Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
verziehen. „Wenn du dich ein bisschen mehr anstrengen würdest, würde dir die Schule auch mehr Spaß machen.“
„Ach, ich hab eben einfach nicht besonders viel damit am Hut.“ Er musterte sie. „Großer Tag heute?“
„Mmm. Giovanni hat acht Models gebucht. Wird schwierig sein, das alles an einem Tag durchzuziehen.“
„Ich würde gern dabei sein und ein bisschen helfen.“
Sie stutzte einen Moment, dann warf sie ihren Lippenstift in ihr Kosmetiktäschchen. Als sie seinem Blick im Spiegel begegnete, wich sie ihm aus. „Du musst in die Schule.“
„Wirklich? Es wäre nicht das erste Mal, dass ich schwänze.“
„Du bist jetzt in der High School, da sind die Anforderungen höher. Du kannst es dir nicht mehr leisten, etwas zu versäumen.“
„Meine Noten sind doch in Ordnung, oder etwa nicht?“
„Du bist intelligent, Jack, und ich bin stolz auf dich.“ Sie zog den Reißverschluss des Kosmetiktäschchens zu. „Aber meine Antwort ist dennoch nein.“
„Ich darf nur deshalb nicht mit, weil Giovanni was dagegen hat.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Er ist es, der mich einfach nicht dabeihaben will und den es stört. Stimmt doch, oder?“
Sie holte tief Luft. „Wir haben das alles schon x-mal durchgekaut, Jack. Dass ich dich nicht dabeihaben will, hat nichts mit Giovanni zu tun. Es ist meine eigene Entscheidung.“
„Wird sein heiß geliebter Carlo da sein? Ist das vielleicht der Grund, weshalb er mich nicht dahaben will?“
Sie stieß einen überraschten Laut aus. „Was weißt du von Carlo?“
Jack schlug die Zeitschrift an der entsprechenden Seite auf und reichte sie ihr. Nachdem sie den Artikel überflogen hatte, sah sie ihn an. „Nun, dann weißt du ja jetzt das Wichtigste und die Sache wäre also geklärt.“
Jack hob aggressiv das Kinn. „Und? Lebt er mit seinem geliebten, angebeteten Daddy zusammen? Ist er der Grund, weshalb du mich im letzten Jahr nicht auf ein einziges Shooting bei Giovanni mitgenommen hast? Hat er es dir verboten? Damit sein legitimer Sohn nicht durch den Kontakt mit seinem Bastard beschmutzt wird? Ich will endlich die Wahrheit wissen.“
Jetzt wurde seine Mutter wütend. Aus zornsprühenden Augen sah sie ihren Sohn an. „Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt, Jack. Ich will dich nicht dabeihaben, weil ich der Meinung bin, dass es nicht gut für dich ist. Und zu deiner anderen Frage: Ja, Carlo lebt jetzt bei seinem Vater. Und er wird heute beim Shooting dabeisein. Sonst noch was?“
„Ich will ihn mir ja nur ein einziges Mal anschauen. Ist das etwa zu viel verlangt?“ Jack gab ein frustriertes Schnauben von sich. „Schließlich ist er mein Halbbruder, und ich kann nicht sehen, was daran so falsch sein soll.“
Sie kam zu ihm herüber. Obwohl sie groß war und er erst sechzehn, überragte er sie bereits um einen halben Kopf. „Ich bin eben der Meinung, dass es nicht gut ist für dich, wenn du mit Carlo oder Giovanni Kontakt hast.“
„Warum?“
Sie streichelte ihm mit dem Handrücken über die Wange und seufzte leise. „Ist das nicht offensichtlich? Giovanni hat dich verletzt. Die ganze Situation ist verletzend. Ich liebe dich, Jack. Ich will nicht, dass dir noch mal jemand wehtut.“
„Ich kann damit umgehen, glaub mir“, gab er finster zurück. „Ich bin kein Baby mehr. Und auch nicht mehr acht. Ich werde schon nicht gleich losheulen.“
Sie erwiderte nichts. In ihren Augen stand Mitleid, und er hasste das. Er wandte sich ab und ging hinüber zum Fenster. Tief enttäuscht starrte er eine Weile hinunter auf die Straße, bevor er sich wieder umdrehte. „Ich will aber mit“, beharrte er eigensinnig. „Du weißt genau, wie wichtig es mir ist, bei Shootings dabeizusein. Und ich kenne dort alle Leute, sie sind meine Freunde. Ich gehöre dorthin.“
Sie schüttelte entschlossen den Kopf. „Diesmal nicht. Es tut mir Leid. Ein andermal wieder.“
„Mom, ich …“ Wütend verschluckte er das Ende des Satzes, zornig darüber, dass Carlo dort sein würde, während er ausgeschlossen war. „Für dich mag es so aussehen, als sei es zu meinem Besten, aber mir kommt es vor wie eine Strafe.“
„Ach, Jack. Ich will alles andere als dich bestrafen, glaub mir.“ Sie trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich bin nur einfach der Meinung, dass es dir nicht gut tun würde, mit Giovanni und Carlo zusammen zu sein. Versteh mich doch. Ich bin deine Mutter und habe die Pflicht, mir Gedanken darüber zu machen, was gut ist
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