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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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mittlerweile alle. Dass sein Bruder depressiv geworden war, dass er sich in seinem Haus vergrub und sich weigerte, auch nur einen Schritt vor die Tür zu tun, dass er alle Shootings absagte und so weiter. Die heimliche Schadenfreude, die hinter all dem Tratsch hervorlugte, machte Jack fuchsteufelswütend und veranlasste ihn stets, wenn er auf Carlo angesprochen wurde, seinen Halbbruder in Schutz zu nehmen. Und Becky Lynn auch.
    Becky Lynn. Bei dem Gedanken an sie wurde ihm das Herz schwer. Er fluchte leise vor sich hin. Sie hatte Carlo einen richtigen Mann genannt, liebevoll und fürsorglich, während sie ihn, Jack, der Karriere- und Rachsucht bezichtigt hatte.
    Sie hatte Recht.
    Wäre er nicht so mit Blindheit geschlagen gewesen, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Und dann hätte er sie vielleicht auch nicht verloren.
    In der Nacht vor ihrer Hochzeit hatte sie ihm geraten, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Jetzt endlich war ihm aufgegangen, was sie damals gemeint hatte.
    Becky Lynn hatte Carlo geheiratet, weil er gut zu ihr war. Weil er in ihr etwas Besonderes sah und sie dementsprechend behandelte. Und weil er mit ihr umging wie mit einer Gleichberechtigten, einer Partnerin. Jack hatte in ihr nie etwas Besonderes gesehen, und ihm war es immer nur um seine eigenen Bedürfnisse gegangen. Er hatte sich verhalten wie der Elefant im Porzellanladen und schlimmer noch.
    Er bog mit quietschenden Reifen in die Straße ein, in der Carlo wohnte.
    Ab heute würde sich alles ändern. Er hatte seinen Zorn und seine Rachsucht begraben. Den Anfang dazu hatte er in Wahrheit besehen schon vor langer Zeit gemacht; an dem Tag, an dem Becky Lynn Carlo geheiratet hatte, hatte er Stück für Stück von seinem Hass auf seinen Bruder Abschied genommen.
    Jack sprang aus seinem Wagen und eilte im Laufschritt den schmalen Kiesweg zu Carlos Bungalow hinauf. Nachdem sich auf sein Läuten hin nichts rührte, klopfte er an die Tür. „Carlo“, schrie er, „ich bin’s – Jack. Mach auf. Wir müssen miteinander reden.“
    Aus dem Garten, der hinter dem Haus lag, wehten leise Musikfetzen zu Jack herüber. Er erkannte die Melodie. Es war derselbe Song, den er eben im Auto gehört hatte. Er ging um den Bungalow herum zur Gartenpforte, die unverschlossen war, und drückte sie auf.
    „Carlo“, rief er nochmals, „ich bin’s – Jack.“
    Sein Bruder lag im Whirlpool. Zuerst glaubte Jack, er schliefe. Carlo hatte die Augen geschlossen, und ein Arm lag auf dem Beckenrand. Dann sah Jack das Blut. Das Wasser war rot.
    Mit einem entsetzten Aufschrei rannte Jack zu Carlo hin. Er presste einen zitternden Finger gegen dessen Halsschlagader. In demselben Moment, in dem er den nur noch schwach schlagenden Puls ertastet hatte, versuchte Carlo mühsam, die Lider zu heben. Sie flatterten.
    Er lebte noch. Gott sei Dank. Kurzentschlossen zog Jack sich sein T-Shirt über den Kopf, zerriss es in zwei Teile und umwickelte Carlos Handgelenke mit je einem der Fetzen.
    „Lass mich“, stieß Carlo mit schwacher Stimme, fast unhörbar, hervor.
    Jack sah auf dem Beckenrand ein schnurloses Telefon stehen. Er schnappte es sich und wählte 911, wobei er sich fragte, auf wessen Anruf Carlo wohl gewartet haben mochte. Ob er unbewusst gehofft hatte, der Anrufer würde ihn von dem, was er vorhatte, abhalten? Um wen handelte es sich? Vielleicht um Giovanni? Oder um Becky Lynn?
    Womöglich hatte er sich den Apparat ja auch bereitgestellt für den Fall, dass er es sich in letzter Minute noch anders überlegen würde.
    Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis sich am anderen Ende der Leitung endlich jemand meldete. So knapp wie möglich schilderte er dem Mann die Situation, nannte Carlos Namen und Adresse und legte dann auf. Als er sich seinem Bruder wieder zuwandte, sah er, dass Carlos Haut mittlerweile aschfahl geworden war, doch sein Mund formte ein kleines, versöhnliches Lächeln.
    „Nein … verdammt noch mal … nein.“ Jack beugte sich zu Carlo hinunter, schob ihm die Hände unter die Achseln, zerrte ihn aus dem Whirlpool und bettete ihn an den Beckenrand. Dann kniete er sich neben ihn hin und versuchte mit festem Druck auf Carlos Handgelenke das Blut zu stillen, das unaufhaltsam durch die Verbände durchsickerte. „Stirb nicht, Carlo … Becky Lynn braucht dich. Und ich brauche dich auch. Verdammt noch mal, Carlo …“
    Carlos Lider flatterten wieder. Einen Moment später öffnete er wie in Zeitlupe die Augen und begegnete für einen kurzen Moment

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