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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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ihre Vorlieben, was die Fotoausrüstung anbetraf, und ihre Arbeitsweisen.
    Da er als Erstes eine Kamera brauchte, war er sich für keine Arbeit zu schade gewesen, Hauptsache war, sie wurde gut bezahlt. Nach nicht allzu langer Zeit hatte er sich eine ansehnliche Summe zusammengespart. Und jetzt endlich war er stolzer Besitzer einer gebrauchten Nikon F2 mit Winder und zwei Objektiven verschiedener Brennweiten.
    Jack strich liebevoll, fast ehrfürchtig, mit den Fingerspitzen über die schwarze Kamera, berührte die Hebel und Knöpfe. Seine Kamera. Das erste Stück einer professionellen Ausrüstung, das erste von vielen. Bald würde er eine Mittelformatkamera brauchen und noch mehr Objektive, ein Stativ, Lampen und Dunkelkammerutensilien. Und einen Platz, an dem er arbeiten konnte.
    Doch die 35-mm-Kamera war ein guter Anfang, sie garantierte ihm Flexibilität und Mobilität. Giovanni arbeitete mit seiner 35-ger mehr als mit allen anderen.
    Jack runzelte die Stirn und legte die Nikon auf das Regal über seinem Schreibtisch zurück. Seit dem denkwürdigen Tag vor acht Jahren hatte er den großen Meister nur ein paar Mal wiedergesehen. Seine Mutter hatte danach aufgehört, ihn zu Giovannis Fotoshootings mitzunehmen. Sie hatte behauptet, es sei ihre eigene Entscheidung und hätte nichts mit Giovanni zu tun, doch Jack dachte anders darüber. Er war fest davon überzeugt, dass sein Vater sich seine Anwesenheit verbeten hatte. Solange es Giovanni gelang, sich seinen Sohn vom Leib zu halten, war er für ihn nicht existent.
    Sobald Jack anfing darüber nachzudenken, wuchs seine Entschlossenheit. Und seine Wut.
    Ebenso wie seine Neugier auf seinen Halbbruder. Er dachte über ihn nach, versuchte, ihn sich vorzustellen: was er machte, wie er aussah, ob sie einander sympathisch wären oder nicht. Die Torheit jedoch, ihn sich als seinen Freund oder sogar als seinen Bruder vorzustellen, gestattete sich Jack niemals; dazu war die Lektion, die ihm Giovanni erteilt hatte, zu schmerzhaft gewesen. Er hatte sich geschworen, nie wieder so naiv an eine Sache heranzugehen.
    Und doch ließ ihn der Ge danke an Carlo nicht los. Er hielt nach ihm Ausschau, durchforstete jede Zeitschrift, die seine Mutter mit nach Hause brachte, von A bis Z nach einem Foto oder einem sonstigen Hinweis auf seinen Halbbruder.
    Eines Morgens – er lag noch im Bett und versuchte sich gerade an den Gedanken zu gewöhnen, dass er gleich aufstehen und in die Schule gehen musste – zahlte sich seine Suche aus. Noch nicht ganz wach griff er nach der Zeitschrift People , die er am Abend vorher vor dem Einschlafen nur zur Hälfte durchgeblättert hatte, und stieß auf einen Artikel, in dem berichtet wurde, dass Carlos Mutter, ein früheres Model, sich nach einem tragischen Autounfall, in den sie verwickelt gewesen war, das Leben genommen hatte. In der Meldung wurden auch ihr Ehemann, der berühmte Modefotograf Giovanni, von dem sie getrennt gelebt hatte, und der gemeinsame Sohn Carlo erwähnt.
    Jack starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf das Foto von Carlos Mutter. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen. Und jetzt war sie tot. Hieß das, dass Carlo jetzt zu seinem Vater ziehen würde? Oder lebte er bereits mit ihm zusammen? Jack klappte die Zeitschrift zu und schaute auf das Erscheinungsdatum. Das Magazin war schon mehrere Monate alt.
    Im Zimmer nebenan hörte er seine Mutter herumkramen. Sie machte sich fertig, um zur Arbeit zu gehen. Sie war früh dran heute, weil für diesen Tag ein wichtiges Fotoshooting mit Giovanni für die Vogue angesetzt war, das eine Menge Vorbereitungen erforderte.
    Sie würde wissen, was mit Carlo war. Er würde sie einfach fragen.
    Er sprang aus dem Bett, klemmte sich das Magazin unter den Arm und klopfte an ihre Schlafzimmertür. Sallie Gallagher stand im angrenzenden Bad vor dem Spiegel und schminkte sich. Als Jacks Blick auf die hochgewachsene, schlanke Gestalt seiner Mutter fiel, erglühte er vor Stolz. Sallie Gallagher, die eine Vorliebe hatte für ausgesprochen unkonventionelle Kleidung, war eine außergewöhnlich attraktive Frau. Mit ihrer ungebändigten sandfarbenen Mähne und den Sommersprossen wirkte sie wie eine Mischung aus Wildfang und Muse.
    Jack blieb auf der Türschwelle stehen und lächelte sie an. „Hi, Mom.“
    „Hi.“ Erstaunt musterte sie ihn. „Du bist ja schon auf.“
    „Du weißt doch, dass ich es immer gar nicht abwarten kann, in die Schule zu gehen.“
    Sein Sarkasmus veranlasste sie, das Gesicht zu

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