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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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höchste Zeit, dass sie sich selbst half.
    Entschlossen schulterte sie ihre Reisetasche neu und verließ das Haus. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

2. TEIL
     
7. KAPITEL
    Los Angeles, Kalifornien
    1972
    Für den acht Jahre alten Jack Gallagher waren Frauen absolut das Größte auf der Welt. Er liebte ihren Duft, der süß war wie Blumenduft und prickelnd wie Sonnenstrahlen. Er liebte die Struktur ihrer Haut, warm und weich und glatt; er liebte ihre Rundungen, diese weichen Kissen, die einen erregenden Duft ausströmten, er liebte die Art, wie sie mit leiser, sanfter Stimme auf ihn einredeten.
    Jacks früheste Erinnerungen hatten weniger mit seiner Mutter zu tun als mit den unzähligen Models, die ihn knuddelten, in den Arm nahmen und streichelten, mit diesen traumhaft schönen Mädchen, die Küsse und Süßigkeiten an ihn verteilten, seine Tränen trockneten und ihm Geschenke mitbrachten.
    Seine Mutter, die wunderbarste Frau der Welt, hatte immer behauptet, er besäße die Gabe, mit nichts als einem schmachtenden Blick selbst das übellaunigste und verwöhnteste Model in einen Ausbund an Gefügigkeit zu verwandeln.
    Männer andererseits waren – wie Jack im Lauf der Zeit hatte lernen müssen – nicht so leicht zu handhaben. Sie hatten keine Zeit, um die Fragen eines kleinen Jun gen zu beantworten und seine Neugier zu stillen. Sie gaben ihm klar und deutlich zu verstehen, dass sie ihn für eine Landplage hielten und dass sie nur bereit waren, ihn auf dem Set zu ertragen, weil Sallie Gallagher eine ausgezeichnete Maskenbildnerin war und sie sie brauchten.
    Dabei war ihm von Anfang an klar gewesen, wie wichtig es war, sich im Hintergrund zu halten und während der Arbeit nicht zu stören. Die großen Fotografen, die wie Feldherren ihre Studios abschritten, stellten Forderungen und verlangten absoluten Gehorsam, sie hassten es generell, bei ihrer Tätigkeit gestört zu werden, und ganz besonders von einem kleinen quicklebendigen Jungen, der ihnen neugierige Fragen stellte.
    Mit der Zeit hatte Jack es gelernt, sich in sein Schicksal zu fügen, sich ein stilles Plätzchen zu suchen und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Er versetzte sich in Fantasiewelten, in denen er der Held war. So wurde der Innenraum eines Schranks zu einer Burg oder einer Höhle, einige zusammengeschobene Stühle zu einem Segelschiff, der Vorführraum zu einem ganzen Königreich.
    Aus seinen Verstecken heraus hatte er jedoch auch eine ganze Menge gesehen und gelernt. Als er das erste Mal beobachtet hatte, wie es eine Frau und ein Mann miteinander trieben, wie sie sich gegenseitig berührten, hatte er sich vor Aufregung fast in die Hosen gepinkelt. Zuerst war er vor Fassungslosigkeit und Schreck zur Salzsäule erstarrt und hatte geglaubt, seinen Augen nicht trauen zu können. Abends beim Ausziehen hatte er an sich hinuntergeschaut und sich gefragt, ob sein Penis wohl auch irgendwann einmal so groß werden würde. Es war ihm vollkommen unvorstellbar gewesen.
    Auf dem Set hatte er auch die Regeln des Erwachsenenlebens gelernt: Zum Beispiel, dass Wahrheit ebenso käuflich war wie fast alles in dieser Welt des schönen Scheins und dass das Leben nur als Tauschhandel funktionierte – gibst du mir, geb ich dir. Und schließlich hatte er gelernt, dass schöne Dinge etwas Besonderes waren. Etwas ganz Besonderes. Und alles Schöne hatte seinen Preis. Je schöner etwas war, desto teurer war es. Und umgekehrt.
    Jack ließ sich auf eine durchgesessene Ledercouch plumpsen, die an einer Wand etwas abseits des Trubels stand, der im Studio herrschte. Jetzt, mit acht Jahren, war er zu alt, um solche Spiele zu spielen, schon zu groß, um sich vorzumachen, ein Kleiderschrank sei eine Burg oder zusammengeschobene Stühle seien ein Segelschiff. Jetzt interessierte er sich mehr für das, was auf dem Set vor sich ging. Er beobachtete die großen Meister bei ihrer Arbeit. Er beobachtete sie ganz genau. Und schmiedete Pläne.
    Schmiedete Pläne deshalb, weil er zufälligerweise irgendwann einmal mitangehört hatte, wer er wirklich war. Da von war er auf gewacht.
    Giovannis Bastard.
    Als er das Wort das erste Mal gehört hatte, war ihm noch nicht klar gewesen, was es bedeutete. Aber er hatte es sich eingeprägt. Es klang irgendwie wichtig, obwohl irgendetwas an der Art, wie es fallen gelassen worden war, ihn verletzt hatte. Plötzlich war er sich schmutzig vorgekommen, so als hätte er etwas getan, dessen er sich schämen müsse.
    Er hatte

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