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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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gewesen. Schwarzes Haar und samtbraune Augen, Gesichtszüge, bei deren Anblick einem der Atem stockte. Ihre weiche, rauchige Stimme war wie ein Streicheln gewesen.
    Sie war ein berühmtes italienisches Fotomodell – erotischer als Sophia Loren und schöner als Isabella Rossellini.
    Carlo drehte das Glas in seinen Händen und beobachtete, wie sich die Strahlen des Lichts in der klaren Flüssigkeit brachen. Oft hatte er seine Mutter heimlich beobachtet. Er hatte gesehen, wie sehr sie litt. Ihr Unglück drohte ihn zu ersticken, und er hatte immer wieder verzweifelt nach etwas gesucht, womit er sie glücklich machen könnte.
    Wie sehr hatte er sie doch geliebt. Aber es gab in ihr einen Teil, der für ihn unerreichbar war, egal wie sehr er sich auch abmühte.
    Er legte den Kopf in den Nacken, setzte das Glas an die Lippen und kippte den Wodka hinunter. Er verzog das Gesicht und schüttelte sich. Der Alko hol brannte ihm in der Kehle. Es tat gut. Er goss er sich noch einen Drink ein.
    Nachdem sie sich das Leben genommen hatte, brodelte die Gerüchteküche. Ihm kamen viele Dinge zu Ohren – Dinge, die einem Jugendlichen besser nicht zu Ohren gekommen wären.
    So widersprüchlich die Gerüchte auch waren, hatte ihn doch der Selbstmord seiner Mutter mit einer unumstößlichen Wahrheit konfrontiert, der er sich schließlich nicht hate entziehen können. Sie hatte nicht die Kraft gehabt, um nur allein für ihren Sohn weiterzuleben. Dafür war ihre Liebe nicht groß genug gewesen. Der einzige Mensch auf der Welt, den sie wirklich mit jeder Faser ihres Herzens liebte, war Giovanni. Und da sie seine Liebe nicht erringen konnte, war ihr ihr Leben nichts mehr wert gewesen, und sie hatte es weggeworfen.
    Das Läuten des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken,
    „Hast du schon gehört?“ fragte sein Vater ohne Begrüßung, nachdem Carlo sich gemeldet hatte.
    Eine Faust donnerte in seinen Magen. Carlo krümmte sich. Sein Vater rief an, um ihm Jacks Erfolg unter die Nase zu reiben. „Hallo, Vater.“
    „Hast du’s gehört?“ wiederholte Giovanni ungeduldig. „Jack ist bei Garnet McCall gelandet.“
    „Ja“, gab Carlo mit betonter Gleichgültigkeit zurück. „Ich habe davon gehört.“
    Einen Moment lang hüllte sich Giovanni in Schweigen, dann lachte er grimmig. „Er hat eine Menge erreicht, ganz aus eigener Kraft, nicht wahr? Nimm dir ein Beispiel.“
    Carlo holte tief Atem. Warum nur schaffte es sein Vater immer wieder, dass er sich wie ein dummer Junge vorkam? „Soweit ich gehört habe, ist die Sache noch längst nicht unter Dach und Fach. Bis jetzt hat er den Etat noch nicht.“ Carlo klemmte sich den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter und goss sich noch einen Drink ein. „Noch ist nichts entschieden.“
    „Soso.“ Giovanni legte eine Kunstpause ein. „Und warum hast du dann deinem Bruder einen Besuch abgestattet?“
    Carlo stellte sein Glas ab. Sein Gesicht brannte. „Wie kommst du … woher weißt du das denn?“
    Giovanni lachte. „Tja, man hat eben so seine Leute. Die kleine Schwarze, erinnerst du dich?“
    Carlos Nackenmuskeln verspannten sich. Er hob die Hand und begann, seine Schultern zu massieren. „Stehst du immer noch auf kleine Mädchen, Vater? Amüsant mitanzusehen, wie du immer älter wirst und sie immer jünger werden.“
    Sein Vater schnaubte verächtlich. „Du bist ja nur neidisch. Die Mädels vergöttern mich. Sie können von Giovanni gar nicht genug bekommen.“ Er schwieg einen Moment. „Und das soll nach allem, was ich gehört habe, bei Jack nicht anders sein.“
    Carlo ballte die Hände zu Fäusten. Eine Welle von Hilflosigkeit und Frustration schlug über ihm zusammen. Nicht etwa, dass er im Bett ein Versager gewesen wäre. Das war er nicht. Er dachte an den heutigen Nachmittag, an Susi und wie sie auf ihm herumgehopst war. Es hatte ihr Spaß gemacht. Daran gab es keinen Zweifel.
    Doch Carlo wusste, dass sein Vater etwas anderes meinte. Jack besaß dasselbe extrem männliche Charisma, das auch Giovanni ausstrahlte. Und allein das war es, was die Leute anzog. Besonders die Frauen, ganz besonders die Frauen.
    Becky Lynn.
    Bei dem Gedanken an die Entdeckung, die er heute gemacht hatte, entspannte er sich augenblicklich. Plötzlich fühlte er sich stark. „Wolltest du sonst noch etwas, Vater? Ich habe nämlich im Moment Besuch. Wichtigen Besuch, den ich nicht so lange allein lassen will.“
    Als er den Hörer auflegte, hallte in seinen Ohren noch immer der Klang von Giovannis Lachen

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