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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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auf und ab, ihre Worte schienen auf ihn zu wirken wie ein Erdbeben. Becky Lynn konnte in seinem Gesicht lesen, wie gern er ihre Behauptung widerlegt hätte, doch er tat es nicht. Er schwieg.
    „Ich liebe dich, Carlo“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. „Du musst mir nichts beweisen, verstehst du? Und du musst vor mir auch nicht so tun, als wärst du jemand, der du gar nicht bist. Ich liebe dich so, wie du bist.“
    Er entzog ihr seine Hand und wandte sich ab. Er weinte. Becky Lynn konnte sich plötzlich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Sie hatte außer ihm keinen einzigen wirklichen Freund. Und sie wollte ihn glücklich sehen.
    Als sie ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte er vor ihrer Berührung zurück. Seine Reaktion tat weh; sie straffte die Schultern. „Du kannst so nicht weitermachen, Carlo“, sagte sie weich. „Es … es wird dich zerstören. Jedes Mal … jedes Mal wenn du mit einer Frau zusammen bist, gibst du ein Stück mehr von dir auf. Du reißt dir das Herz in Stücke, Carlo. Wenn du nicht damit aufhörst, wirst du noch verbluten. Lass mich dir …“
    „Ich will, dass du gehst.“
    „Bitte, lass mich dir helfen.“
    Er starrte sie an, die Hände zu Fäusten geballt, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt. „Ich will, dass du gehst“, wiederholte er.
    Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, was die Models sich erzählt hatten. Und plötzlich verstand sie. „Es ist wegen deines Vaters, stimmt’s? Du versuchst dauernd, ihm etwas zu beweisen. Du versuchst, zu einer ebenso idiotischen Legende zu werden wie er. Aber das hat gar nichts mit dem Menschen zu tun, der du in Wirklichkeit bist, Carlo.“
    Carlo wandte sich von ihr ab und ging ans Fenster. Er schwieg lange. Becky Lynn konnte den inneren Kampf, den er mit sich ausfocht, nur allzu gut nachvollziehen.
    „Was weißt du schon von meinem Vater?“ fragte er schließlich bitter. „Woher willst du eigentlich so genau wissen, was in mir vorgeht und was ich empfinde? Wie kannst du es wagen, mir derartige Sachen an den Kopf zu werfen? Wer gibt dir denn dazu das Recht, Becky Lynn, sag’s mir – los, mach schon, sag’s mir!“ Er hatte sich in Rage geredet und drohte die Beherrschung zu verlieren. „Und ganz nebenbei gesagt“, fuhr er fort, nachdem sie noch immer schwieg, „warst du vielleicht offen zu mir während der ganzen Zeit?“
    „Du hast Recht.“ Becky Lynn holte tief Luft. „Nein, ich war nicht offen zu dir. Ich wollte die Vergangenheit begraben, und ich dachte, wenn niemand etwas über mich weiß, existiert meine Vergangenheit nicht. Ich habe versucht, mir vorzumachen, dass es das Mädchen, das ich einmal gewesen bin, einfach nicht gegeben hätte. Deshalb habe ich nie darüber gesprochen.“
    Sie ging zu ihm hinüber und stellte sich neben ihn, ohne ihn jedoch anzusehen. „Ich wurde von einer Bande Jugendlicher vergewaltigt, als ich siebzehn war“, fing sie mit leiser Stimme an zu erzählen. „Das heißt, es waren drei, aber nur einer davon hat mich … Es kam jemand dazwischen. Sie … sie haben mir eine Papiertüte über den Kopf gezogen, damit sie … damit sie mich nicht anzuschauen brauchten, während … weil … weil ich so hässlich war, verstehst du?“
    Alte Erinnerungen stiegen in ihr empor, und sie hatte plötzlich das Gefühl, ersticken zu müssen. Sie räusperte sich. „Diese Schweine haben sich das nur deshalb getraut, weil sie sich sicher waren, dass sie damit durchkommen würden. Und weil sie dachten, ich sei … ich sei ein Nichts.“ Carlo drehte sich langsam um, und sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen. Sie schaffte es aber nicht, ihm in die Augen zu sehen. „Und auf eine bestimmte Art und Weise hatten sie sogar Recht. Ich gehörte zum weißen Abschaum, und mein Vater war ein gemeiner Trunkenbold, der mich nicht weniger verachtete, als sie es taten.“
    Plötzlich merkte sie, dass sie weinte. Sie blinzelte. „Meine ganze Kindheit und Jugend über haben mich nur meine Träume am Leben erhalten. Ich glaube, wenn ich sie nicht gehabt hätte, wäre ich gestorben.“
    Nun sah sie ihn an. In seinem Blick lagen Wärme, Mitgefühl und Verständnis. „Du hast meine Träume wahr gemacht, Carlo. Du hast mir … alles gegeben. Wie sollte ich dich da nicht lieben? Und wie kann ich ruhig danebenstehen und zuschauen, wie du dich kaputtmachst?“
    „Becky Lynn, ich …“
    Er sprach nicht weiter. Sie nahm seine Hand und zog sie an ihre Lippen. „Ich lasse dich jetzt allein, Carlo. Denk

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