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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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war. So sehr Jack es sich auch wünschen mochte. Das, was er, Carlo, hatte, würde Jack nie bekommen.
    Siehst du, was er aus eigener Kraft erreicht hat? Giovannis zornige Stimme hallte in Carlos Kopf. Er hob die Hände und hielt sich die Ohren zu. Er braucht keinen Türöffner so wie du. Wo wärst du heute ohne mich, Carlo?
    Ja, wo wäre er? Wäre er einer der zahllosen namenlosen Fotografen, die es in Los Angeles gab wie Sand am Meer? Oder hätte er schon längst das Handtuch geworfen?
    Carlo stieß eine Verwünschung aus und ärgerte sich über sich selbst. Wenn er so weitermachte, würden ihn seine Selbstzweifel noch auffressen. Er hatte Talent. Nicht Giovanni machte seine Fotos, sondern er machte sie selbst; sie gehörten ihm ganz allein, ihm, dem Modefotografen Carlo Triani. Und wenn es eine Ähnlichkeit gab zwischen Giovannis und seinem eigenen Stil, so deshalb, weil sein Vater ihn beeinflusst hatte. Was aber noch lange nicht hieß, dass Carlo Giovanni imitierte.
    Er ballte seine Hände zu Fäusten; die angenehme Ruhe, die er eben noch verspürt hatte, war verflogen und hatte einem namenlosen Groll Platz gemacht. Er hasste Jack Gallagher, er hatte ihn von dem Moment an gehasst, in dem seine Mutter seinen Namen zum ersten Mal ausgesprochen hatte.
    Seine Mutter. Seine wunderbare Mutter.
    Er hatte sie verehrt. Er hatte sie angebetet – wie alle, die mit ihr in Berührung gekommen waren. Alle, bis auf einen – alle, bis auf ihren eigenen Mann. Giovanni.
    Wie war es nur möglich, dass Giovanni gegen ihre Schönheit so völlig immun gewesen war? Ebenso immun wie gegen ihre Hilfeschreie, gegen ihr Flehen, damit aufzuhören, sie mit seinen ständigen Affären dem Gespött der Öffentlichkeit preiszugeben? Als Carlo noch ein Junge war, war ihm Giovanni immer wie ein furchterregender Gott erschienen, ein Gott, der richtete und kein Erbarmen kannte.
    „He … Car…lo… Carlo…“
    Er öffnete die Augen und sah rot. In seiner Erinnerung stieg das Bild seiner Mutter auf, nackt im Pool liegend, das Wasser rot, rot von ihrem Blut, und das Gesicht, das einstmals so schöne Gesicht, weiß und starr.
    Sein Magen krampfte sich zusammen; er bekam kaum noch Luft. Er klammerte sich am Rand des Whirlpools fest, plötzlich war er wieder fünfzehn, und seine Welt lag in Trümmern.
    „Car…lo… Komm raus und spiel mit uns.“
    Er blinzelte, und das Bild in seinem Kopf löste sich langsam auf, zwei rote Punkte bewegten sich schnell auf ihn zu. Einen Moment später standen die beiden Models kichernd, die Hände pro vokant in die Hüften gestützt, vor ihm am Rand des Whirlpools.
    Zorn flammte in ihm auf und nahm ihm fast den Atem. Mit einem Satz war er aus dem Jacuzzi draußen, riss June das Bikinioberteil vom Leib und schleuderte es von sich. „Ich hasse die Farbe Rot, hast du verstanden?“ schrie er völlig außer sich. „Ich will euch nie wieder in diesen Bikinis sehen.“
    Auf den Gesichtern der beiden Mädchen malte sich Entsetzen. Einen Moment lang herrschte angespannte Stille. Dann drehte sich June wortlos um, tappte mit nassen Füßen über den gekachelten Boden hin zu ihrem Bikinioberteil und hob es auf. Als sie wieder zurückkam, schleuderten ihre Augen Blitze. „Du Dreckskerl, was glaubst du eigentlich, wer du bist?“
    „Mi dispiace, bella“, murmelte er. „Vergib mir, es tut mir Leid.“
    „Alles klar.“ June bückte sich und suchte ihre Sachen zusammen. „Ich bin schon weg.“
    Er ergriff sie am Arm. „Per favore? Du wirst es nicht bereuen, wenn du noch ein bisschen bleibst.“
    „Nimm deine Finger weg, du Mistkerl.“ June kochte vor Wut und schüttelte seine Hand ab.
    Carlo zuckte die Schultern und wandte sich Susi zu, die die ganze Szene mit großen Augen verfolgt hatte.
    „Und was ist mit dir, Susi?“ Er lächelte sie entwaffnend an. „Du bleibst aber doch noch ein bisschen?“
    Susi warf ihrer Freundin einen um Verzeihung heischenden Blick zu und nickte.
    Mit einem strahlenden Siegerlächeln zog er sie an sich.
    Viel später, nachdem Susi gegangen war, tigerte Carlo unruhig durchs Haus. Er brauchte Menschen um sich und Hektik. Doch nun war es still, und diese Stille erschreckte ihn. Er war allein, allein mit seinen Gedanken. Allein mit seinen Dämonen.
    Rotes Wasser.
    Carlo erschauerte und ging hinüber zur Bar, um sich einen Wodka – die russische Marke, die er bevorzugte – einzuschenken. Aber er trank nicht. Er starrte in sein Glas und dachte wieder an seine Mutter.
    Sie war wunderschön

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