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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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darüber nach, was ich gesagt habe.“
    Damit ging sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und warf ihm über die Schulter einen letzten Blick zu. „Er ist es nicht wert, dass du dich für ihn zerstörst, Carlo. Und das weißt du im Grunde deines Herzens ebenso gut wie ich.“
     
41. KAPITEL
    Nun hatte er es schwarz auf weiß. Er, Carlo Triani, war der Fotograf für H.P. Macro-Wear. Er hatte den Vertrag in der Tasche.
    Carlo warf einen Blick zum Fenster hinaus auf die bunte Blütenpracht in seinem Garten. Sie passte zu seiner Stimmung. Er lächelte in sich hinein. So gut wie heute hatte er sich schon seit langem nicht mehr gefühlt.
    Hugh Preston. Sein Lächeln vertiefte sich. Er hatte einen Freund, eine verwandte Seele gefunden. Ihre Gehirne schienen fast synchron zu arbeiten, ihre Ideen und Vorstellungen liefen auf dasselbe hinaus, was Mode anbelangte, Fotografie und – das Leben. Sie hatten so viel gemeinsam, dass es schon fast beängstigend war.
    Carlos Lächeln erstarb. Hugh war mutiger als er. Er war stärker, kühner. Hugh wäre nie auf die Idee gekommen, seine sexuelle Orientierung vor seinen Mitmenschen ängstlich zu verbergen. Er stand dazu. Etwas anderes war für ihn laut eigener Aussage stets undenkbar gewesen.
    Und dennoch hatte Hugh Carlos Dilemma nachvollziehen können. Weil er sensibel war. Er hatte Carlo unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass er nicht nur an Carlos Arbeit, sondern auch an einem Ausleben ihrer gemeinsamen Neigungen interessiert war.
    Carlo öffnete die Balkontür und trat auf die Terrasse hinaus. Es roch nach Sommer. Er schloss die Augen und sog den süßen Blütenduft und den Duft nach frischem Gras tief in seine Lungen ein. Die Strahlen der Sonne erweckten ihn zu neuem Leben.
    Er rief sich das Gefühl, das Hughs Hände auf seinem Körper ausgelöst hatten, wieder in Erinnerung und durchlebte noch einmal jeden Augenblick ihrer viel zu kurzen intimen Begegnung. Sie erschien ihm im Nachhinein fast wie ein Wunder.
    Er hatte sich verliebt.
    Carlo grinste. Plötzlich fühlte er sich wie ein bis über beide Ohren verknallter Halbwüchsiger, der nur noch an das eine denken kann. Und er konnte sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hughs Wunsch nach einem Wiedersehen auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Was würde Giovanni dazu sagen, wenn er es herausfand?
    Sein Herz begann schneller zu schlagen, die Brust wurde ihm so eng, dass er kaum noch Luft bekam. Er konnte sich die Reaktion seines Vaters nur allzu gut vorstellen. Giovanni würde sich angewidert von ihm abwenden und würde ihn einmal mehr seine Verachtung spüren lassen. Aller Respekt, den sich Carlo im Laufe der Jahre mühevoll erkämpft und für den er in gewisser Weise sein Leben hingegeben hatte, würde verpuffen und sich in Luft auflösen. Niemals, niemals würde Giovanni einen Sohn akzeptieren, der seinen homosexuellen Neigungen nachging.
    Giovanni würde sich von ihm ab- und Jack zuwenden. Jack, der Macho, auf den alle Frauen flogen. Jack, der alles, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, in die Tat umsetzte.
    Oh ja, Giovanni würde ihn, Carlo, fallen lassen wie ein heißes Eisen und würde Jack als seinen einzigen und richtigen Sohn bezeichnen. Er, Carlo, würde in Ungnade fallen für alle Zeiten.
    Carlo ballte die Hände zu Fäusten, während ein Gefühl von hilfloser Wut in ihm aufstieg. Er verfluchte seine Mutter, Giovanni und sich selbst. Er hasste es, sich schwach und ängstlich zu fühlen. Er hasste es, der Tatsache ins Auge sehen zu müssen, dass er nicht der Mann war, der er gern sein wollte. Als er sich abrupt umdrehte, landete sein Blick auf dem Jacuzzi-Pool.
    Rotes Wasser.
    Er schauerte zusammen. Obwohl er versuchte, die Vorstellung zu verdrängen, stieg wieder das letzte Bild seiner Mutter vor seinem geistigen Auge auf.
    Und er sah sich selbst, den Jungen, der sich den leblosen Arm der Mutter um den Hals gelegt und sie aus dem Pool gezerrt hatte, völlig außer sich vor Angst. Am Beckenrand legte er sie ins Gras, warf sich über sie und flehte sie voller Verzweiflung an, ihn nicht zu verlassen. Doch es war zu spät, sie hörte ihn nicht mehr.
    Noch immer hatte er das verzweifelte Schluchzen des Jungen im Ohr. „Warum hast du mich nicht geliebt? Warum hast du mich nicht genug geliebt, um weiterzuleben?“
    Und dann war da nur noch Giovanni gewesen. Giovanni, der unerbittlich an ihm herumkritisierte. Ungeduldig und kalt. Giovanni, dessen Ruhm auf seinen Schultern lastete wie eine Zentnerlast.
    Carlo

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