Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
sein Bewusstsein ein, was es bedeutete, dass Preston Carlo den Etat überantwortet hatte. Er schaute Pete an. „Bist du dir sicher?“
„Der Vertrag ist schon unterzeichnet.“ Pete jonglierte mit den Tüten. „Ich bin in der Küche, falls du mich brauchst.“
„Alles klar.“ Sein Herz hämmerte wie verrückt, als Jack sich wieder seiner Fotowand und den Aufnahmen von Becky Lynn zuwandte. Carlo hat Macro-Wear gewonnen. Carlo hat mit Hugh Preston geschlafen.
Er fasste es nicht. Seit Jahren waren Gerüchte hinsichtlich Carlos Homosexualität in Umlauf gewesen, doch er ihnen niemals Glauben geschenkt; einerseits deshalb, weil sein Halbbruder bekanntermaßen jede Frau flachlegte, die ihm über den Weg lief, und andererseits, weil in dieser Stadt so viele unhaltbaren Gerüchte kursierten, dass man allein vom Hinhören schon taub werden konnte.
Doch nun fragte er sich ernsthaft, ob an dem Geschwätz nicht vielleicht doch etwas Wahres dran war. War Carlo schwul? Bisexuell war er auf jeden Fall, und Becky Lynn betrogen hatte er auch.
Kopfschüttelnd grübelte Jack über die Ironie des Schicksals nach. Becky Lynn hatte ihn damals verlassen, weil er sich – wie jetzt Carlo – einen Etat mit Sex erkauft hatte.
Er ging hinüber zu seinem Schneidetisch, neben dem die Einladung am Boden lag. Er hob sie auf und schlug sich damit ein paar Mal auf die flache Hand. Becky Lynn hatte keine Ahnung, was sie sich mit Carlo eingehandelt hatte. Bestimmt wusste sie es nicht. Sie konnte es nicht wissen, sonst würde sie ihn nicht heiraten. Er kannte Becky Lynn gut genug, um zu wissen, dass sie das niemals tun würde.
Sie ist dabei, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen.
Du musst sie retten.
Jack verengte die Augen und gab sich ganz seinen hasserfüllten Gefühlen hin. Dieser Hurensohn. Becky Lynn auf eine so schamlose Art und Weise auszutricksen, war mehr als verachtenswert.
Wahrscheinlich hatte er die ganze Sache mit der Hochzeit nur deshalb eingefädelt, um ihn, Jack, fertig zu machen. Jack ballte die Hände zu Fäusten.
Aber würde Becky Lynn ihm überhaupt glauben?
Becky Lynn war loyal. Selbst wenn ihr die Gerüchte schon zu Ohren gekommen wären, hätte sie ihnen doch niemals Glauben geschenkt. Sie würde von Carlo niemals etwas Schlechtes annehmen, es sei denn, sie hätte einen hieb- und stichfesten Beweis dafür in Händen. Er kramte in seinem Gedächtnis und versuchte sich zu erinnern, in welchem Zusammenhang und von wem er die Gerüchte über Carlo gehört hatte.
Jack straffte die Schultern. Er würde ihr schon einen Beweis liefern; er musst e sie einfach retten.
45. KAPITEL
Becky Lynn und Carlo entschieden sich in Anbetracht der Umstände gegen eine kirchliche Trauung und beschlossen stattdessen, sich lediglich vor dem Standesbeamten ihr Jawort zu geben.
Und statt einer Hochzeitsfeier sollte nur ein Polterabend stattfinden – Tremaynes Hochzeitsgeschenk. Als Becky Lynn wegen der hohen Ausgaben Einspruch erhoben hatte, hatte er sie daran erinnert, dass er sie als PR-Kosten von der Steuer absetzen konnte. Also stimmte sie zu.
Die gesamte Modewelt war eingeladen worden, selbst Eileen Ford und John Casablanca, Tremaynes Hauptkonkurrenten. Becky Lynn fragte sich, ob Jack auch kommen würde, gleich darauf verfluchte sie sich selbst für ihre Gedanken. Sie hatte vor, Carlo zu heiraten, und wenn sie erst mit ihm verheiratet war, würde Jack ein für alle Mal Vergangenheit sein. Gleichviel wie auch immer ihr Arrangement mit Carlo aussehen mochte und was ihrer beider Gründe für die Heirat gewesen waren, Becky Lynn war entschlossen, Carlo eine gute und treue Ehefrau zu sein. Sie beabsichtigte, ihr Ehegelöbnis ernst zu nehmen.
Auch wenn Carlo das anders sah.
Becky Lynn grub ihre Zähne in ihre Unterlippe, während sie sich bemühte, gegen die in ihr aufsteigenden Zweifel und die Unsicherheit anzukämpfen. Tat sie wirklich das Richtige? In den Wochen nach ihrer Zustimmung, Carlo zu heiraten, war sie von heftigen Zweifeln geplagt worden, und sie hatte ihre Entscheidung immer wieder von neuem in Frage gestellt. Gewiss war es kein Leichtes, einen Mann zu heiraten, der sie nicht wirklich liebte und von dem sie im Voraus wusste, dass er ihr mit anderen Männern untreu werden würde.
Ob er jemals eine Familie wollte? Sie wünschte sich irgendwann Kinder, sie konnte sich nicht vorstellen, ohne Kinder alt zu werden. Doch wie würde sich das unübliche Arrangement, das Carlo und sie getroffen hatten, auf ein Kind
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