Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
hinunter auf die Straßenkünstler. Er studierte die Szene einen Augenblick, dann nickte er. „Ja, vielleicht hast du Recht. Das einzige Problem ist, dass die beiden keine Profis sind. Möglicherweise werden sie Schwierigkeiten haben, sich vor der Kamera zu entspannen.“
„Egal, lass es uns doch einfach mal versuchen. Wenn es nicht klappt, machen wir so weiter wie vorgesehen.“
Jack schaute auf die Uhr. Er zögerte noch immer. „Die Models sind schon fast fertig …“
„Ich geh und frag sie.“
„Ja, aber mach’s kurz.“
Sie nickte und eilte die Strandpromenade hinunter.
Die Straßenkünstler machten ihre Sache besser, als alle zu hoffen gewagt hatten.
Die Aufnahmen würden fantastisch werden.
„Großartig“, schrie Jack begeistert und reichte Becky Lynn die Kamera. „Als Nächstes das rote Lederkostüm.“
Als Becky Lynn sich umdrehte, sah sie sich einem Mann gegenüber. Sie erkannte ihn sofort.
Carlo.
Sie verengte die Augen. Er ist gekommen, um Jack eins auszuwischen. Sie war fest überzeugt, dass er aus keinem anderen Grund hier war.
„Gute Idee, die Straßenkünstler miteinzubeziehen.“
„Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?“ fragte sie kühl und tat so, als wüsste sie nicht, wer er war.
Er unterzog sie einer eingehenden Musterung. „Wie heißen Sie?“
Sie glaubte zu wissen, was er über sie dachte. Verärgert hob sie das Kinn. „Wie heißen Sie?“ konterte sie und beschloss, ihn so unsympathisch wie nur möglich zu finden.
„Sie wissen nicht, wer ich bin?“ Ungläubig hob er eine Augenbraue. „Ich bin Carlo Triani. Jacks Halbbruder.“
Als er ihren Gesichtsausdruck sah, grinste er. Wieder wanderte sein Blick über sie hinweg. „Und Sie sind Jacks Assistentin? Perlen vor die Säue geworfen, kann ich dazu nur sagen. Sie sind viel zu schade für diesen Job. Ist Ihnen das eigentlich klar?“
„Wie bitte?“
Carlo lachte ein tiefes Lachen. Es klang amüsiert. Ein paar Leute drehten sich nach ihnen um. „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mein lieber Bruder zu allem Überfluss auch noch blind ist.“
Er ist nicht nur unsympathisch, korrigierte sie sich, er ist widerlich. „Dürfte ich Sie vielleicht bitten, den Set zu verlassen? Sie haben hier nichts zu suchen.“
„Oh, Sie scheinen ihm ja zu Füßen zu liegen.“ Er schüttelte den Kopf. „Wie alle Frauen. Aber er ist es nicht wert. Ich prophezeie Ihnen, dass er Sie fallen lassen wird wie all Ihre Vorgängerinnen auch.“ Er senkte seine Stimme. „Sehen Sie das denn nicht, bella?“
Sie ballte die Hände zu Fäusten, wütend auf ihn und zugleich auch auf sich selbst, weil sie es zuließ, dass er seine Schmutzkübel über Jack auskippte. „Mr. Triani, wenn Sie nicht …“
„Carlo“, korrigierte er sanft und trat einen Schritt näher an sie heran. Sie zwang sich, nicht zurückzuweichen und seinem Blick standzuhalten, obwohl es ihr schwer fiel. „Sie irren sich. Ich habe hier sehr wohl etwas zu suchen. Ich habe es gerade entdeckt. Sie nämlich.“
„Oh, bitte.“ Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. „Zwingen Sie mich nicht, die Polizei zu rufen. Es könnte peinlich für Sie werden.“
„Sie sollten sich nicht hinter der Kamera verstecken, sondern ihr ins Auge blicken. Sie verschwenden Ihr Talent.“
Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihr Urteil stand fest. Carlo Triani war ein Dreckskerl. Plötzlich verstand sie, warum Jack ihn hasste. Sich über sie lustig zu machen, nur um Jack zu treffen, zeugte von einer ungeheueren seelischen Grausamkeit. „Sie sind hier unerwünscht. Ich weiß nicht, wie ich das noch deutlicher zum Ausdruck bringen könnte. Bitte gehen Sie.“
„Drehen Sie mal den Kopf, bella. Ich würde gern Ihr Profil sehen.“
Er streckte die Hand nach ihr aus. Ihr stockte der Atem, und sie schlug sie weg. „Verschwinden Sie auf der Stelle, oder ich rufe den Sicherheitsdienst.“
„Becky Lynn, was ist los? Wir wollen weitermachen …“
Carlo drehte sich um. Jack blieb ruckartig stehen, seine Gesichtszüge versteinerten.
„Hallo, kleiner Bruder.“
Jack atmete atmete aus. „Was willst du hier?“
„Ich wollte dir gratulieren.“ Carlo lächelte. „Du machst dich.“
Jack ballte die Hände zu Fäusten, bereit, sich auf Carlo zu stürzen. Als Becky Lynn darauf aufmerksam wurde, legte sie ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. „Lass gut sein“, flüsterte sie. „Er ist es doch gar nicht wert.“
Er hörte nicht auf sie. Sie spürte, wie
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