Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
zwinkerte und wandte sich vom Pool ab und ging wieder hinein. Becky Lynn hatte Recht gehabt. Er konnte nicht mehr so weitermachen wie bisher. Er konnte nicht mehr länger vorgeben, ein anderer zu sein als der, der er war.
Andererseits erschien es ihm ebenso unmöglich, Giovanni mit der Wahrheit zu konfrontieren. Dieser Gedanke war noch schlimmer als der schleichende Tod, dem er sich im Moment ausgesetzt fühlte.
Während er sich den Nacken massierte, um die Verspannungen, die ihm ständig zu schaffen machten, zu lösen, dachte er an das, was Becky Lynn vor zwei Tagen vor ihm gesagt hatte. Endlich verstand er sie. Bis vorgestern hatte er sie nie so richtig einschätzen können, er hatte sie zwar gern und respektierte sie, aber ihm war nie klar gewesen, was in ihrem Kopf eigentlich vor sich ging. Jetzt wusste er es.
Kein Wunder, dass sie sich vor Männern fürchtete. Und dass sie vor jeder körperlichen Berührung zurückschrak. Nun wurde ihm auch klar, wie viel Kraft es sie gekostet haben musste, sich ihm und dem Auge der Kamera auszuliefern. Nun erst verstand er, welches Geschenk er ihr damit, dass er sie in Valentine verwandelt hatte, gemacht hatte. Obwohl er es natürlich gewiss nicht aus reiner Nächstenliebe getan hatte.
Carlo zog die Augenbrauen zusammen. Das Einzige, was er an Becky Lynn nicht verstand, waren die Gefühle, die sie Jack entgegenbrachte. Sein Halbbruder war das einzige Puzzleteil in Valentines Leben, für das er noch keinen entsprechenden Platz gefunden hatte. Was hatte sie an Jack Liebenswertes entdeckt?“
Vielleicht konnte er, Carlo, es nur nicht sehen, weil er es nicht sehen wollte. Vielleicht hatten ihn seine Angst und seine Eifersucht ja blind gemacht.
Carlo schüttelte den Kopf, verärgert über sich selbst. Er hatte sich nichts vorzuwerfen; Jack war genau so, wie er ihn immer gesehen hatte – rücksichtslos, engstirnig und kompromisslos. Liebenswerte Seiten hatte er nicht. Becky Lynn war mit Sicherheit einfach nur seiner Macho-Ausstrahlung erlegen wie alle anderen Frauen auch.
Und ganz nebenbei gesagt war Jack für Becky Lynn ja auch längst Vergangenheit. Carlo runzelte nachdenklich die Stirn. Und er, Carlo, war ihre Zukunft. Sie konnten einander helfen, sich beistehen und gegenseitig beschützen. Er liebte sie, er liebte sie auf eine Art, wie er vor ihr noch nie eine Frau außer seiner Mutter geliebt hatte.
Sein Puls begann sich zu beschleunigen. Carlo Triani und Valentine würden zusammen unschlagbar sein. Sie wären in Sicherheit. Solange sie zusammen waren, würde nichts ihnen etwas anhaben können, und es gäbe nichts, was sie nicht erreichen könnten.
Alles, was er zu tun hatte war, sie davon zu überzeugen.
42. KAPITEL
Wo bin ich? Zoe schaute sich verwirrt um, kramte verzweifelt in ihrem Gedächtnis und wünschte sich einen klaren Kopf. Sie war in eine Bar gegangen. Auf dem Sunset Boulevard. Aber in welche?
Sie sahen alle gleich aus, in schummriges Dämmerlicht getaucht und überfüllt. Und laut. Viel zu laut. Sie holte zitternd Luft. Ihr war schwindlig, und die Musik hämmerte in ihrem Kopf. Die Musik? Mit einem Gefühl des Erschreckens korrigierte sie sich. Das, was sie hörte, war gar keine Musik, sondern das Geräusch ihres Blutes, das wie ein Wasserfall in ihren Ohren rauschte.
Der Mann zu ihrer Rechten presste sich enger an sie. Er strömte einen süßlichen Geruch aus, nach billigem After-shave und Whiskey. „Hi, Baby“, flüsterte er ihr heiser ins Ohr, „lass uns hier weggehen, ja?“
Zoe schaute den Mann an, sie atmete rasch und flach. Kannte sie ihn? Hatte sie sich mit ihm unterhalten? Sie konnte sich nicht erinnern. Er hatte schwarzes Haar und trug einen Bart; seine Augen glänzten, sie glänzten so hell, dass sie sich in ihren Körper einzubrennen schienen. Die Augen eines Dämons, dachte sie, wobei ihr ein kalter Schauer den Rücken hinabjagte.
Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, aber sie brachte kein Wort heraus. Sie griff nach dem Glas, das vor ihr auf der Bartheke stand, im Mund einen Geschmack nach kalter Asche. Was, wenn sie jetzt durchknallte? Einfach abdrehte? Was, wenn sie jetzt ohnmächtig wurde oder gar starb?
Ihr Herz klopfte hart und schnell, als sie die Hand um ihr Glas legte, es langsam an die Lippen hob und trank. Sie zitterte so sehr, dass die Flüssigkeit herausschwappte und sich über die Theke ergoss.
„Also, was ist, Baby, machen wir den Abflug?“
Ihr Blick irrte zu dem Dämon neben ihr. Er lehnte sich an sie, sein
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