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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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zurücktaumelte und hart mit dem Kopf gegen die Wand prallte. Ein rasender Schmerz durchzuckte sie, dann gaben die Beine unter ihr nach, und sie sackte langsam in sich zusammen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass ihr Vater auf seinen Platz vor dem Fernseher zurückgekehrt war. Er schnappte sich die Whiskeyflasche vom Couchtisch und setzte sie an die Lippen. Gluckernd rann der Alkohol in seine Kehle. Becky Lynn glaubte diesen Anblick kaum ertragen zu können, und plötzlich stieg kalter Hass in ihr auf, das Verlangen, ihrem Vater genauso wehzutun, wie er ihr, sich an ihm zu rächen, zu kratzen, zu beißen und um sich zu schlagen. Am liebsten wäre sie zu ihm hinübergegangen und hätte ihm ihre Faust mit voller Wucht ins Gesicht gedonnert.
    Oh Gott. Becky Lynn machte schnell die Augen wieder ganz fest zu, um dieses Bild aus ihrem Kopf zu vertreiben. Nein, sie würde sich nicht auf sein Niveau hinunterbegeben. Sonst würde sie so werden wie er.
    Ganz abgesehen davon, dass sie ihm natürlich rein körperlich gar nicht gewachsen wäre. Noch bevor sie in der Lage wäre, den ersten Fausthieb zu landen, hätte er sie am Schlafittchen und würde sie verprügeln, dass ihr Hören und Sehen verging.
    Sie rappelte sich auf und schleppte sich in die Küche, wo ihre Mutter gerade dabei war, Randy mit leiser Stimme über die Dinge zu informieren, die bis zum Wochenende erledigt werden mussten. Ihr Bruder stand einfach nur da, unbehaglich und steif, und hörte zu. Als Becky Lynn hereinkam, vermieden es beide, sie anzusehen, doch sie wusste auch so, was sie dachten: Wenn du es nicht gewesen wärst, hätte es einen von uns beiden erwischt.
    Und damit hatten sie wahrscheinlich Recht. Sie war sich dessen sogar ziemlich sicher. Sie wusste, warum sich Randy niemals für sie einsetzte, warum ihre Mutter nie offen für sie Partei ergriff. Weil sie beide Randall Lees Zorn fürchteten.
    Becky Lynn ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte sich bei ihrem Vater durchaus schon für Randy eingesetzt, ebenso wie auch für ihre Mutter. Dafür hatte sie entsprechend bezahlen müssen.
    Und sie hatten nicht einmal das Zeug dazu, ihr jetzt in die Augen zu schauen.
    Zitternd holte sie Luft. Wieder durchzuckte sie ein stechender Schmerz. Sie war es so müde, immer allein zu sein mit ihrer Angst. Und mit ihrer Verzweiflung.
    In ihren Augen brannten ungeweinte Tränen. Wie schön musste es sein, jemanden zu haben, mit dem man in der Dunkelheit flüstern konnte, jemanden, an den man sich anlehnen, auf den man zählen konnte. Bei dieser Vorstellung ergriff sie tiefe Hoffnungslosigkeit. Sie durchquerte langsam, mit gesenktem Kopf, die Küche, holte sich ein Messer aus der Schublade und begann, ihrer Mutter beim Erbsenschälen zu helfen.
     
3. KAPITEL
    „Becky Lynn, Baby, komm her.“
    Becky Lynn blieb vor der Eingangstür stehen. Plötzlich fühlte sie sich wie eine Gefangene, die beim Ausbruch aus dem Gefängnis ertappt wird. Sie drehte sich um. Ihre Mutter stand an der Küchentür; sie trug das geblümte Hauskleid, das Becky Lynn ihr vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Das lebhafte Rosenmuster war mittlerweile ausgeblichen und hatte einen hässlichen Graustich. Wie ihre Mutter. Und alles in diesem Haus.
    Als Becky Lynn in das müde Gesicht ihrer Mutter schaute, verspürte sie plötzlich tiefes Mitleid. Und Angst. Angst davor, dass sie mit sechsunddreißig ebenso geschlagen und hoffnungslos aussehen könnte.
    Sie verdrängte diesen Gedanken und zwang sich zu einem Lächeln. „Was ist denn, Mama?“
    Die Lippen der Mutter verzogen sich zu einem winzigen Lächeln. „Ich dachte, ich könnte dir mal wieder das Haar bürsten.“
    Becky Lynn zögerte. Heute war ihr freier Tag, und sie hatte vorgehabt, ihn in der Sonne schmökernd unten am Fluss zu verbringen. Sie hatte sich ein paar Modezeitschriften, ein Sandwich und etwas zu trinken in ihren Rucksack gepackt und wollte eben so unauffällig wie möglich verschwinden. Es würde ihr letzter fauler Tag sein, denn bald schon begann die Schule wieder, und dann hatte sie wieder alle Hände voll zu tun.
    Einen Seufzer unterdrückend warf sie einen Blick durchs Fenster auf den strahlend blauen Himmel. Dann nickte sie und lächelte. Der Fluss würde ihr nicht davonlaufen. „Oh, ja, Mama, das wäre schön.“ Sie stellte ihren Rucksack ab und folgte ihrer Mutter ins Wohn zimmer, wo sie sich in dem Korbsessel am Fenster niederließ. Ihre Mutter holte rasch eine Bürste, trat dann hinter sie und

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