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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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angelangt waren, dann tropften sie auf den Lieferschein. Sie hatte keine Menschenseele, sie war ganz auf sich allein gestellt.
    „Wir müssen miteinander reden.“ Unbemerkt hatte sich die Tür geöffnet, und Miss Opal trat ein.
    Hastig fuhr sich Becky Lynn mit dem Handrücken über Augen und Wangen. Dann warf sie einen Blick über ihre Schulter. Miss Opal stand, die Hände in die Hüften gestützt, mit ernstem Gesicht an der Tür. „Ma’am?“
    „Becky Lynn Lee, ich möchte, dass du mir sofort erzählst, was es mit diesen Jungen auf sich hat.“
    Becky Lynn schaute die Frau an, und plötzlich glaubte sie einen winzigen Hoffnungsschimmer an ihrem düsteren Horizont erkennen zu können. Sie würde Miss Opal alles erzählen. Vielleicht glaubte sie ihr ja doch. Ganz bestimmt würde sie ihr glauben.
    Sie holte zitternd tief Luft. „Sie reden von Ricky und Tommy?“
    „Ja.“ Die Friseurmeisterin machte einen Schritt auf sie zu und schüttelte missbilligend den Kopf. „Nur weil es Leute gibt in Bend, die der Meinung sind, dass du nichts wert bist, musst du dich nicht auch so verhalten.“
    Becky Lynn runzelte die Stirn. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. „W…was… meinen Sie denn … damit?“ stammelte sie.
    „Du poussierst mit den Jungs in der Gegend rum, stimmt’s?“
    „Nein!“ schrie sie vollkommen außer sich und sprang auf. Maßlos enttäuscht, starrte sie Miss Opal an. Wie konnte sie nur so etwas von ihr denken? Und plötzlich waren all ihre Hoffnungen, Unterstützung zu finden, wieder dahin.
    „Ich würde niemals … diese Jungen … sie …“
    „Becky Lynn Lee“, unterbrach Miss Opa sie in strengem Ton, „hör mir zu. Was du machst, ist allein deine Sache. Und wenn du entschlossen bist, deinen Ruf zu ruinieren, kann ich auch nichts daran ändern, aber es wäre schade um dich, wirklich jammerschade.“
    Becky Lynn dachte an den Tag am Fluss, und plötzlich war alles wieder da. Sie spürte, wie sich ihr fast der Magen umkrempelte.
    Und als sie nun Miss Opal anschaute, drängten sich ihr all der erlittene Schmerz, die Angst und die Demütigungen über die Lippen. „Wenn ich Ihnen erzählen würde, wozu diese Typen im Stande sind, würden Sie mir ja doch niemals glauben. Niemals! Doch nicht Tommy Fischer und Ricky Jones würden Sie sagen. Sie würden es nicht für möglich halten, dass sie mich … dass sie mir wehgetan haben.“
    Becky Lynn ballte in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten. „Ich … ich habe geglaubt, dass Sie … dass Sie mich ein bisschen mögen. Und dass Sie eine etwas bessere Meinung von mir haben als die anderen.“ Sie schwieg einen Moment und setzte dann hinzu: „Aber ich habe mich wohl geirrt. Ich …“
    Sie schluckte das Ende des Satzes hinunter, wandte sich ab und legte die Arme schützend um sich. Wenn sie schon kein anderer schützte, musste sie es eben selber tun.
    „Was sagst du da, Becky Lynn? Haben dich diese Jungs … Haben sie dich angefasst?“
    „Ja“, flüsterte Becky Lynn, ohne sich umzudrehen, weil sie sich schämte.
    Miss Opal hüllte sich lange Zeit in Schweigen. So lange, dass sich Becky schließlich doch umwandte. „Und was werden Sie jetzt tun? Mich feuern? Weil ich eine Lügnerin bin?“
    Wieder sagte Miss Opal eine ganze Weile nichts. Sie schien zu über le gen, dann seufzte sie. „Tut mir leid, Mädchen. Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich … ich glaube dir. Obwohl ich wünschte, alles wäre anders.“
    Miss Opal seufzte erneut. „Du hast dich so seltsam benommen … und die beiden, da war irgend etwas in ihren Augen … wie sie dich angeschaut haben. Ich hab’s sofort bemerkt. Natürlich war mein erster Gedanke, dass du und sie … na ja, du weißt schon …“
    Dass du mit ihnen rumgeschlafen hast. Wie weißer Abschaum das eben so macht. Becky Lynn senkte den Kopf und holte zitternd Luft. „Machen Sie sich darüber weiter keine Gedanken, Miss Opal“, flüsterte sie. „Wenn ich nicht gefeuert bin, pack ich jetzt die Lieferung fertig aus.“
    Miss Opal berührte sie leicht an der Schulter. „Es tut mir wirklich leid“, wiederholte sie. „Bitte verzeih mir.“
    Becky Lynn erschauerte. Miss Opals Berührung war freundlich, fast zärtlich und beruhigend.
    Wie gern hätte sie sich an die ältere Frau angelehnt und sich von ihr trösten lassen. Und wie gern hätte sie echtes Zutrauen zu Miss Opal gefasst ihr alles – ihre Ängste, ihre Verzweiflung, ihre Sorgen –, einfach alles erzählt, doch sie wusste es besser. Sie konnte

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