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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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anvertraut? Warum versuchte er den Anschein, ein Casanova zu sein, so verzweifelt aufrechtzuerhalten? Warum gab er vor, etwas zu sein, was er gar nicht war? Immerhin war es in der Modewelt keine Schande, homosexuell zu sein. Wozu also die Maskerade?
    Als sie vor Carlos Bungalow anhielt, war sie überrascht, seinen Wagen zu sehen. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch nicht einmal acht. Normalerweise arbeitete er bis spät in die Nacht. Dass er um diese Zeit schon zu Hause war, wunderte sie ganz besonders angesichts der Tatsache, dass er sich auf ein wichtiges Meeting in New York vorbereiten musste.
    Sie stieg aus. Vielleicht war ja die vergangene Nacht turbulent gewesen, dachte sie und lächelte. Heute Morgen am Frühstückstisch hatte er ihr erzählt, dass er mit ein paar Freunden sämtliche Clubs auf dem Sunset Boulevard abgeklappert hatte. Ihr Lächeln verblasste. Oder war er möglicherweise krank?
    Nachdem sie ihren Schlüssel aus ihrer Handtasche gekramt hatte, schloss sie auf. Im Haus war es merkwürdig still. Sie ging durch den Flur in den hinteren Teil.
    Carlos Schlafzimmertür war nur angelehnt. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dieselbe Situation schon einmal erlebt zu haben.
    Damals hatte sie den Mann, den sie liebte, mit einer anderen Frau im Bett ertappt.
    Doch Carlo war nicht der Mann, den sie liebte. Carlo war ihr Mentor. Als sie vorsichtig durch den Türspalt spähte, sagte sie sich, dass sie es nur deshalb tat, weil sie sichergehen wollte, dass Carlo nichts fehlte.
    Eine Frau lag, nur mit einem dünnen Laken bedeckt, quer über dem Bett. Unter dem Laken war sie offensichtlich nackt. Sie schien fest zu schlafen. Carlo stand vor ihr und schaute auf sie hinunter. Sein Gesicht war zu einer traurigen Maske erstarrt.
    Als er den Blick hob, hielt Becky Lynn den Atem an. Die Hoffnungslosigkeit und Leere, die sie in seinen Augen entdeckte, schnitten ihr tief ins Herz.
    Nun war sie sich absolut sicher, dass die Gerüchte, die sie gehört hatte, nicht nur Gerüchte waren. Es war eine Tatsache.
    Carlo war homosexuell.
    Wie vor den Kopf geschlagen, wich sie einen Schritt zurück, dann noch einen. Warum hatte er ihr nichts gesagt, warum hatte er sie nicht ins Vertrauen gezogen? Plötzlich fühlte sie sich hintergangen. Er hatte versucht, ihr etwas vorzumachen, wie allen anderen Frauen auch. Sie dachte an die Male, wo er versucht hatte, sie zu überreden, mit ihm zu schlafen. Er hatte gewusst, dass das, was er vorhatte, eine Lüge war. Der Verrat schmerzte. Wieder einmal fühlte sie sich benutzt und wertlos.
    Carlo hatte sie nun entdeckt und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Da sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, drehte sie sich rasch um und ergriff die Flucht.
    Ihr war klar gewesen, dass Carlo ihr hinterherkommen würde. Während sie im Foyer stand, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, und ihre Handflächen waren feucht. Jack hatte sie betrogen, und Carlo hatte – auf andere Weise zwar, aber dennoch – nichts anderes gemacht. Du hast ihn eben nicht gekannt, sagte sie sich. Plötzlich wurde ihr schwindlig. Er hatte ihr die ganze Zeit über etwas vorgemacht.
    Und du? Hast du ihm in allen Punkten die Wahrheit gesagt?
    Sie verflocht ihre Finger ineinander. Was hatte sie für ein Recht, sich verletzt zu fühlen und wütend zu sein, wo sie doch ebenso Geheimnisse vor ihm hatte wie er vor ihr?
    „Becky Lynn?“
    Als sie sich umwandte, begegnete sie seinem Blick. Wie unglücklich er aussieht, dachte sie und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Er machte einen verzweifelten Eindruck. Ihre Wut und ihre Enttäuschung verflogen.
    Sie ging zu ihm und nahm seine Hand. „Warum hast du es mir nicht gesagt, Carlo? Hast du denn kein bisschen Vertrauen zu mir?“
    „Was gesagt, bella? Ich weiß nicht, wovon du redest.“
    Sie holte tief Luft und umfasste seine Hand fester. „Ich weiß, dass du homosexuell bist.“ Als sie sah, wie sein Gesicht zu einer Maske erstarrte, verspürte sie tiefes Mitleid mit ihm. „Bitte hör auf, dich vor mir zu verstecken. Wir sind Freunde. Ich würde dich niemals verletzen.“
    Er räusperte sich und rang sichtlich um Fassung. „Valentine, bella , ich verstehe dich nicht. Warum sagst du so etwas? Wie kannst du nur auf die Idee kommen, dass ich …“
    „Ich weiß es, Carlo.“ Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ich fühle mich zwar von dir sexuell nicht angezogen, aber ich mag dich. Sehr sogar. Und ich fühle mich für dich verantwortlich.“
    Sein Adamsapfel hüpfte

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