich hinzusetzen. „Aufhören!“, sagte er scharf und hoffte, sie durch seinen Tonfall ruhig zu halten, auch wenn sie nicht verstand, was er gesagt hatte. Jetzt wünschte er, zumindest ein paar Brocken der Apachensprache zu kennen, doch leider war das nicht der Fall. Und hier würde es wohl kaum einen Menschen geben, der Englisch sprach. Die alte Frau verzog sich schließlich wieder in ihre Ecke und beschränkte sich darauf, die Eindringlinge mit finsteren Blicken zu bedenken.
    Bei denen, die schon schwarze Flecken aufwiesen, hatte Annie wenig Hoffnung, obwohl sie schon Menschen gesehen hatte, die sich auch davon erholt hatten. Die größte Gefahr für alle bestand darin, dass ihr Fieber so hoch steigen würde, dass sie Krämpfe bekommen würden. Denn Annie wusste, dass Menschen, die ein solch hohes Fieber überlebt hatten, hinterher nicht mehr ganz richtig im Kopf waren. Es bestand auch die Gefahr einer Lungenentzündung und anderer ernsthafter Komplikationen. Aber obwohl der gesunde Menschenverstand sie zwang zuzugeben, dass sie sich nicht allzu große Hoffnungen machen sollte, ließ Annie sich nicht abhalten.

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