Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
verhalt dich auch dementsprechend. Du gehst heute nicht mehr aus dem Haus, hast du mich verstanden?“
Keine Gina. Aus der Traum. Er machte einen Schritt auf sie zu und hob bittend die Hände. „Aber, Mom, ich wollte dich gerade fragen, ob ich …“
„Gib dir keine Mühe, Jack. Du hast Hausarrest. Heute hast du schon genug Dummheiten angestellt.“
Hausarrest? Von neuem stieg kalte Wut in ihm auf. Was sollte das? Noch nie im Leben hatte seine Mutter ihm Hausarrest verordnet, warum kam sie jetzt, wo er schon fast erwachsen war, damit an? Und mit Mrs. Green schien sie es tatsächlich ernst zu meinen, denn nun wählte sie eine Nummer. Das war ja nicht zu fassen. Das war ja wirklich nicht zu fassen.
Tatsächlich hatte sie gleich darauf Mrs. Green an der Strippe, und Jack hörte mit Entsetzen, wie sie ihre Bitte äußerte.
Nachdem sie wieder aufgelegt hatte, setzten sie sich an den Tisch und aßen in gespannter Atmosphäre, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Hinterher räumten sie, noch immer schweigend, zusammen die Küche auf, dann ging Sallie sich frischmachen. Während sie im Bad war, dachte Jack unausgesetzt, wie schon während des Essens, an Gina und ihre Einladung, die er jetzt abzusagen gezwungen war. Und was alles daraus hätte werden können.
Hätte. Aber er hatte Hausarrest. Er murmelte eine Verwünschung, nahm das Telefonbuch zur Hand und suchte sich Ginas Nummer heraus.
Als er sie gefunden hatte, nahm er den Hörer ab und wählte. Nach dem ersten Läuten legte er wieder auf. Nein. Er würde die Verabredung nicht absagen. Er dachte überhaupt nicht daran.
Nachdem seine Mutter das Haus verlassen hatte, rief er Mrs. Green an und sagte, dass ihm nicht gut sei und dass er deshalb gleich zu Bett gehen würde. Alles sei in Ordnung, und sie brauche sich nicht die Mühe zu machen, nach ihm zu sehen. Obwohl es erst acht war, klang sie verschlafen, fast so, als hätte er sie geweckt. Seinen Wachhund. Wenig später ging er aus dem Haus und rannte die Straße hinunter zu Tony’s , dem Italiener, bei dem er ein paar Tage die Woche abends kellnerte. Danny, einer seiner Kollegen, hatte Jack schon öfter angeboten, dass er sich im Bedarfsfall sein Auto ausleihen könne. Bisher hatte Jack seine Großzügigkeit noch nicht in Anspruch genommen, doch heute schien ihm der richtige Augenblick gekommen.
Mit dem Versprechen, gegen Mitternacht zurück zu sein, nahm er die Wagenschlüssel entgegen. Gina wohnte in Hollywood Hills am Fuß der Santa-Monica-Berge, und er fand ihr Haus ohne Probleme. Die Fahrt hatte weniger Zeit in Anspruch genommen als erwartet.
Er klemmte sich seine Bücher – ein Französischbuch war nicht dabei – unter den Arm und stieg aus.
Gina öffnete ihm die Tür, noch bevor er die Gelegenheit hatte, sich bemerkbar zu machen. Offenbar hatte sie schon auf ihn gewartet. Sie trug eine hautenge Jeans, und die Bluse, bei der die obersten Knöpfe offen standen, hatte sie in die Hose gesteckt. Während er sie mit begehrlichen Blicken musterte, wurde ihm die Brust zu eng. Er holte tief Luft. „Du siehst … toll aus.“
„Danke.“ Sie lächelte. „Ich hab schon befürchtet, du kämst nicht mehr.“
„Ja, tut mir Leid, ich bin ein bisschen zu spät dran. War nicht ganz einfach, mich von daheim loszueisen heute.“
„Deine Mutter war stocksauer, stimmt’s?“
„Das kannst du laut sagen.“ Gina ließ ihn eintreten, und er schaute sich um. Das Haus war nicht groß, aber geschmackvoll eingerichtet; eine ganze Wand im Flur war mit gerahmten Fotos tapeziert, die Gina als Titelbild auf irgendwelchen Modemagazinen zeigten.
„Dafür ist meine Mutter verantwortlich“, erklärte Gina, als sie Jacks Blick folgte. „Sie hat die Fotos aufgehängt, damit sie immer daran erinnert wird, was sie für eine berühmte Tochter hat.“
„Aha. Und wo ist sie jetzt?“
„Aus gegangen. Mit ihrem Freund.“ Gina schnitt eine Grimasse. „Der Typ ist ein echtes Arschloch kann ich dir sagen.“
Ihre Mutter war nicht da? Jacks Pulsschlag begann sich zu beschleunigen. „Und sie hat nichts dagegen, dass ich hier bin?“
„Ich habe ihr nichts gesagt, aber sie wird bestimmt nicht so bald zu rück kommen. Bei ihr wird es immer sehr spät.“ Gina grinste und deutete mit dem Kopf auf eine Tür. „Komm.“
Sie führte ihn in ein großes, stilvoll möbliertes Zimmer, das mit einer komfortablen Ledergarnitur ausgestattet war. An den mit hellem Holz verkleideten Wänden standen Bücherregale. „Das war Dads
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