Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Carlo eilfertig und schaute seinen Vater um Verzeihung heischend an. „Es tut mir Leid, mein Benehmen war unentschuldbar.“
Jack hob trotzig das Kinn. „Scheint mir eher so, als hätten Sie das Shooting selbst unterbrochen. Wir haben uns doch nur … ein bisschen unterhalten.“
„Du unverschämter Rotzjunge!“ Der Fotograf schob sich wütend mit beiden Händen das Haar aus der Stirn. „Geh mir aus den Augen, und zwar auf der Stelle! Und lass dich hier nie wieder blicken. Nie wieder, ist das klar?“
„Kein Problem, Dad. Aber eins lass dir gesagt sein: Eines Tages werd ich’s dir heimzahlen, verlass dich drauf. Eines Tages wirst du einsehen, dass du einen großen Fehler gemacht hast.“
Einen Augenblick starrte Giovanni Jack verdutzt an, dann stieß er einen Fluch aus und sah sich um. „Tank!“ brüllte er unbeherrscht. „Tank! Schaff mir diesen bastardo aus den Augen, aber ein bisschen plötzlich!“
„Jack!“
Als Jack sich umdrehte, sah er seine Mutter, die sich mit erschrockenem Gesichtsausdruck einen Weg durch die Menge bahnte. Er fluchte innerlich.
„Was ist los hier?“ Sie blieb neben ihm stehen und schaute von ihm zu Giovanni, dann zu Carlo und wieder zu ihm zurück. „Was machst du hier?“
Noch bevor Jack dazu kam, ihr eine Erklärung zu liefern, schaltete sich Giovanni ein. „Ich sollte dich auf der Stelle feuern, Sallie. Wenn ich deinen Jungen auch nur noch ein einziges Mal bei mir auf dem Set erwische, kannst du deine Sachen packen, verstanden? Und wenn ich dich rausschmeiße, kriegst du von niemandem hier in der Stadt mehr einen Job, das ist dir doch hoffentlich klar, oder?“
„Lass meine Mutter da raus, du Schweinehund“, brüllte Jack Giovanni an. „Dass ich hier bin, hat nichts mit ihr zu tun. Es ist nicht ihre Schuld.“
„Da irrst du dich aber ganz gewaltig, Freundchen. Es hat sehr viel mit ihr zu tun, weil du nämlich ihr Sohn bist. Denk daran, wenn du das nächste Mal versuchst, dich mit mir anzulegen.“ Giovanni schaute in die Runde und klatschte in die Hände. „Die Show ist vorbei, Leute. Los, an die Arbeit!“
Jack fühlte sich von Tank am Arm gepackt und versuchte, die Hand des bulligen Mannes abzuschütteln. „Ich brauch keine Hilfe“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, „ich kann allein gehen.“
Er wandte sich um und ging zur Tür, wo bei er sowohl die beunruhigten Blicke seiner Mutter als auch die triumphierenden seines Halbbruders in seinem Rücken zu spüren glaubte. Wieder kochte unsäglicher Zorn in ihm hoch. Er fluchte lautstark. Warum zum Teufel hatte er bloß die Nerven verloren? Warum war er nicht einfach ganz cool geblieben?
„Jack! Warte!“
Jack, der die Tür schon fast erreicht hatte, blieb stehen und drehte sich um. Gina kam auf ihn zugerannt, was mit dem hautengen, knöchellangen Kleid gar nicht so einfach war.
Bei ihm angelangt, warf sie einen schnellen Blick über die Schulter, dann sah sie ihn an. „Lass uns rausgehen.“
Als sie durch die Eingangstür traten, wurden sie von der Sonne geblendet. Ihre Augen, die so lange dem Kunstlicht ausgesetzt waren, hatten Mühe, sich an das Sonnenlicht zu gewöhnen. Gina lächelte Jack an. „Ich wollte dir nur sagen, dass du dich wirklich ganz toll geschlagen hast, ehrlich.“ Sie hob die Schultern. „Ich … ich bin echt geschmeichelt, Jack, dass du dich so für mich ins Zeug gelegt hast. Cool, echt.“
Jack hob den rechten Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen. „Ja?“ fragte er gedehnt.
„Ja.“ Sie trat ganz nah an ihn heran und legte ihm die Hände auf die Brust. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. Um ihre Mundwinkel spielte ein provozierendes Lächeln. „Schade, dass du gehen musst.“
Ihre körperliche Nähetat schon wieder ihre Wirkung. Jack umfasste ihre Hüften. „Komm doch mit.“
Sie gab einen missvergnügten Laut von sich. „Ich kann nicht. Das weiß du doch ganz genau.“
Er zog sie an sich. Am liebsten hätte er sie jetzt geküsst, und er glaubte zu spüren, dass sie dasselbe wollte. Aber er wusste auch, dass sie sich damit Ärger einhandeln würde, weil der Kuss ihr Make-up ruinieren würde. Also ließ er es lieber und fuhr stattdessen langsam mit den Fingerspitzen über ihr Schlüsselbein. Sie erschauerte.
„Wir können uns ja später treffen“, schlug er vor. Seine Stimme war heiser geworden.
„Wo denn?“
„Das wirst du mir schon sagen.“
Sie dachte einen Moment nach. „Bei mir zu Hause. Bring deine
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