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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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bereitwillig aufgriff, wallte ein tiefes Glücksgefühl in ihr auf und drohte sie fast hinwegzuschwemmen. Jetzt endlich tat sie das, was sie schon immer hatte tun wollen. Jetzt endlich, hier, hinter der Kamera, fühlte sie sich ganz und gar daheim. Nun wusste sie, welch einen Kurs sie in ihrem weiteren Leben einschlagen würde.
     
53. KAPITEL
    „Es ist elf Uhr morgens in Südkalifornien und wieder einmal ein strahlend schöner Tag.“
    Als der DJ im Radio anfing, sich über einen Verkehrsstau auszulassen, suchte Carlo einen anderen Sender. Während sein Blick über den blühenden Garten wanderte, kam ihm Becky Lynn in den Sinn. Die bunte Blütenpracht erinnerte ihn an sie – lebendig und stark. Carlos Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Es gab nichts, was Becky Lynn nicht bewerkstelligen konnte.
    Sogar das Shooting für Vogue hatte sie ihm abgenommen.
    Er öffnete die Balkontür und trat auf die Terrasse hinaus. Die Sonne brannte unbarmherzig von einem wolkenlos blauen Himmel. Carlo schob die Hände in die tiefen Taschen seines dunkelroten Seidenmorgenmantels und blinzelte. In Gedanken hörte er schon die Leute reden: Um Himmels willen, habt ihr schon gehört? Jetzt lässt sich Carlo schon von seiner Frau bei Shootings vertreten, dabei ist sie doch eigentlich nur Modell. Allerdings macht sie herrliche Bilder.
    Sein Lächeln vertiefte sich. Vermutlich sollte er sich beschämt und unfähig fühlen, doch das war ganz und gar nicht der Fall. Seit Monaten – genauer gesagt, seit Giovanni ihn damals bloßgestellt hatte – war es ihm vollkommen egal, was die Leute redeten. Er hatte es längst aufgegeben, einen möglichst guten Eindruck erwecken zu wollen. Das war ein für alle Mal vorbei, es kam ihm jetzt nur noch dumm und lächerlich vor.
    Nein, er freute sich schlicht und einfach für Becky Lynn. Er war froh, dass sie nun endlich etwas gefunden hatte, das ihr wirklich Halt zu geben vermochte. Es erleichterte ihm seine Entscheidung ganz ungemein.
    Sein Blick wanderte zum Whirlpool. Das Wasser war kristallklar. Er hatte es eben erneuern lassen; die Reinigungscrew hatte erst vor einer Viertelstunde das Haus verlassen.
    Rotes Wasser.
    Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, als er an seine schöne Mutter dachte; an seine Mutter und an sich selbst, wie er sie tot aufgefunden hatte. Seltsam, dass ihm der Gedanke an seinen eigenen Tod weit weniger Angst einflößte – im Gegenteil, er schien ihm wesentlich mehr Sinn zu machen, als ein Leben weiterzuleben, das für ihn unhaltbar geworden war.
    Heute Morgen hatte er Hugh angerufen und eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. Er hatte ihm all das gesagt, was er bisher nie auszusprechen wagte. Nachdem er sich die tiefen Gefühle, die er für den anderen Mann empfand, von der Seele geredet und ihn um Verzeihung gebeten hatte, war ein Gefühl großer Erleichterung und tiefer Ruhe über ihn gekommen.
    Ein Spatz flog von der Dachrinne auf und ließ sich in den Zweigen eines Kirschbaumes am unteren Ende des Gartens nieder. Carlo sah die weißen duftigen Blüten vor sich, die den Baum im nächsten Frühjahr wieder schmücken würden. Er würde sich nicht mehr an ihnen erfreuen können. Seine Zeit war abgelaufen. Mit seinem Vater hatte er seit dem bewussten Abend kein Wort mehr gewechselt; Giovanni hatte sich nie mehr bei ihm gemeldet. Carlo fragte sich flüchtig, auf welchem Wege sich sein Vater wohl endgültige Klarheit über seine, Carlos, sexuelle Orientierung, verschafft haben mochte, doch gleich darauf schob er den Gedanken beiseite. Es war ihm egal.
    Giovanni hätte es schon viel früher erfahren sollen. Er, Carlo, hätte den Mut aufbringen müssen, sich ihm zu offenbaren. Dass er in diesem Punkt so kleinmütig gewesen war, war etwas, das er sich nicht verzeihen konnte, doch nun ließ sich nichts mehr daran ändern.
    Es fiel ihm schwer, sich eingestehen zu müssen, ein Feigling gewesen zu sein. Als er nun über sein Leben nachdachte, war es diese Tatsache, die ihm am meisten zu schaffen machte. Es gab nichts, was er mehr bereut hätte.
    Jack. Erstaunt registrierte er, dass er bei dem Gedanken an seinen Halbbruder keinen Zorn verspürte. Er machte ihn für nichts verantwortlich, obwohl er den Verdacht hatte, dass Becky Lynn die Sache ganz anders sah. Carlo war überzeugt davon, dass er die Schuld ganz allein bei sich selbst zu suchen hatte. Bei sich und seiner Feigheit. Seiner Feigheit, die ihn veranlasst hatte, der Welt einen Menschen

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