Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
prallte eine Sekunde später entsetzt zurück. Das waren Zahnabdrücke! Kein Knutschfleck, sondern ein Biss! Wer auch immer dafür verantwortlich war, er musste wie ein Vampir an ihr gesaugt haben. Seine Zähne hatten sich so tief in ihr Fleisch eingegraben, dass sie geblutet hatte.
Von Panik erfüllt, strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und nahm es im Nacken zusammen. Dann entdeckte sie die Würgemale an ihrem Hals. Ihr stockte der Atem. Undeutliche Erinnerungen schwammen durch ihr Hirn. Hässliche, erschreckende Bilder. Nun fiel ihr wieder ein, wie sie nach Atem gerungen hatte. Und dann plötzlich war auch der Mann im Bett wieder da. Wie er sie auf den Bauch gedreht hatte und von hinten mit brutaler Härte in sie eingedrungen war.
Er hatte ihr wehgetan. Er hätte sie töten können.
Sie musste weg, und zwar sofort. Ehe er aufwachte.
Auf Zehenspitzen schlich sie sich zurück ins Schlafzimmer und suchte rasch ihre Sachen zusammen. Noch nie im Leben hatte sie so viel Angst gehabt. Sie wagte es nicht, dem Mann noch einen Blick zuzuwerfen, weil sie befürchtete, er könnte sonst womöglich aufwachen.
Mit fliegenden Fingern streifte sie sich ihre Kleider über. Da bewegte er sich. Er öffnete die Augen. Sie waren kalt und stumpf, wie die Augen eines Hais. Oder die eines Teufels.
Von Angst geschüttelt drehte sie sich auf dem Absatz herum und rannte hinaus. An der Wohnungstür angelangt, riss sie sie auf und taumelte in den strahlenden Sonnenschein hinaus. Einen Augenblick später strömten ihr vor Erleichterung die Tränen die Wangen hinab.
Nie wieder, schwor sie sich. Nie wieder.
43. KAPITEL
Becky Lynn starrte Carlo fassungslos an. Sie schüttelte den Kopf. „Du meinst doch nicht etwa, dass…“
„Ja. Genau das meine ich.“ Er ging auf sie zu und nahm ihre Hand. „Heirate mich, Becky Lynn.“
„Aber Carlo …“ Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft. „Wir wissen doch beide, dass wir nicht … dass du …“ Das Ende ihres Satzes blieb in der Luft hängen, und sie suchte seinen Blick. Unmöglich, dass er das ernst meinte. Er konnte es einfach nicht ernst meinen. Doch als sie seine Augen sah, erkannte sie, dass er es genauso meinte, wie er es gesagt hatte. „Ich … ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“
Er drückte ihre Hand, dann ließ er sie wieder los. „Dann sag nichts, sondern hör mir einfach nur zu.“
Als sie Anstalten machte, etwas zu erwidern, hielt er die Hand hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. „Du hattest Recht mit dem, was du vor ein paar Tagen gesagt hast“, begann er. „Mit allem – mit Giovanni und damit, was ich deiner Meinung nach brauche. Und vor allem hattest du Recht damit, was ich mir antue, wenn ich versuche, etwas zu sein, was ich gar nicht bin.“ Er sah sie eindringlich an. „Ich habe die ganze Zeit in einer Falle gesessen, doch nun sehe ich einen Ausweg. Für uns beide.“
Als sie etwas sagen wollte, brachte er sie erneut mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Ja, auch für dich. Schau dich an. Du arbeitest in einer Branche, die dich zu einem Objekt macht, zu einem wunderschönen begehrenswerten Objekt. Die Leute, mit denen du zusammenarbeitest, sind es gewöhnt, ihre Hand nach allem Schönen auszustrecken, Sex gehört für sie zur Tagesordnung. Aber du kannst es nicht ertragen, wenn man dich anfasst, geschweige denn versucht, dich ins Bett zu zerren. Dem allen könntest du aus dem Weg gehen, wenn du mich heiratest. Du hast immer eine Ausrede, warum du dich auf nichts einlassen willst, und es wird eine Ausrede sein, die jeder akzeptieren kann.“
Er kam zu ihr herüber, kniete sich vor sie hin und nahm ihre Hand. „Stell dir das doch nur einmal vor, bella , keine Anmachversuche mehr, keine unverblümten sexuellen Angebote, du bräuchtest dir nie wieder den Kopf zu zerbrechen, wie du diesen oder jenen loswirst, ohne dir irgendwelche Chancen zu verbauen. Wir wären das glücklichste Paar der Welt. Und allen würde das klar sein.“
Er holte tief Atem. „Und ich könnte im Schutz der Ehe meinen Neigungen nachgehen. Ich wäre nicht länger gezwungen, ständig aller Welt beweisen zu müssen, was für ein toller Mann ich bin. Und selbst wenn gelegentlich Gerüchte die Runde machen würden, wer würde sich schon weiter den Kopf darüber zerbrechen, wenn klar ersichtlich wäre, wie glücklich die schöne Valentine ist?“
Sie senkte den Blick und schaute auf seine Hand, die die ihre hielt. Ihr Herz hämmerte. Früher hatte sie von einem
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